Von Seiten der Medien und der Politik wurden den Landwirten in den vergangenen Monaten bekanntlich alle möglichen Motive für ihre Bauernproteste zugeschrieben. Dass es in der Regel schlichte Unzufriedenheit mit den herrschenden Rahmenbedingungen oder sogar blanke Not war, kam da deutlich kürzer.
Verluste bei fast allen Kulturen
Für Letzteres gibt es aktuell ein eindrückliches Beispiel in Polen. Dort zeigt sich, dass der Widerstand der polnischen Landwirte gegen die Getreidelieferungen aus der Ukraine nicht von ungefähr kommt. Die Landwirtschaftskammer Großpolen legte jetzt Berechnungen vor, wonach die Bauern bei wichtigen Ackerkulturen mit Ausnahme der Zuckerrüben teils herbe Verluste einfahren. Dabei bezieht sich die Kammer auf Daten von diesem Monat.
Wie auf der Plattform farmer.pl dazu kommentiert wurde, sind die Zahlen „unerbittlich“. In der Regel seien die Produktionskosten höher als die Einnahmen. Dies sei auch der Hauptgrund für die Bauernproteste. Die Produktion sei nicht rentabel, da die Agrarpreise niedrig, die Kosten nach der Corona-Pandemie und den Kriegswirren aber immer noch sehr hoch seien.
Minus von 415 €/ha beim Weizen
Laut den Berechnungen der Kammerexperten belaufen sich zum Beispiel die Kosten für den Anbau von Weizen auf einem Hektar auf umgerechnet 1.835 €, die Erlöse zuletzt aber nur auf 1.420 €, sodass hier unter dem Strich ein Minus von 415 € verbleibt.
Im Fall des Rapsanbaus ist der Verlust pro Hektar mit etwa 150 € deutlich kleiner. Am meisten verlieren die polnischen Landwirte der Kammer zufolge aktuell beim Verkauf von Sommerfrüchten. So wurde bezogen auf einen Hektar für Sommergerste ein Fehlbetrag von 470 € berechnet.
Neue Blockade an der deutsch-polnischen Grenze
Die Serie von Bauernprotesten soll in unserem östlichen Nachbarland weitergehen. Neben Großkundgebungen in den Städten setzen die Landwirte weiter auf Blockaden. Ab Sonntag wollen sie erneut die Autobahn A12 nahe Frankfurt (Oder) blockieren und damit eine der Hauptverkehrsadern für den deutsch-polnischen Frachtverkehr für mindestens drei Tage unterbrechen.