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topplus "Politik trifft Praxis"

Carina Konrad: Pflanzenschutzmittel sind ein Segen für die Sicherung der Ernten

Die FDP-Politikerin erteilt einer Pflanzenschutzsteuer eine Absage und pocht auf schnellere Zulassungsverfahren für neue Wirkstoffe. Am 19. März in Berlin könne Sie mit ihr über das "Wie" diskutieren.

Lesezeit: 7 Minuten

Am 19. März findet die dritte Ausgabe des top agrar-Formats „Politik trifft Praxis“ statt, bei dem Landwirtinnen und Landwirte mit Fachpolitikern auf Tuchfühlung gehen und Klartext reden können. Thema ist diesmal der "Pflanzenbau im Wandel". Diskutiert werden soll konkret darüber, wie der Ackerbau in Zukunft Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gerecht werden kann.

Mit dabei sind diese Bundestagspolitiker:

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Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir mit der stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, gesprochen und sie zu Pflanzenschutz, möglichen neuen Steuern und innovativen Züchtungstechnologien befragt.

Die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung ist ein großer Erfolg

Frau Konrad, die Liberalen sprechen sich oft gegen neue Steuern aus. Gilt das auch für eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel, wie sie mitunter zum Schutz der Artenvielfalt gefordert wird? Was spricht aus Ihrer Sicht dafür beziehungsweise dagegen?

Wir haben klar von Beginn an kommuniziert, dass es mit uns Freien Demokraten in dieser Regierung keine neuen Steuern geben wird. Landwirtschaft braucht Pflanzenschutzmittel zum Schutz der Kulturpflanzen. Wir sehen in der Zulassung aktuell zu wenig Innovationen. Und das in einer Zeit, in der Krankheiten und Schädlingsdruck aufgrund der klimatischen Veränderungen zunehmen.

Eine Steuer auf Pflanzenschutzmittel würde der Wirkstoffvielfalt perspektivisch mehr schaden als nutzen.

Eine Steuer auf Pflanzenschutzmittel würde der Wirkstoffvielfalt perspektivisch mehr schaden als nutzen. Deshalb ist dieses Mittel falsch. Wir wollen unsere Landwirtinnen und Landwirte entlasten und die Landwirtschaft in Deutschland stärken. Angesichts von Inflation, bürokratischen Lasten und hohen Kosten müssen wir alles tun, was landwirtschaftliches Unternehmertum entfesselt und gleichzeitig alles unterlassen, was es hemmt.

Deshalb kämpfen wir Freie Demokraten dafür, den Werkzeugkasten der Landwirtschaft weiter zu vergrößern und nicht politisch oder über höhere Betriebskosten zu verkleinern. Die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat für weitere 10 Jahre ist ein großer Erfolg für die Landwirtschaft.

Die zunehmend frustrierten deutschen Ackerbauern müssen immer mehr bürokratische Auflagen erfüllen, um die „Lizenz zum Produzieren“ zu behalten. Ob das der Umwelt oder Artenvielfalt nützt, ist nicht immer klar. Was muss sich in puncto Ackerbau in der Agrarpolitik auf EU- und Bundesebene ändern?

Landwirte brauchen faire Wettbewerbsbedingungen. Veröffentlichte und öffentliche Meinung waren in der Vergangenheit stark Handlungsweisender für Politik. Herausgekommen ist oft nationale Perfektionierung und damit Wettbewerbsverzerrungen für unsere Landwirte.

Mit jeder Debatte um die Zukunft der Landwirtschaft wurde Vertrauen in den landwirtschaftlichen Berufsstand zerstört.

Mit jeder Debatte um die Zukunft der Landwirtschaft wurde Vertrauen in den landwirtschaftlichen Berufsstand zerstört und dann durch zusätzliche Dokumentation und Bürokratie ersetzt. Das muss sich wieder ändern. Doch das ist ein zäher Prozess. Für uns Freie Demokraten war schon immer ganz klar, eine Überlastung landwirtschaftlicher Betriebe mittels immer mehr bürokratischer Auflagen und Anforderungen kann nicht der Weg sein für mehr Umweltschutz und Artenvielfalt. Wir wollen stattdessen Innovationen und Produktivität in der Landwirtschaft entfesseln. Dazu muss Misstrauen abgelegt werden gegenüber neuen Technologien und Vertrauen geschenkt werden in die Fähigkeiten und Potentiale der Betriebsleiter.

Neue Züchtungsmethoden nicht zu nutzen, wäre fahrlässig angesichts der Herausforderungen aufgrund von der Entwicklung der Weltbevölkerung, der nationalen Ernährungssouveränität und den klimatischen Herausforderungen. Ich arbeite daran mit, die Weichen zu stellen für eine produktive und zukunftsfähige Landwirtschaft, die den Landwirten Luft zum Entwickeln ihrer Betriebe lässt. Ich bin froh, dass das Thema Bürokratieabbau endlich als klare Priorität auch in der Breite der politischen Parteien anerkannt wird.

FDP hat nationale Alleingänge verhindert

Um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft zu sichern, haben wir uns gegen Widerstände erfolgreich dafür eingesetzt, nationale Alleingänge Deutschlands in der Agrarpolitik zu verhindern. So haben wir uns unter anderem für eine sachliche Auseinandersetzung mit Pflanzenschutzmitteln stark gemacht, in deren Folge die Zulassung für Glyphosat verlängert werden konnte. Auch auf EU-Ebene setzen wir uns für faire Wettbewerbsbedingungen ein und lehnen die dirigistischen Pläne der Europäischen Kommission ab. Es war ein richtiger Schritt der Kommission, dass der Vorschlag zur EU-Pflanzenschutzverordnung (SUR) von Ursula von der Leyen letztlich zurückgezogen wurde. Die Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft wären enorm gewesen. Es ist gut, dass unsere Warnungen auch auf EU-Ebene letztlich Gehör gefunden haben.

