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Politik trifft Praxis

Konrad: Ich bin auf der Seite der Landwirte und Weinbauern

Die FDP-Politikerin setzt auf nachhaltig intensive Landwirtschaft statt pauschale Nutzungsverbote. Wie das vonstatten gehen soll, können Sie selbst am 14. März in Berlin mit ihr ausdiskutieren.

Lesezeit: 7 Minuten

Am 14. März gibt top agrar den Startschuss zum neuen Talk-Format „Politik trifft Praxis“, bei dem Landwirtinnen und Landwirte mit Fachpolitikern auf Tuchfühlung gehen und Klartext reden können.

Mit dabei sind diese Bundestagspolitiker:

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  • Dr. Franziska Kersten (SPD)
  • Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen)
  • Carina Konrad (FDP)
  • Albert Stegemann (CDU)
  • Artur Auernhammer (CSU)

Interessiert? Dann können Sie sich hier noch zu „Politik trifft Praxis“ anmelden.

Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir mit der stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, gesprochen und sie zu Stilllegung, Reduktionszielen und den Rahmenbedingungen für eine produktive Landwirtschaft befragt. Auch Sie können Frau Konrad und den anderen politischen Teilnehmern von „Politik trifft Praxis“ Ihre Fragen stellen. Oder Sie senden Ihr Anliegen einfach im Vorfeld an fragen@topagrar.com.

Frau Konrad, Sie haben sich kürzlich für eine völlige Abschaffung der Stilllegungsverpflichtung ausgesprochen. Warum? Lässt sich Artenschutz auch ohne Stilllegung realisieren?

Carina Konrad: Wir müssen unserer Verantwortung der Nahrungsmittelproduktion nachkommen. Ich meine, dass wir die enorme Chance, globale Ernten mit Innovationen zu sichern und vor den steigenden Einflüssen des Klimawandels zu schützen, in Deutschland noch stärker in den Blick nehmen müssen.

Die Stilllegungsverpflichtungen halte ich dabei für fehlgeleitet. Wir Freie Demokraten betrachten den Artenschutz und die Erhaltung der Biodiversität als wichtige Aufgabe. Artenschutz- und Biodiversitätsziele werden jedoch nicht durch eine reine staatliche Regulierung erreicht, sondern vielmehr durch innovative Ansätze und Anreize die Ökologie und Ökonomie zusammendenken. Aus diesem Grund setzen wir uns dafür ein, dass der Schutz und die Förderung von Artenvielfalt nicht als Gegenteil einer nachhaltig intensiven Landwirtschaft gesehen werden. Die Vernetzung von Lebensräumen ist zentral, um Biodiversität zu fördern. Das gelingt im Einklang mit landwirtschaftlicher Nutzung durch intelligente Ansätze und integrierte Produktionssysteme anstatt pauschaler Nutzungsverbote und Stilllegungen.

Wie kann der Ackerbau nachhaltiger werden, ohne dass die Produktivität sinkt?

Carina Konrad: Mithilfe von Innovationen. Wir brauchen eine neue Revolution auf dem Acker. Der Schlüssel zur nachhaltigen Intensivierung sind moderne Pflanzenzüchtung, neue Ansätze im Pflanzenschutz, wie es beispielsweise mRNA-Pflanzenschutzmittel sein können und vor allem digitale Anwendungen.

Nachhaltigkeit bedeutet für uns Freie Demokraten, Ökologie und Ökonomie zusammenzudenken.

Nachhaltigkeit bedeutet für uns Freie Demokraten, Ökologie und Ökonomie zusammenzudenken. Wir verfolgen das Ziel, eine wirtschaftlich erfolgreiche Landwirtschaft zu fördern, die gleichzeitig ökologisch verträglich ist. Insbesondere das Beispiel der Neuen Züchtungsmethoden zeigt, was möglich ist: Durch den Einsatz von neuen Züchtung können Pflanzen beispielsweise resistent gegen Schädlinge und Krankheiten gemacht werden, wodurch der Einsatz von Pestiziden reduziert werden kann. Gleichzeitig können Sorten so angepasst werden, dass sie besser auf klimatische Bedingungen wie Trockenheit oder Hitze besser reagieren und somit effizienter wachsen. Gentechnik kann somit zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft beitragen, da sie den Einsatz von Pestiziden reduziert und gleichzeitig eine höhere Nahrungsmittelproduktion ermöglicht.

Wo passen da pauschale Reduktionziele für Düngung und chemischen Pflanzenschutz hinein?

Carina Konrad: Wir haben in der Koalition vereinbart, dass wir den Blick darauf richten, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln da wo nötig, in ausreichender Menge zu erhalten. Niemand sagt, dass wir den Einsatz nicht auch reduzieren können. Das ist auch im ökonomischen Eigeninteresse der Landwirte selbst. Von pauschalen Reduktionszielen halte ich jedoch nichts. Stattdessen gilt es Innovationen auf die Felder zu bringen, wie beispielsweise neue Verfahren, digitale Anwendungen und Technik und angepasste Sorten über neue Züchtungsmethoden.

