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Zinkabgabe der Unterkonstruktion von Freiflächenanlagen: Das sollten Sie beachten

Bei Solarparks stehen 20 Jahre und länger verzinkte Stahlpfähle im Boden. Wir sprachen mit Mechthild Janischowsky vom Stahlhersteller ArcelorMittal, welche Auswirkungen das haben kann.

Lesezeit: 4 Minuten

Beim Bau von Solarparks werden heute für die Unterkonstruktion meist Stahlpfähle in den Boden gerammt. Zum Schutz vor Korrosion sind die Pfähle verzinkt. Es gibt erste kritische Stimmen, die vor einer Belastung mit dem Schwermetall Zink im Boden warnen. Allerdings gelten Alternativen wie Holz, Kunststoff oder Beton in puncto Kosten, Beständigkeit oder Bodenbelastung auch nicht als Alternative. Mechthild Janischowsky, Market Segment Managerin für Stahlleichtbau und Haushaltsgeräte beim Stahlhersteller ArcelorMittal, erläutert im top agrar-Interview, wie Zink in den Boden gelangen kann und inwiefern das für Boden und Pflanzen schädlich ist.

Mit der zunehmenden Zahl an Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen und gerade bei Agri-PV-Anlagen, bei denen auch Lebensmittel angebaut werden, stellt sich die Frage: Inwieweit gelangt Zink von verzinkten Stahlpfählen in den Boden?

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Janischowsky: Zunächst möchte ich voranstellen, dass verzinkter Stahl in der Landwirtschaft nichts Neues ist. Im Stall, am Weinberg, auf Hopfenfeldern oder selbst bei Regenrinnen ist verzinkter Stahl zum Einsatz und es kommt immer auch zum Abrieb bzw. zum Eintrag von Zink in den Boden. Bei den gerammten Pfählen von Solarparks ist eine Reaktion von Zink mit dem umgebenden Material sogar erwünscht. Denn das ist Teil des Korrosionsschutzes für den Stahl.

In welcher Größenordnung geben die Pfähle Zink ab?

Janischowsky: Das hängt stark von der Bodenart ab: Auf trockenen, sandigen Böden ist die Korrosion und damit die Zinkabgabe deutlich geringer als bei salzhaltigen Marschböden oder sauren Böden. Untersuchungen hierzu gab es bereits vor 20 Jahren in Baden-Württemberg an verzinkten Pfählen im Weinbau. Es handelte sich dabei um eine 20-jährige Anlage auf einem schwach sauren (pH-Wert = 6,5), lehmigen Sandboden. Die Ergebnisse zeigten eine Anreicherung von Zink in den obersten Bodenschichten mit Konzentrationen von ca. 60 mg/kg Zink. In unmittelbarer Pfahlumgebung wurde nach einer Laufzeit von zwölf Jahren sowohl im Ober- als auch im Unterboden eine massive Anreicherung von Zink festgestellt mit teilweise über 2000 mg/kg Boden. Das klingt zunächst nach sehr viel. Das gilt aber nur für den unmittelbaren Bereich an den Pfählen. Im Abstand von 30 cm liegt der Wert laut dieser Untersuchung bereits unter 100 mg/kg. Außerdem beziehen sich alle diese Werte auf die gesamte vorhandene Menge von Zink und nicht allein auf die bioverfügbare Menge. Das Messergebnis lässt sich auch nicht für alle Standorte verallgemeinern. Was man grundsätzlich beachten sollte: Zink ist zwar ein Schwermetall, aber nicht toxisch. Als Spurenelement ist es auch beim Anbau von Lebensmitteln in Düngemitteln für die Pflanzen enthalten oder auch Bestandteil der menschlichen Ernährung.

Kann es nicht trotzdem zu einer Belastung der Böden kommen?

Janischowsky: Die Pflanzen nehmen Zink auf und sorgen so für einen Entzug im Boden. Zudem liegt Zink nicht nur in gelöster Form vor, sondern kann auch in Form von Zinkkarbonat gebunden werden. Zum Schutz der Böden gibt es die Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung, die am 1. August in neuer Version in Kraft getreten ist. Darin sind die Grenzwerte für Zink sogar gelockert. Ein Zinkgehalt von 200 mg/kg Boden (Trockenmasse) gilt demnach als unbedenklich.

Sie haben beschrieben, dass sich bei sauren Böden mehr Zink lösen kann. Wie bewerten Sie dann Solarparks auf wiedervernässten Moorböden? Hier haben wir ja zum Teil sehr niedrige pH-Werte.

Janischowsky: Das ist richtig. Allerdings verändert sich der pH-Wert bei der Wiedervernässung. Hier wären also genauere Untersuchungen mit regelmäßigen Bodenproben wichtig. Zudem kann man für Solaranlagen oder zum Beispiel auch bei Weinbergspfählen an solchen Standorten auf Stahl mit einer anderen Beschichtung zurückgreifen.

Was meinen Sie damit?

Janischowsky: Wir haben hierzu beispielsweise die Beschichtung Magnelis im Programm. Dabei wird der Stahl bei der Feuerverzinkung in ein besonderes Schmelzbad getaucht: Es enthält eine spezielle Zusammensetzung aus Zink mit 3,5 % Aluminium und 3 % Magnesium. Das erhöht den Korrosionsschutz besonders in aggressiver Umgebung. Die Zinkabgabe wird dabei nach unseren Messungen um bis zu 75 % reduziert.

Wenn ein Landwirt Flächen an einen Projektierer verpachtet, hat er ja keinen Einfluss auf die verwendete Technik. Was raten Sie in dem Fall, wie er sich verhalten sollte?

Janischowsky: Auch die Errichter und Betreiber einer Freiflächenanlage sind an die Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung gebunden. Wichtig ist, dass Flächenbesitzer, Projektierer und Umweltbehörden für dieses Thema sensibilisiert werden und mit regelmäßigen Bodenanalysen den Prozess im Blick behalten.

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