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Holz dringend rausholen

Warnungen vor extremer Borkenkäfervermehrung

Nicht nur das Forstamt Biberach bittet alle Waldbesitzer, dringend das Schadholz vom letzten Sturm aus den Wäldern zu holen. Es droht bundesweit eine Massenvermehrung des Borkenkäfers.

Lesezeit: 6 Minuten

Viele Forstämter, wie das in Oberschwaben, schlagen Alarm. Es droht eine neue Massenausbreitung des Borkenkäfers. Hier ein kleiner Überblick.

Große Sorge nach Sturm

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Viele Bäume in den Wäldern sind vom Borkenkäfer befallen. Schuld daran ist vor allem der heftige Sturm vor etwa zwei Wochen. Der SWR berichtet, dass u.a. die Waldgebiete der Kreise Biberach, Ravensburg und Sigmaringen stark betroffen sind. Die Forstämter appellieren an Waldbesitzer, schnell zu handeln.

Durch das Unwetter Mitte Juli sei sehr viel Schadholz entstanden, sagt Karin Ott, stellvertretende Leiterin vom Kreisforstamt in Biberach dem Sender. In die umgestürzten Bäume, die ohnehin geschwächt gewesen seien, konnte sich der Borkenkäfer leichter einbohren. Ott appelliert an alle Waldbesitzer, das Schadholz dringend aus den Wäldern zu schaffen, damit es nicht zu einer Massenvermehrung des Schädlings komme.

Sebastian Winkler vom Forstamt Ravensburg bestätigt die angespannte Situation. Vor allem Fichten seien befallen, die möge der Borkenkäfer besonders gerne. Mit einer geringeren Aktivität des Schädlings sei erst bei Außentemperaturen von unter 16,5 Grad zu rechnen.

Bereits im Mai hatten die Forstämter vor dem Borkenkäfer gewarnt. Schon damals gingen sie von einer hohen Borkenkäferpopulation aus.

Traunstein: Windwürfe sind Brutstätten

Auch der Berchtesgadener Anzeiger greift das Thema auf. Schwere Gewitter mit teils kräftigen Böen seien vor Kurzem durch die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land gezogen. Dabei kam es zu Schäden im Wald durch zahlreiche umgestürzte oder abgebrochene Bäume.

Schon Einzelbäume oder kleine Windwurfnester würden nun reichen, dass sich die Fichten-Borkenkäfer massiv vermehren können. Daher appelliert auch das Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF) an alle Waldbesitzer, möglichst umgehend ihre Bestände auf Windwurf zu kontrollieren und angefallenes Schadholz so bald wie möglich aufzuarbeiten und aus dem Wald abzufahren.

"Wenn eine zeitnahe Lieferung in ein Sägewerk nicht möglich ist, müssen solche Stämme mindestens 500 Meter entfernt von Fichtenwäldern gelagert werden", so Wolfgang Madl, Bereichsleiter Forsten am AELF. Durch den fortschreitenden Klimawandel seien die fichtenreichen Wälder auch in Südbayern zunehmend geschwächt und damit anfällig für den Schädling. Schon durch den Befall weniger Fichten mit Borkenkäfer drohe auch für angrenzende, scheinbar gesunde Bestände eine Gefahr.

Es geht wieder los

Relativ unerwartet "von Null auf Hundert" ist der Befall mit Borkenkäfern in der Region Regen hochgeschnellt, berichtet die Tagesschau unter Berufung auf die Waldbesitzervereinigung. Sogar große vitale Fichten und Bäume in schattigen Nordlagen seien betroffen - sonst eher die Ausnahme.

Auch in anderen Bundesländern rechnen Fachleute mit einem erneut starken Schädlingsbefall, auch wenn das Ausmaß je nach Region sehr unterschiedlich ausfallen kann. "Aufgrund der hohen Populationsdichte aus dem Vorjahr mit vielerorts drei Käfergenerationen ist in diesem Jahr erneut mit einem stark erhöhten Befallsrisiko zu rechnen", schreibt etwa die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

Suche nach dem Schädling

Gemeinsam gegen den Borkenkäfer geht es im Forstrevier Neckargemünd (Rhein-Neckar-Kreis) zur Sache. Schon 24 Freiwillige haben sich als "Waldrettende" gemeldet. Sie sollen Borkenkäfer aufspüren und damit Bäume schützen. Bereits 2019 und 2020 hatte es die Aktion gegeben - mit großem Erfolg.

