Dichte Gras- und Krautschichten fördern die Massenvermehrung von Mäusen. Weil sich die „Grünteppiche“ häufig in den ersten Jahren nach einer Kalamität auf den Schadflächen einstellen, empfiehlt Norbert Geisthoff, Waldschutzexperte bei Wald und Holz NRW, frühzeitig zu handeln.
Fraßspuren und Schiefstand
Kurzschwanzmäuse wie Erd-, Feld-, Rötel- und Schermaus zählen zu den Kulturschädlingen und finden auf den rasch vergrasenden Kalamitätsflächen beste Lebensbedingungen. Waldbesitzern bereiten die Kleinsäuger Kopfzerbrechen, weil die Nager bei einer Massenvermehrung ganze Kulturen vernichten können.
Da eine Massenvermehrung im Schnitt alle zwei bis vier Jahre vorkommt, hilft es, vorbereitet zu sein, sagt Norbert Geisthoff. Gefährdet sind neben der Lärche vor allem Laubhölzer. Je nach Art benagen die Kurzschwanzmäuse Rinde und Splint junger Buchen, Kirschen und Co., also vor allem Laubhölzer mit glatter Rinde, oder klettern an den Zweigen hinauf und benagen die frischen Knospen.
Bei einer Massenvermehrung machen die Nager allerdings auch vor anderen Nadelhölzern nicht Halt, wobei von diesen hauptsächlich die Lärche stark geschädigt wird. Weniger benagt werden Erle und Linde – wegen ihrer Inhaltsstoffe.
Etwa 0,7 mm breite Nagespuren an Rinde und Splint sind Schadmerkmal von Erd- und Rötelmaus. Feld und Schermaus – auch als Wühlmaus bekannt, benagen hingegen den unteren Stammbereich und vor allem letztere genannte die Wurzeln. Schief stehende Pflanzen sind deshalb Kennzeichen dafür, dass Wühlmäuse die Kultur schädigen.
Nach Geisthoffs Einschätzung sorgen in diesem Winter Rötelmäuse am häufigsten für Schäden. Ihr typischer Lebensraum sind etwas ältere, leicht beschattete Kulturen – etwa ab dem dritten bis fünften Standjahr. Neben Eicheln und Bucheckern ernähren Rötelmäuse sich von der dort vorkommenden Krautschicht und der Baumrinde.
Auch wenn der Mäusefraß meist nicht direkt zum Absterben der jungen Bäume führt, sind die Fraßschäden in der Regel Eintrittspforten für Fäulniserreger. Geisthoff empfiehlt darum, auch mannshohe Kulturen regelmäßig zu kontrollieren. Häufig lassen sich beim Kontrollgang Mäusetunnel und kleine Erdhaufen schnell erkennen. Sind zudem 3 bis 5 % der Stämmchen benagt, besteht dringender Handlungsbedarf.
Effektiv lassen sich die Mäuse mit einem Rodentizid bekämpfen. Das ist nach dem Abwelken der Gräser und Kräuter nach dem ersten strengeren Frost am wirksamsten.
Nützlinge schützen
Die Mittel sollte der Waldbesitzer in einer geeigneten Köderstation in der Kultur ausbringen. Nur so lässt sich sicher vermeiden, dass unbeabsichtigt Vögel oder andere Kleinsäuger, zum Beispiel Nützlinge wie das Mauswiesel, das Rodentizid fressen. Darüber hinaus gilt es, alle anderen Warn- und Anwendungshinweise zu beachten, weist Geisthoff hin. Weil Feld- und Schermaus vor allem unterirdisch für Schäden sorgen, helfen bestückte Köderstationen hier weniger. Mittel der Wahl ist bei der Feldmaus eine „Legeflinte“. Damit lassen sich die Köder direkt in die Mäusegänge einbringen.
Bei der Schermaus muss eine Falle oder der Köder in das Gangsystem eingesetzt bzw. gelegt werden. Neben der Anwendung von Rodentiziden – im akuten Fall – lassen sich die Mäuse aber schon im Vorfeld bekämpfen. Wirksam ist das Aufstellen von Julen auf der Schlagfläche und in der frisch angelegten Kultur sowie die Förderung von Nützlingen wie Fuchs und Mauswiesel.
Zudem sind waldbauliche Maßnahmen wirkungsvoll. Dazu zählt besonders die regelmäßige Kulturpflege. Aber auch die Begründung eines Vorwaldes ist sinnvoll. Die Beschattung dunkelt die Krautschicht aus und sorgt für kühlere Temperaturen auf dem Boden. Kurzum: Den Kurzschwanzmäusen fehlt ihr typischer Lebensraum.
Detaillierte Informationen zur Mäusebekämpfung, dem Ausbringen der Köderstationen und der Dokumentationspflicht hat die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in einem Merkblatt zusammengefasst.