Der Vorsitzende der der Zukunftskommission Landwirtschaft, Prof. Peter Strohschneider, hat zugesagt, das gemeinsame Zukunftsbild für die Landwirtschaft von Landjugend und Umweltjugend in seinen Abschlussbericht zu übernehmen. Die gemeinsame Vision zur Zukunft der Landwirtschaft, auf die sich der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) mit der Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUNDjugend) geeinigt hatten, bekommt damit höchste politische Bedeutung und könnte damit auch in die Koalitionsverhandlungen der neuen Bundesregierung einfließen. Das wurde am Dienstagabend bei der öffentlichen Vorstellung und Diskussion des Papiers deutlich.
Auflösung von Gegensätzen ist möglich
Die Zukunftskommission hatte sich im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt der Bauernproteste im vergangenen Jahr gegründet. Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Organisationen wollen darin ein Zukunftskonzept für eine tragfähige sowie gesellschaftlich akzeptiere Landwirtschaft in Deutschland erarbeiten. Die BDL-Bundesvorsitzende Kathrin Muus sowie BUNDjugend-Bundesvorstandsmitglied Myriam Rapior bekamen von der Kommission den Auftrag, ein Zukunftspapier zu erstellen – schließlich sollten die Jugendverbände klarmachen, welche Zukunft sie sich vorstellen. „Hierfür danke ich Frau Muus sowie Frau Rapior ausdrücklich. Sie zeigen, dass die Auflösung von Schein-Gegensätzen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz möglich ist“, sagte Prof. Strohschneider bei der Online-Veranstaltung der beiden Jugendverbände.
Kompromisse in Agrarpolitik, Tierhaltung und Klimaschutz
In einem 10-Punkte-Plan schlagen die beiden Organisationen eine Brücke zwischen Erzeugern und Verbrauchern, zwischen regionaler und globaler Landwirtschaft und zwischen Tierhaltung und Klima- bzw. Umweltschutz. Die Vision enthält auch konkrete Kompromisse zur Agrarpolitik wie etwa die Bindung der Agrarzahlungen an die Erbringung gesellschaftlicher Leistungen durch die Landwirtschaft und die Veränderung der Tierhaltung in eine Richtung, mit der Deutschland umwelt- und klimapolitische Vereinbarungen einhalten kann. Zudem legt der Plan ausgewogene Marktkräfte in der Lebensmittelkette und faire Erzeugerpreise zu Grunde. Als Ziel formulieren die beiden Jungendorganisationen, dass Landwirtschaft und Gesellschaft geschlossen zusammenstehen sollen.
Vorstellung zur Gentechnik bleibt verschieden
Dennoch ist das Papier inhaltlich eher allgemein gehalten. „Wir machen keinen Hehl daraus, dass einige Punkte Kompromisse sind. Wir haben um Ziele, aber auch um Formulierungen gerungen“, gaben Muus und Rapior am Dienstagabend zu. Und beide betonten, dass ihre Verbände zu einigen Themen auch jetzt noch verschiedene Vorstellungen haben, beispielsweise bei der Gentechnik.
Einbindung in die Koalitionsverhandlungen
Die beiden Verbandsvertreterinnen gaben sich am Dienstagabend sicher, dass die anderen Teilnehmer der Zukunftskommission das Papier zwar noch diskutieren, aber nicht umschreiben werden. Es dürfte so in den Abschlussbericht der Kommission einfließen. Diesen erwartet Prof. Strohschneider „in etwa zwei Monaten“, also etwas später als ursprünglich angekündigt. Aber noch pünktlich zum Bundestagswahlkampf und auf jeden Fall rechtzeitig, damit die Arbeiten der Zukunftskommission in die Koalitionsverhandlungen der neuen Bundesregierung einfließen können. „Es wäre ein Skandal, wenn die neue Regierung das beiseiteschiebt und nicht beachtet“, sagte Rapior. Und Muus fordert: „Wir haben ein Zukunftsbild gezeichnet. Für die Umsetzung ist nun die Politik zuständig. Und hierfür müssen sich die verschiedenen Aktivitäten wie Borchert-Plan zum Umbau der Tierhaltung oder die Ackerbaustrategie besser verzahnen.
AbL signalisiert Zustimmung
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßte die Einigung der Jungendverbände auf eine gemeinsame Vision zur Landwirtschaft. „Das Zukunftsbild Landwirtschaft der Jugendverbände ist erfrischend anders, weil es die Gemeinsamkeiten von Landwirtschaft und Gesellschaft nach vorne stellt“, sagte Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der AbL. Er bezeichnete das Papier als einen deutlichen politischen Weckruf an alle landwirtschaftlichen Verbände, an die Nichtregierungsorganisationen, an die Wissenschaft, an die Verantwortlichen in der Wirtschaft und der Politik mit ihren Grabenkämpfen aufzuhören. Die Mitglieder der Zukunftskommission müssten für den Endbericht nun „den Tunnel der Einzel- und Verbandsinteressen zu verlassen“. „Wer dem Jugendpapier zustimmt, muss sich im Endbericht der Kommission dafür stark machen, einen mutigen, für Landwirtschaft und Gesellschaft tragfähigen Zukunftskompass vorzulegen, der die agrarpolitische Grundlage für die neue Bundesregierung sein muss“, sagte Janßen.