 Ein Problem für konventionell wirtschaftende Landwirte ist das immer kleiner werdende Wirkstoffspektrum im chemischen Pflanzenschutz. Auch eine Folge der schleppenden Zulassungspraxis in Deutschland. Halten Sie es für sinnvoll, dass hierzulande vier Behörden für die Zulassung eines Wirkstoffs zuständig sind? Wie könnte das Zulassungsverfahren entschlackt und beschleunigt werden?

Pflanzenschutzmittel sind ein Segen für die Sicherung der Ernten. Die Umweltauswirkungen neueren Produkte sind heute viel geringer als in der Vergangenheit, hier haben enorme Entwicklungen stattgefunden. In Kombination mit dem Einsatz neuer Pflanzenschutzspritztechnik, Geoinformationssysteme und dem Knowhow der Betriebsleiter lassen sich die benötigten Aufwand- und Wirkstoffmengen noch einmal deutlich reduzieren, und das ohne Qualitäts- und Ertragseinbußen.

Zulassungsverfahren immer noch zu lang und zu teuer

Betrachtet man die Entwicklung bei der Wirkstoffauswahl, sind die Zulassungsverfahren aber offensichtlich immer noch zu lang, zu teuer und erfolgen mir zu oft mit einem falschen Mindset. Kontrollmechanismen bei der Zulassung von neuen chemischen Pflanzenschutzmitteln sind richtig und wichtig. Doch am Ende dürfen keine gerichtlichen Auseinandersetzungen stehen, die Hersteller künftig davon abhalten überhaupt noch Mittel in unsere Zulassungsprozesse zu lassen. Im Koalitionsvertrag haben wir uns darauf geeinigt, dass eine schnellere Entscheidung stattfinden muss. Die Bundesregierung darf sich beim Fortschritt in der Landwirtschaft nicht selbst im Weg stehen.

 Neue und präzisere Technologien können die Effizienz von Mineraldünger und Pflanzenschutz erhöhen. Die Technik kostet aber viel Geld. Tut die Politik hier genug, um den Einsatz moderner Verfahren zu fördern oder sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Für eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft sind Forschung und Innovationen das A und O. Der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mittels moderner Technik wie zum Beispiel Drohnen und Datenverarbeitung schont nicht nur Ressourcen, sondern hilft auch der Umwelt und Biodiversität, indem zielgenauer Pflanzenschutzmittel auf die Fläche gebracht werden können.

Dass die Bundesregierung mit dem aktuellen Bundeshaushalt Projekte zur Digitalisierung in der Landwirtschaft unterstützt, ist gut und richtig. Zum Beispiel unterstützen wir Projekte zur Entwicklung von digital und KI-gestützten Techniken der mechanischen oder thermischen Beikrautbekämpfung oder auch die Entwicklung eines Sensornetzwerks zu Datenerhebung zur Bodenbeschaffenheit mit dem Ziel der optimalen Düngung und Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln.

Resistentere Pflanzen brauchen weniger Pflanzenschutz. Die Zucht dauert auf herkömmlichen Weg lange, ließe sich aber durch neue Züchtungsmethoden erheblich beschleunigen. Sind Sie für den Einsatz von den sogenannten neuen Züchtungstechnologien wie Crispr/Cas und wo ziehen Sie die Linie zur Gentechnik?

Ganz klar, ja.

Ich begrüße den Einsatz neuer Züchtungstechnologien.

Ich begrüße den Einsatz neuer Züchtungstechnologien. Wir Freie Demokraten haben bei neuen Züchtungstechnologien stets eine wissenschaftsbasierte und fortschrittliche Position vertreten. Mit neuen Züchtungstechnologien etwa können Pflanzen zielgerichteter und vor allem schneller an veränderte Bedingungen angepasst werden. Dieses Potenzial dürfen wir nicht ungenutzt lassen. Pauschales Misstrauen gegenüber den Errungenschaften der Wissenschaft wie Crispr/Cas ist naiv und fehlgeleitet.

Crispr/Cas sollte nicht nur die Medizin voranbringen, sondern uns auch in der Landwirtschaft helfen. Denn es ist in der Wissenschaft unumstritten, dass neue Züchtungstechnologien zentrale Lösungen für die großen Herausforderungen wie Klimawandel, wachsende Bevölkerung und Welternährungssicherheit bieten. Da sie nicht mit veralteter und ungenauer Gentechnik vergleichbar ist, brauchen wir eine Überarbeitung des Gentechnikrechts auf europäischer Ebene, um diese Innovationen schnell auf die Äcker zu bringen. Darauf drängen die Freien Demokraten in der Bundesregierung und der Koalition.

Vielen Dank für das Gespräch!

Sie wollen mit diskutieren?

Wir sprechen am 19. März in Berlin bei Politik trifft Praxis über "Pflanzenbau im Wandel - Wie werden wir Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gerecht?"

Haben Sie Fragen zum Thema oder weiterführende Gedanken? Wir freuen uns auf Ihre Anregungen.

Schreiben Sie uns schon im Vorfeld an: Fragen@topagrar.com

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