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Droste zu Vischering: Wir wollen unseren Nadelholzanteil erhalten

Durch Sturm und Käfer hat das Haus Droste zu Vischering große Nadelholzbestände verloren. Wir haben vom Leiter der Forstverwaltung erfahren, wie er klimastabile Bestände mit Nadelholz aufbauen will.

Lesezeit: 8 Minuten

Wenn man zu Josef Diekamps Büro möchte, geht man durch ein Torhaus zu einem historischen Gebäude, in dem sich die Generalverwaltung der Familie Graf Droste zu Vischering befindet. Teil dieser Verwaltung ist das Forstamt, das die gesamten Waldflächen der Familie bewirtschaftet. „Im Grunde ist unser Forstbetrieb 750 Jahre alt – und dieser Tradition fühle ich mich verpflichtet,“ sagt der Leiter des Forstamtes Josef Diekamp bei unserem Besuch im Mai.

Josef Diekamp (61) ist gelernter Forstwirt, Forstwirtschaftsmeister und Dipl. Forst-Ingenieur. Seit 44 Jahren arbeitet er im Wald, seit 25 Jahren für den Betrieb mit Verwaltungssitz im münsterländischen Darfeld. Die Größe der Flächen gibt der Betrieb nicht an.

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Am Stichtag erster Oktober 2017 und gemessen über den gesamten Betrieb verteilen sich die Hauptbaumarten wie folgt: Den größten Anteil hat die Eiche mit 27 %, der Schwerpunkt liegt in den Altersklassen 120 bis 160 Jahre – eine Tatsache, die dem Betrieb derzeit gute Einnahmen beschert. Deutlich dahinter folgen u. a. rund 16 % Buche, 14 % Kiefer, 11,5 % Douglasie, sowie zum Stichtag 2017 noch 10 % Fichte.

Zwei Drittel Laubholz

Der Laubholzanteil beträgt rund 61 %, Nadelholz macht also ca. 39 % aus. Und darum soll es bei unserem Besuch vor allem gehen. Denn erklärtes Ziel ist es, die Verteilung auch nach den Kalamitäten der letzten Jahre zu halten. Für Josef Diekamp steht fest: „Es wird auch weiterhin Bedarf an Nadelholz geben, und den wollen wir als Wirtschaftsbetrieb decken, und zwar nachhaltig.“

Den Auftakt zur aktuellen Situation im Bereich des Nadelholzes machte der Orkan Friederike. Dann folgten die sehr trockenen Jahre 2018, 19 und 20. In der Folge starb Fichte auf über 180 ha ab und es fielen insgesamt 53.000 fm Schadholz an. Heute verfügt der Betrieb noch über wenige Hektar Altbestände Fichte. Hier achten die Forstleute sehr genau drauf, wann der Borkenkäfer wieder zuschlägt. Sie arbeiten dort unter anderem gezielt mit Fangbäumen.

Für Josef Diekamp steht fest, dass er Restbäume frühzeitig rausnehmen wird, um hier keine Risiken einzugehen. Des Weiteren verfügen die Darfelder noch über junge Fichten bis 20 Jahre, die aber nicht mehr in Reinbeständen wachsen, sondern – je nach Boden – in Mischung mit Douglasie und/oder Kiefer. Auch bei diesen jungen Bäumen hat der Förster schon vereinzelt den Kupferstecher entdeckt – aktuell sind die Bäume aber besser in der Lage, sich zu wehren. Durch die Niederschläge hat sich die Wasser-Situation temporär etwas entspannt.

Trotz aller Probleme erkennt der Förster für die Fichte aber noch eine Berechtigung im Münsterland: „Wir sehen sie eher in einer Zeitmischung bis zu einem Alter von etwa 60 Jahren.“ Auch aktuell hat der Betrieb noch an einigen Stellen Fichte gepflanzt – im Voranbau unter Kiefer in einer Mischung mit Douglasie und Lärche.

