Eine „Entscheidung im Sinne der Ernährungssicherheit“ sei das Aus der EU-Pflanzenschutzverordnung (SUR) am Mittwoch im Straßburger Europaparlament gewesen. Davon ist Joachim Rukwied überzeugt.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) begrüßt das Ergebnis und sagte nach der Abstimmung: „Wir setzen weiterhin auf den kooperativen Ansatz, also auf die Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft. Dafür gibt es bereits zukunftsweisende Beispiele, wie etwa in Niedersachsen oder Baden-Württemberg.“
In der Bewertung der Straßburger Pflanzenschutz-Entscheidung schließen sich viele regionale Bauernverbände Rukwieds Bewertung an. „Die Entscheidung war zwingend notwendig, wenn wir weiter Lebensmittel in Europa produzieren wollen“, meint auch der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Dr. Klaus Wagner.
Aus Sicht von Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes hat am Mittwoch im Europaparlament der „Sachverstand gesiegt“. Hartmut Schlepps, Umweltreferent des niedersächsischen Landvolks betont, dass die Bauern kontinuierlich auf der Suche nach Möglichkeiten seien, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter zu reduzieren.
Umweltseite empört
Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), hält das Ergebnis für ein „katastrophales Signal für Umwelt und Gesundheit“. Konservative Politiker hätten die SUR „entkernt“. „ Am Ende lehnte eine Mehrheit den kläglichen Rest des Vorschlags komplett ab. Übrig bleibt ein Scherbenhaufen und die Verlierer sind Mensch und Natur, sowie die Ernährungssicherheit“, resümierte Bandt.
Agrarindustrie: „Vertane Chance“
Überraschend: Auch der Industrieverband Agrar (IVA) bedauert im Aus der SUR „eine vertane Chance zur europäischen Harmonisierung“. IVA-Geschäftsführer Frank Gemmer fürchtet nun, „dass wir künftig einen Flickenteppich aus Mitgliedstaaten haben, die die Reduktionsziele der Farm to Fork-Strategie energisch umsetzen – und solchen, die sie verzögern.“
An die Ampel-Koalition appeliiert Gemmer: „Die Bundesregierung muss hier genau darauf achten, dass daraus keine weiteren Wettbewerbsverzerrungen zum Nachteil der deutschen Landwirtschaft erwachsen.“
Özdemir kritisiert EU-Kommission
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bedauert „die fehlende Bereitschaft, weiter an einem Kompromiss zu arbeiten“. EU-weite Regeln für den Pflanzenschutz wären laut Özdemir „richtig und wichtig gewesen, denn sie hätten endlich gleiche Wettbewerbsbedingungen für Landwirtinnen und Landwirte in der EU geschaffen.“
Allerdings kritisiert Özdemir die EU-Kommission. Der ursprüngliche Vorschlag der EU-Behörde „war von Anfang an schlecht gemacht, das habe ich immer betont und deshalb auch immer wieder Änderungen angemahnt und vorgeschlagen.“