„Die EU hat die Farm to Fork-Strategie in einer perfekten Welt ausgearbeitet. In einer Welt ohne Krisen. In der EU können wir aber jetzt nicht weniger produzieren.“ Diese Warnung sprach die europäische Bauernpräsidentin Christiane Lambert am Freitag im Anschluss an die Präsidiumssitzung von COPA und COGECA in Brüssel aus . Die Präsidentin des Dachverbandes der europäischen Bauernverbände COPA mahnt eine Rückbesinnung auf die Produktivität der Landwirtschaft an.
Zwei Ziele: Ernährungssicherheit und agrarökologischer Wandel
Angesichts des Ukraine-Krieges müsse die EU Strategien wie den Green Deal oder Farm to Fork nachjustieren, so Lambert. Neben dem Ziel eines agrarökologischen Wandels müsse die Ernährungssicherung in den Fokus der Debatte rücken. Produktionskapazitäten, die in der Ukraine nun über Jahre nicht vollständig ausgeschöpft werden könnten, müssten andere Länder kompensieren, so Lambert. Auch EU-Staaten müssten sich dieser Herausforderung stellen.
Mehr Flexibilität in der GAP
Von der EU-Kommission forderte sie „mehr Flexibilität“ in der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023, um eine hohe landwirtschaftliche Produktion in der EU aufrecht zu erhalten. Bei den Kriterien zur Fruchtfolgegestaltung und zur Stilllegung sollte es, laut Lambert, Ausnahmen geben.
Kritik an Frans Timmermans
Wegen seiner jüngsten Äußerungen kritisierte Lambert den Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans Timmermans. „Wir bitten Herrn Timmermans keine weiteren Fake News über die Arbeit von COPA und COGECA zu verbreiten“, sagte Lambert am Freitag. Timmermans hatte im Europaparlament denjenigen, die vor Versorgungsengpässen von Nahrungsmitteln in Europa warnen, Angstmache vorgeworfen. Der Ukraine-Krieg sei kein Grund, die Farm to Fork-Strategie über Bord zu werfen, so Timmermans.
Thank you to Mariia Diduc UNAF for coming to Brussels to speak to European Farmers🇪🇺. Total & unanimous support from @COPACOGECA. A very moving speech with terrible images of the consequences of war, but essential for understanding the situation 🇺🇦 farmers find themselves in. pic.twitter.com/fQSPOeOYEe
— COPA-COGECA (@COPACOGECA) April 29, 2022
Gäste aus der Ukraine
Zu Beginn der Präsidiumssitzung drückte die COPA-Präsidentin Lambert ihr Mitgefühl für die vom Krieg heimgesuchte Ukraine und die Landwirte vor Ort aus. Die Direktorin des nationalen ukrainischen Agrarforums (UNAF) Maria Didukh war für die Präsidiumssitzung nach Brüssel gereist. Das UNAF ist seit einigen Monaten Partnerorganisation von COPA. Didukh berichtete ihren europäischen Amtskollegen von den widrigen Umständen, unter denen die ukrainischen Landwirte im Krieg wirtschaften müssen.