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Alptraum wurde wahr - Legehennenhalter berichtet über Geflügelpest auf seinem Hof

Im vergangenen Jahr wurde auf dem Betrieb von Christoph Athmann der Albtraum eines jeden Geflügelhalters wahr: Die Geflügelpest brach aus. Wie ging der Landwirt mit der Situation um?

Lesezeit: 4 Minuten

"Du befindest dich in einer Art Tunnel. Du fragst dich: Was ist jetzt passiert?!“, erinnert sich Christoph Athmann an den Moment als klar wurde, dass auf seinem Betrieb in Niedersachsen die Geflügelpest ausbrach.

Der Geflügelhof produziert Eier in Boden- und aus Freilandhaltung. Jeder Stall hat Hygieneschleusen und es gibt entsprechende Kleidung für die zuständige Arbeitskraft. Es ist klar geregelt, wer sich um welche Ställe kümmert. Und dennoch schaffte es die Geflügelpest im vergangenen Jahr in einen Stall mit ­Bodenhaltung: „Wir hatten in einem Abteil mit 5.000 Hennen einen Morgen 15 verendete Tiere und damit eine erhöhte Zahl an Verlusten“, erinnert sich der Landwirt. Einzelne andere Hennen zeigten ein offensichtliches Krankheitsbild. Gewissheit brachte das Untersuchungsergebnis vom Tierarzt.

Legehennen werden getötet

Gleich am nächsten Tag rückte die Gesellschaft für Seuchenvorsorge an, um die Keulung zu planen. Einen weiteren Tag später erfolgte die Tötung: Der Stall wurde luftdicht verschlossen und die Hennen mit CO2 gekeult. „Ein Sicherheitsdienst sorgte dafür, dass niemand das Gelände betrat“, schildert der Betriebsleiter. Er selbst durfte einen Blick in den Stall werfen. Viel länger als ein paar Sekunden hielt er das allerdings nicht aus. „Man hat in dem Moment genug ge­sehen“, erinnert er sich an den Anblick der zahlreichen leblosen Tierkörper.

Auf dem betroffenen Betriebsgelände gibt es weitere fünf Einheiten mit Bodenhaltung. Dort lag kein weiterer Verdacht vor, dennoch wurde die Keulung aller Tiere angeordnet. Die dringlichste Frage lautete: Wie verhindern wir, dass sich das Virus im Betrieb ausbreitet?

Personell zog der Geflügelhof eine noch strengere Linie: Die Freilandhaltung betreute nach dem Vorfall Christoph Athmanns Schwager. Sein Sohn kümmert sich um das Standbein Junghennenaufzucht. Er wohnte zum Zeitpunkt des Ausbruchs noch zu Hause und zog aus. „In den ersten Wochen hielten wir nur telefonisch Kontakt“, beschreibt Christoph Athmann das Vorgehen und erinnert sich an viele schlaflose Nächte: „In 70 Jahren Tierhaltung hatten wir sowas dramatisches noch nicht erlebt.“

Die Tierseuchenkasse erstattete den Wert der Tiere. Eine Ertragsschadensversicherung hatte die Familie nicht. Der Schockzustand hielt etwa 14 Tage an: „Ist das Virus wirklich weg? Wie geht es jetzt weiter? Geht es überhaupt weiter?“, zählt der Betriebsleiter einige Gedanken auf. Das oberste Ziel war, langjährige Mitarbeiter zu halten.

Zu tun gab es genug: Externes Personal holte noch am Tag der Keulung alle Tiere aus den Ställen. Es rückte ein Schädlingsbekämpfungsunternehmen an, das möglicherweise vorhandene Insekten und Schadnager beseitigte. Eine Woche durfte niemand die Ställe betreten.

„Danach entsorgten wir die restlichen Eier in Containern“, erklärt Christoph Athmann. Anschließend entmisteten sie die Ställe. Der Mist durfte das Gelände nicht verlassen, sondern wurde für 42 Tage wie ein Fahrsilo in Folie verpackt, die permanent mit Peressigsäure besprüht wurde. Eine Firma reinigte die Ställe nass. Erst nach der Abnahme des Veterinäramtes erfolgte die Desinfektion. Daraufhin erfolgte eine weitere Abnahme und noch eine Desinfektion. Die Fremdfirmen übernahmen ausschließlich die Tierbereiche. Um die Reinigung der Aufenthalts- und Vorräume sowie der anderen Bereiche auf dem Betriebsgelände mussten sich Athmanns selbst kümmern.

Stallpflicht verordnet

Offen blieb die Frage, wie der Erreger in den Bestand gelang. „Am Ende haben wir keine Klarheit“, bedauert der Landwirt. Die anderen Betriebsgelände der Familie blieben von der Geflügelpest verschont. Dennoch gab es Konsequenzen: „Für alle Freilandställe im Umkreis wurde Stallpflicht angeordnet, davon waren auch unsere eigenen Freilandställe betroffen“, sagt Christoph Athmann und ergänzt: „Eine Stallpflicht löst Stress aus, wenn die Tiere es gewohnt sind, raus zu dürfen.“ Um die Tiere bei Laune zu halten, statteten Mitarbeiter den Wintergarten mit zusätzlichen Picksteinen aus. Außerdem boten sie den Hühnern mehr Weizen und Grit an. „Das wichtigste ist, die Herde aufmerksam zu beobachten“, so der Legehennenhalter.

Seit dem Ausbruch im vergangenen Jahr ist der Betriebsleiter vorsichtiger geworden: „Wir empfangen keine Besuchergruppen mehr“, erklärt er. Es gibt jetzt zusätzliche Desinfektionswannen für die Schuhe auf dem gesamten Betriebsgelände. Angestellte des Hofes müssen Bescheid geben, wenn sie im Urlaub Tierkontakt hatten. Er erklärt: „Wir versuchen uns bestmöglich vor dem Virus zu schützen und hoffen, dass wir diese Situation nicht noch einmal erleben müssen.“

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