Das kühlere und nassere Wetter bremse den Baumschädling zwar jetzt erst einmal aus, dennoch müsse man ständig kontrollieren, heißt es. Das sollen jetzt auch die Privatleute in den Wäldern von Neckargemünd, Bammental und Gaiberg im Rhein-Neckar-Kreis tun.

Denn von einem Baum schwärmen bis zu 100.000 Käfer aus, die weitere 20 Bäume anbohren und Eier legen. Diese explosionsartige Vermehrung geht alle sechs Wochen mit jeder neuen Population weiter. Laut den Förstern wächst die Zahl von 20 auf 400, dann auf 8.000 geschädigte Bäume, wenn man dem Vermehren und Ausschwärmen der Borkenkäfer keinen Einhalt gebietet.

Thüringer Wald setzt auf Fichtenrodung

Grüne Fichten schlägt das Forstamt derweil im Thüringer Wald. Sind Fichtenwälder vital und gut wasserversorgt, hat der Schädling kaum Chancen, sich massenhaft zu vermehren. Die inzwischen jahrelange Trockenheit aber macht die Fichten großflächig anfällig für das Schadinsekt, erklärt Thüringenforst-Vorstand Volker Gebhardt gegenüber der Thüringer Allgemeinen.

Auf den Käferbefall reagieren Forstleute mit der Sanierung der Baumbestände: Frisch vom Buchdrucker befallene Fichten, die dessen Brut unter der Rinde tragen, müssen zügig geerntet, aufgearbeitet und aus dem Wald transportiert werden. Nach einem Neubefall bleiben dafür nur sechs Wochen, denn danach hat sich die Brut bereits entwickelt und fliegt aus.

Eine vom Borkenkäfer frisch befallene Fichte sei allerdings nicht leicht zu erkennen, da die Baumkrone noch grün ist. Ein frühes Erkennungsmerkmal sei das Bohrmehl am Stamm. Auch herabfallende grüne Nadeln können auf Käferbefall hinweisen. Fällt die Rinde vom Stamm, sei es für eine Sanierung meist schon zu spät.

Harz wandelt sein Gesicht hin zum Laubwald

Die Tageszeitung taz berichtet unterdessen, dass der Käfer im Harz geradezu ein Paradies vorfinde. Denn die Dürreperioden schwächen die Fichten, die dort in Monokulturen wachsen. Zu den Trockenperio­den kommen milde Winter, verfrüht einsetzende Frühjahre und Extremwetterereignisse wie schwere Stürme. Vermehrt der Borkenkäfer sich dann explosionsartig, sehen plötzlich ganze Landstriche aus wie Todeszonen.

Auch im Harz ist das der Fall. Seit 2018 habe der 25.000 ha große Nationalpark mehr als 11.600 ha Fichtenwald verloren, allein 2021 sind rund 5.600 ha hinzugekommen. Rund 90 % seines Fichtenbestandes seien tot.

Bekämpft wird der Borkenkäfer laut taz in der Region seit 2021 nur noch an zwei Stellen: angrenzend an Privat- und Kommunalwald, auf einem 500-Meter-Sicherungsstreifen. „In der Kernzone des Schutzgebietes, der Naturdynamikzone, findet keinerlei Bekämpfung statt“, sagt Martin Baumgartner, Sprecher des Nationalparks Harz, der taz. „Hier wird entsprechend des gesetzlichen Auftrags nicht in die natürlichen Prozesse eingegriffen.“

Seit 2008 wechselt der Park daher hin zum Laubwald. Mehr als 6,7 Mio. Laubbäume wurden in seiner Naturentwicklungszone gepflanzt, von der Buche bis zur Erle. Eine natürliche Wiederansiedlung wäre auf große Probleme gestoßen. Durch die Fichtenplantagen fehlten die Mutterbäume der Laubbaumarten. Ohne menschliche Hilfe hätte es notfalls „eine extrem lange Zeit gedauert“, sagt Baumgartner, „vermutlich Jahrhunderte“.

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