Ich bin auf der Seite der Landwirte und Weinbauern, die zurecht das Ziel der Europäischen Kommission, den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden bis zum Jahr 2030 um 50% zu reduzieren, kritisieren. Landwirtschaft und Weinbau müssen weiterhin möglich sein, Ernten müssen gesichert werden, um die Wirtschaftlichkeit der Betriebe und die Ernährungssicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Dazu brauchen wir realistische Ziele und individuelle Betrachtungen statt pauschale Verbote.

Innovative Technologien wie Crispr/Cas versprechen Ressourcenschutz ohne Kompromisse beim Ertrag. Warum tut sich die Politik so schwer, die Genschere zuzulassen?

Carina Konrad: Das müssen Sie die anderen Parteien fragen. Weder CDU, noch SPD oder Grüne konnten sich in der Vergangenheit klar bekennen. Ich nehme zur Kenntnis dass es der CDU ohne Verantwortung einfacher fällt sich klar zu positionieren. Für uns als Freie Demokraten ist dagegen klar, dass wir auch gegen Widerstände das Ziel der Zulassung konsequent weiterverfolgen.

Das FDP-geführte Forschungsministerium ist bei der Genschere klar auf der Seite der Wissenschaft.

Das FDP-geführte Forschungsministerium ist da klar auf der Seite der Wissenschaft. Für uns Freie Demokraten ist klar, dass wir Ökonomie und Ökologie zusammendenken müssen. Das wird ermöglicht, in dem wir Innovationspotenziale in der Landwirtschaft heben und schnell auf die Äcker bringen, um aktuelle Herausforderungen wie Biodiversität, Artenschutz und Ernährungssicherheit und Klimaschutz zu lösen – und das heißt auch die enormen Potentiale der Genschere zu nutzen. Die Herausforderungen sind gigantisch, deshalb sollten wir uns ab sofort die Ergebnisse anschauen, statt die Verfahren. Das Ergebnis wäre eine nachhaltige Landwirtschaft, die den Einsatz von Dünger und chemischem Pflanzenschutz reduziert, ohne auf Erträge zu verzichten.

Die Debatte um den Einsatz von Gentechnik ist basierend auf Unwissen und Angst negativ belastet.

Die Debatte um den Einsatz von Gentechnik ist basierend auf Unwissen und Angst negativ belastet. Ich möchte dazu beitragen, dass wir eine ergebnisoffene Debatte über das Thema führen, dazu gehört, dass wir uns offen und ehrlich mit den Vorteilen und Risiken der Genschere für Ernährung, Umwelt und Klimaschutz beschäftigen. Fakt ist, dass durch Deutsche Innovationsskepsis Entwicklungen in der Pflanzenzucht 30 Jahre außerhalb Europas stattgefunden habe. Daher wissen wir heute sicher, dass von der modernen Pflanzenzüchtung keine höheren Risiken ausgehen als von herkömmlichen Züchtungsverfahren.

In der Medizin ist der Einsatz von Gentechnik längst angekommen, ob Impfstoff oder Arzneimittel. Inzwischen sind in Deutschland 353 Arzneimittel auf dem Markt, die gentechnisch hergestellt sind. Dieses Vertrauen müssen wir auch für Crispr/Cas in der Landwirtschaft aufbringen. Innovationen finden sonst noch mehr woanders statt und Abhängigkeiten steigen.

Die FDP war einmal als die Partei des Bürokratieabbaus bekannt. Welche Vorschläge hätten Sie dahingehend für die Landwirtschaft und insbesondere den Ackerbau?

Carina Konrad: Mit unserer Landwirtschaftspolitik setzen wir die Unternehmer der landwirtschaftlichen Betriebe wieder ins Zentrum, weniger staatliche Eingriffe, weniger staatliche Regulierung und Eingriffe in die Landwirtschaft, dafür mehr Freiheiten und Vertrauen. Nur so können die landwirtschaftlichen Unternehmer Innovationen heben und ihre Betriebe zukunftsfest machen. Denn am Ende sind es die Unternehmer, die die effizientesten und umweltfreundlichsten landwirtschaftlichen Praktiken entwickeln und anwenden, nicht die Politik.

Voraussetzung dafür ist der stetige Bürokratieabbau, insbesondere in der Landwirtschaft. Wir versuchen unsere Koalitionspartner zu mehr Entbürokratisierung, wo nötig und möglich, zu bewegen. Steter Tropfen höhlt den Stein. Zusammen mit unseren Koalitionspartnern von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen haben wir bereits einige Erleichterungen bei der Bioenergie im Herbst letzten Jahres geschaffen, so dass die Hemmnisse zur Ausweitung der Biogasproduktion im Besonderen abgebaut werden konnten und damit die noch ungenutzten Potentiale der Biogaserzeugung voll ausgeschöpft werden können.

In der jetzigen Fortschrittskoalition ist endlich möglich, grundlegende Reformen in der Agrarpolitik anzupacken, die jahrelang nur blockiert wurden. So setzt sich die FDP für eine Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union ein, um die Antragsverfahren für Agrarsubventionen zu vereinfachen und zu entbürokratisieren. Wir fordern zusätzlich eine flexiblere Gestaltung der Agrarförderung, um den Landwirten mehr Freiheit bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen zu ermöglichen und somit bürokratische Hürden zu reduzieren. Das Ziel Planungs- und Genehmigungsverfahren zu halbieren gilt selbstverständlich auch in der Landwirtschaft.

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