Übrigens möchte der Betrieb die Kiefernbestände künftig mit einem streifenförmigen Kulissenhieb auf die Verjüngung vorbereiten, auch um mögliches Schadholz unproblematisch entnehmen zu können: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kiefer bei einem klassischen Belichtungshieb noch einmal richtig zulegen kann.“ Wächst unter dem Schirm allerdings schon der Folgebestand, lassen sich die letzten Kiefernstämme nur schwer ohne Schäden aus dem Bestand holen.

Da Wiederaufforstungen der Kalamitätsflächen in dieser Größenordnung eine große Herausforderung darstellen, bereitet der Betrieb die entsprechenden Flächen sehr sorgfältig bzw. intensiv auf die Folgekultur vor. Josef Diekamp stellt fest, dass es natürlich Unterschiede je nach Standort gibt.

Intensive Vorbereitung der Kalamitätsflächen

Doch nachdem früher die Flächen vor allem per Bagger geräumt wurden, setzt der Förster heute fast nur noch auf den Einsatz eines Forstmulchers. Dieser Arbeitsgang läuft nur, wenn die Fläche optimal befahrbar ist, darauf legt der Förster sehr großen Wert. Notfalls wartet man so lange, bis es geht, auch notfalls ein Jahr. Der Unternehmer rechnet das Mulchen nach Stunden ab. Auf einigen Flächen arbeitet der Betrieb zusätzlich bei Bedarf auch mit zugelassenen Herbiziden, um vor allem die Brombeere in Schach zu halten.

Vor der Pflanzung legt ein hydraulisch angetriebener Scheibenpflug am Rückeschlepper den Mineralboden in der Pflanzreihe frei. Das hat nach Ansicht von Josef Diekamp zwei wesentliche Gründe: „Wir wollen zum einen unbedingt verhindern, dass Rohhumus bzw. Störstoffe in das Pflanzloch fallen. Zum anderen hat es in dem Streifen die Naturverjüngung deutlich einfacher.“

Zusätzlicher Vorteil: Die so auflaufende Naturverjüngung steht dann in der Reihe und fällt später nicht der Kulturpflege zum Opfer. Bei unserem Besuch können wir diesen Effekt auf den Flächen deutlich erkennen.

Dem Förster ist bewusst, dass seine intensive Vorbereitung nicht dem Durchschnitt entspricht. Der Aufwand ist für ihn aber gerechtfertigt: „Es wird immer schwerer, für die Kulturpflege Leute zu finden – vor allem qualifizierte. Unsere Flächen sollen gut zu pflegen sein, wenn möglich auch mit einer Maschine. Nur bei Bedarf wollen wir nach der Durchfahrt mit dem Pflegemulcher die Pflanzen mit dem Freischneider auskesseln.“

Diekamp ist überzeugt davon, dass in Deutschland der Bedarf an Arbeitskräften in der Kultur- und Jungbestandspflege in den nächsten Jahren kaum zu decken sein wird – entweder bleibt die Pflege aus, oder die Qualität leidet. Die eigenen Fachleute möchte der Förster weniger bei der einfachen Kulturpflege einsetzen, sie sollen mit ihrem Wissen bei der Jungwuchspflege die richtigen Weichen stellen. Der Betrieb beschäftigt im Münsterland neben den zwei Revierförstern zwei Forstwirte und drei Azubis. Aber auch Fremdarbeitskräfte sind kaum noch bereit, mit dem Freischneider über Stock und Stein zu klettern und sich durch einen Brombeerdschungel zu kämpfen.

Unternehmer mit Mähfahrzeugen werden nur dann anrücken, wenn sie ihre Maschinen effizient einsetzen können. Dem Förster ist bewusst, dass nicht alle Berufskollegen diese Intensität teilen.

Doch für ihn ist das ein sicheres Fundament: „Was bringt die ganze Arbeit, wenn die Brombeere nach einigen Jahren dann z. B. bei Nassschnee alles mit nach unten zieht?“

Der Betrieb verzichtet in NRW auf eine Zertifizierung nach FSC oder auch nach PEFC, weil beide das flächige Befahren mit Mähgeräten bei der Kulturpflege ausschließen würde.

