Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir muss sich derzeit an etlichen Fronten mit unzufriedenen Branchenvertretern auseinandersetzen. Auch die Waldbesitzer haben mit ihm ein Hühnchen zu rupfen, denn der von Özdemirs Haus ausgearbeitete Entwurf für das neue Bundeswaldgesetz stößt bei den Forstwirten auf scharfe Kritik.
Bitter: Entwurf inhaltlich und juristisch misslungen
Deshalb zeigten die Waldeigentümer dem Minister bei ihrem traditionellen Empfang zum Auftakt der Grünen Woche gestern Abend auch die sprichwörtliche Rote Karte. Der Präsident des Verbandes AGDW – Die Waldeigentümer, Prof. Andreas Bitter, begründete auch warum: „Der vorgelegte Entwurf ist inhaltlich und offenbar auch juristisch misslungen.“
Im Entwurf des neuen Waldgesetzes, dessen Umfang sich gegenüber dem geltenden nahezu verdoppeln würde, finden sich nach seiner Darstellung unzählige neue Vorschriften und Vorgaben für Waldbesitzer, die teils auch noch strafbewehrt sind. „Den in bester Absicht und mit Blick auf künftige Generationen handelnden Waldbesitzer droht man mit Strafen“, kritisierte Bitter.
Praxisferne Vorgaben für die Waldbewirtschaftung
Praxisfern sei unter dem die Vorgabe, dass der Rückegassenabstand von 20 auf 40 m verdoppelt werden müsse. Das mache eine maschinelle Holzernte für die Hälfte der Waldfläche oftmals unmöglich, da die Harvester in der Regel nur eine Reichweite von 10 m haben. „Die Folge ist, dass entweder Waldarbeiter in den Wald müssen, was unfallträchtig und teuer ist, oder aber die Waldpflege wird unrentabel und unter Umständen sogar ganz aufgegeben“, verdeutlichte der Verbandspräsident.
Sorgen macht ihm auch die anstehende Umsetzung der EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten. Die drohe zu einem „Bürokratiemonster“ zu werden, warnt Bitter.
Mit der Roten Karte wehren sich die Waldbesitzer gegen Regeln, die nach ihrem Empfinden auf Misstrauen beruhen und mit denen die Eigentümer gegängelt werden sollen. Sie fordern "Vielfalt und Flexibilität in der Bewirtschaftung!"