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topplus Situation der Landwirtschaft

Agrarbericht des Bundes bestätigt prekäre Entwicklungen in der Landwirtschaft

Während die Landwirtschaft ihren Beitrag für die Gesellschaft leistet, schrumpft die Zahl der aktiven Landwirte immer weiter. Agrarminister Cem Özdemir setzt das Transformationsprogramm der Ampel dagegen.

Lesezeit: 4 Minuten

Die deutsche Landwirtschaft ist als Lebensmittelerzeuger unverzichtbar und immer noch ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor, zunehmend zeigen sich jedoch Risse in der ehemals so starken Fassade.

Das belegt der Agrarpolitische Bericht der Bundesregierung 2023, den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) heute in Berlin vorgestellt hat. Demnach erzeugen bundesweit rund eine Million Menschen in 263.000 landwirtschaftlichen Betrieben Waren im Wert von 50 Mrd. € im Jahr. Die Bruttowertschöpfung der Landwirtschaft zusammen mit den ihr vor- und nachgelagerten Bereichen liegt bei knapp 218 Mrd.€. Die gesamte Ernährungswirtschaft bietet zudem rund 4,4 Millionen Menschen Arbeit.

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Zahl der Schweinehalter fast halbiert

Allerdings ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 2010 und 2020 – dem Jahr der letzten Agrarstrukturerhebung - um 36.000 auf 263.000 gesunken. Die Zahl der Schweine haltenden Betriebe hat sich im gleichen Zeitraum von rund 60.000 auf 32.000 fast halbiert. Dass der Strukturwandel zuletzt mit 1,1 % pro Jahr etwas gebremster verlief, ist da kein großer Trost. Zwischen 1999 und 2021 ist ferner der Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch von knapp 55 auf nur noch 43 kg gesunken. Direkt verzehrt wurden im vergangenen Jahr gerade noch 29 kg Schweinefleisch.

Für Özdemir legt der Bericht auch offen, dass die Politik des „Wachse oder Weiche“ einen starken Strukturwandel befeuert hat. Und die Herausforderungen werden ihm zufolge nicht weniger: „Putins völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen die Ukraine destabilisiert die globalen Märkte und erschwert wirtschaftliche Planbarkeit. Die Klimakrise und ihre Folgen wie Dürren oder Überschwemmungen zerstören rund um den Globus Ernten und gefährden die Ernährungssicherheit“, sagte er.

Özdemir: Höfe müssen auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften können

Özdemir sieht deshalb die Aufgabe der Politik darin, die notwendigen Rahmenbedingungen möglichst krisenfest zu gestalten, damit die Höfe auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften können. Ziel sei eine nachhaltige, widerstandsfähige und zugleich produktive Landwirtschaft. Die Gewinne von heute dürften nicht auf Kosten der Zukunft gehen. „Eine Landwirtschaft, die dem gerecht werden und Bäuerinnen und Bauern ein einträgliches Einkommen ermöglichen soll, muss uns als Gesellschaft aber auch etwas Wert sein“, betonte der Grünen-Politiker.

Genauso wichtig sind ihm zufolge Planungssicherheit für die Landwirte, Rahmenbedingungen, die ihnen ein gutes Einkommen ermöglichen und damit auch potenziellen Hofnachfolgern eine motivierende Perspektive bieten.

Den Weg dorthin sieht Özdemir im Aufbau einer „zukunfts- und krisenfesten Tierhaltung“, die zugleich wertvolle Wirtschaftskreisläufe schließt und gesellschaftliche Entwicklung wie den sinkenden Fleischverbrauch aufnimmt. Die Eiweißpflanzenstrategie der Bundesregierung zählt der Agrarminister ebenso dazu wie den weiteren Ausbau des Ökolandbaus auf 30 Prozent Bio bis 2030.

Stegemann: Bericht vom Umweltministerium dominiert

Beim agrarpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, stieß der aktuelle Agrarpolitische Bericht des Bundes auf wenig Begeisterung: „Den Agrarpolitischen Bericht kann man nur als lückenhaft und die Schlussfolgerungen von Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir nur als einseitig betrachten. Lückenhaft, weil der wirtschaftspolitische Vorausblick nahezu nicht existent ist, weil sich Innovationen, Investitionen oder der Wille, die heimische Agrarwirtschaft zu stärken, nur am Rande darin wiederfinden.

Einseitig findet Stegemann den Report deshalb, weil ökologische Belange nach seiner Einschätzung in allen Bereichen dominieren. Die Handschrift des Umweltministeriums beim Verfassen des Berichts ist ihm zufolge deutlich zu erkennen. "Auf diese Weise wird aber weder die Inflation bekämpft, noch wird Aufbruchstimmung bei den vielen mittelständischen landwirtschaftlichen Betrieben erzeugt", so der CDU-Politiker. Den Bauern fehlten weiter Planbarkeit und Verlässlichkeit.

Ausgewählte Daten und Fakten des Berichts 2023:

  • Etwa die Hälfte der Landesfläche Deutschlands sind landwirtschaftlich genutzt.
  • Im Jahr 2020 haben rund eine Million Menschen in knapp 263.000 landwirtschaftlichen Betrieben Waren im Wert von rund 50 Mrd. € im Jahr.
  • Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Zwischen 2010 und 2020 haben 36.100 Betriebe aufgegeben. Vor allem die Zahl der Schweine haltenden Betriebe ging in dem Zeitraum von rund 60.000 auf 32.000 zurück.
  • Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch sank zwischen 1999 und 2021 von knapp 55 auf 43 kg, der Pro-Kopf-Verzehr bis auf 29 kg im Jahr 2022.
  • Immer mehr Betriebe in Deutschland stellen auf ökologischen Landbau um. Insgesamt wirtschafteten Ende 2022 fast 37.000 Höfe in Deutschland ökologisch – jeder siebte Hof. Das entspricht 14,2 % aller Landwirtschaftsbetriebe.
  • Im Berichtszeitraum waren große jährliche Einkommensschwankungen in der Landwirtschaft zu verzeichnen. Zwischen 2012 und 2022 lagen die Extreme der durchschnittlichen Einkommen (Gewinn plus Personalaufwand je Arbeitskraft) in den landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben zwischen 26.900 € (Wirtschaftsjahr 2015/16) und 46.100 € (Wirtschaftsjahr 2021/22).
  • Die Situation am Bodenmarkt spitzte sich zu: Die Pachtpreise stiegen zwischen 2010 und 2020 im Bundesschnitt um 62 % an, die Kaufpreise stiegen noch stärker.
  • Die Preise für Betriebsmittel stiegen an, im Berichtszeitraum insbesondere wegen gestiegener Energiepreise. Gaben die Betriebe im Jahr 2010 pro Hektar durchschnittlich noch 91 € für Pflanzenschutzmittel (ökologische Betriebe: 2 €) und 112 € für Düngemittel (ökologische Betriebe: 15 €) aus, mussten die Höfe im Wirtschaftsjahr 2021/22 bereits 121 € (ökologische Betriebe: 3 €) bzw. 206 € (ökologische Betriebe: 24 €) investieren.

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