Bis der neu etablierte Bestand sicher ist, rechnet Josef Diekamp mit Kosten von im Schnitt 4.000 € pro Hektar, Darin enthalten sind Flächen- und Pflanzvorbereitung, eventuell chemischer Pflanzenschutz und ein bis drei Pflegemaßnahmen.

Vor allem bei der Pflege zahle sich der vorherige Aufwand aus, sodass sich die Kosten am Ende im wirtschaftlichen Rahmen halten. Der Förster schränkt allerdings auch ein, dass sich der Betrieb die Maßnahmen aktuell durch die guten Erlöse aus dem Verkauf der Eichen und aus anderen Quellen auch darstellen kann.

Gezielte Mischungen, ­kontinentale Herkünfte

Bei der Pflanzung arbeitet der Betrieb mit Unternehmer-Kolonnen und mit eigenen Leuten. Die eigenen Arbeitskräfte konzentrieren sich vor allem auf die Besonderheiten. Sie sind im Einsatz, wenn z. B. gezielt Mischbaumarten eingebracht werden. Diese Maßnahmen sind den auf Leistung getrimmten Pflanzkolonnen oft nicht vermittelbar. Wo es die Bedingungen zulassen, kommen auch Pflanzmaschinen zum Einsatz.

Auf den Kalamitätsflächen setzt der Betrieb auf Nadelholzmischungen mit drei bis fünf Arten und „einem Schuss Laubholz“, z. B. Buche. Nimmt die Birke nicht überhand, wird sie toleriert. Sie bringt Vorteile vor allem auch als Vorwald auf schwierigen Flächen.

Die aktuellen Hauptbaumarten sind Lärche, Kiefer und Douglasie. Dazu kommen Lebensbaum (Thuja plicata) und Nordmann-Tanne (Abies nordmanniana). Hier entscheidet sich der Betrieb vor allem für Herkünfte aus kontinentalen Klimazonen. Nach Erfahrungen des Försters treibt die Nordmann-Tanne später als die Weißtanne aus und ist damit weniger spätfrostgefährdet. Die Tanne bringt der Betrieb im weiten Verband von 8 × 9 m, also 120 Stück/ha ein. Der Plan ist, dass diese Bäume später einmal zu Initialpunkten für die weitere, natürliche Verjüngung werden.

An ausgesuchten Stellen kommen einzelne Mammutbäume dazu. Und manchmal auch Küstentanne, die der Betrieb als eigene Wildlinge gewinnt. Fichten-Naturverjüngung ist willkommen.

Wenn möglich, versuchen die Darfelder ohne Zäune auszukommen. Dazu ist ein intensiver Austausch mit den Jagdpächtern wichtig. Das beginnt für Josef Diekamp damit, den Pächtern frühzeitig bestimmte Maßnahmen anzukündigen. Diese können dann gezielt den Wildbestand reduzieren, also das Rehwild intensiver bejagen. Im Eigenjagdbezirk organisiert der Betrieb die Bejagung selbst, u. a. durch Drückjagden oder die Vermarktung von Einzelabschüssen.

Bei den Tannen geht es auf der Fläche nicht ohne Einzelschutz. Hier setzt der Betrieb auf das „Waldwunder“ aus Holz.

Zwar liegt der Preis deutlich über dem von Kunststoff-Lösungen. Weil die Holzgitter aber restlos verrotten, müssen sie später nicht aufwendig von der Fläche geholt und entsorgt werden. Unter dem Strich wieder eine anfangs teure Lösung, die sich aber am Ende besser rechnet.

Nur wenn es um Pflanzungen von Baumarten geht, die bei den Rehen oben auf der Speisekarte stehen, baut der Betrieb Zäune. Die Jagdpächter werden bei diesen Maßnahmen eingebunden.

Förster Josef Diekamp stellt im (guten) Kontakt mit den Jägern klar: „Das Kulturziel darf nicht gefährdet werden. Wäre es bei uns nicht über Jahrhunderte Tradition, die Bestände intensiv zu pflegen, hätten wir heute nicht die wertvollen Eichenbestände. Dem fühlen wir uns hier alle verpflichtet. Auch für die kommenden Generationen.“

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