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HDE-Konsumbarometer

ifo-Präsident Fuest mahnt: Wirtschaftsstandort Deutschland hat ein Problem

Clemens Fuest sieht ein großes Problem bei der Wirtschaftspolitik der Ampelregierung. Bürokratie lähmt das Land, Potenziale bleiben ungenutzt.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat die deutsche Politik aufgefordert, nachdrücklicher auf die Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft zu reagieren.

"Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat ein Problem", so Fuest im Fernsehsender phoenix. Neben der Verteuerung von Energie seien es vor allem fehlende Fachkräfte und hohe bürokratische Hürden, die den Unternehmen das Leben schwer machten. "Wir müssen unser Steuer- und Transfersystem ändern und die Kinderbetreuung verbessern. Und Arbeit muss sich natürlich lohnen", forderte der ifo-Präsident mehr politisches Engagement zur Attraktivitätssteigerung von Vollzeitarbeitsstellen.

Bürokratie senken, Potenziale besser nutzen

Auch beim Bürokratieabbau sei noch viel Luft nach oben. "Das ist ein ziemlich dickes Brett, das man da bohren muss, um die herunterzubringen", meinte Fuest. Auch gelte es, das Klima für Unternehmungsgründungen zu verbessern. "Wir müssen mehr tun für neue Unternehmen. Unser Kapitalmarkt muss mehr Risikokapital bereitstellen."

Oft könnten auch die hohen Wachstumspotentiale des europäischen Binnenmarkts nicht ausgenutzt werden. Es gebe genügend Stellschrauben, um das Wirtschaftsgeschehen positiv zu beeinflussen, doch müsse die Politik auch den Willen dazu haben.

Ampel hat keine einheitliche Strategie

Fuest war allerdings skeptisch, ob die Ampelregierung in Berlin die Kraft dazu aufbringe, mit einer Wirtschaftspolitik aus einem Guss der schwierigen Lage zu begegnen. "Es fällt schon auf, dass die Ampel keine einheitliche Strategie entwickeln konnte bislang. Es fehlt weniger an der Erkenntnis, als daran, sich auf eine einheitliche Linie zu einigen", war der ifo-Präsident überzeugt.

Das zuletzt veröffentlichte FDP-Papier weise aber zumindest in die richtige Richtung, "weil es sagt, wir müssen etwas tun für diesen Standort".

Fuest appellierte aber auch an CDU und CSU. "Auch die Union könnte ihren Beitrag leisten und mit der Ampel ein Sondervermögen auf den Weg bringen und so Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung voranbringen", meinte Fuest. Diese Unterstützung könne man an Bedingungen, etwa an Konsolidierungsanstrengungen im Bundeshaushalt knüpfen.

Professoren geben Schulnote 3,4

Ökonomen geben dem Standort Deutschland im Schnitt die Schulnote 3,4. Das ergab zuvor eine Umfrage des Münchner ifo-Instituts unter 180 Professoren der Volkswirtschaftslehre an deutschen Universitäten.

Das sei "für die Industrienation Deutschland besorgniserregend schlecht", sagte die ifo-Experte Niklas Potrafke. Besonders deutlich beklagten die Wirtschaftsexperten Bürokratie und Regulierungen.

"Damit es dem Wirtschaftsstandort Deutschland besser geht, werden Reformen benötigt", so Potrafke. "Dazu zählen der Bürokratieabbau und mehr öffentliche Investitionen in die Infrastruktur und Digitalisierung." Auch müsse das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung angepasst werden.

In neun von 13 erhobenen Kategorien der ifo-Umfrage sahen die Experten häufiger eine Schwäche als eine Stärke Deutschlands im internationalen Vergleich. Besonders häufig wurde die Bürokratie und Regulierung als Schwäche genannt - gefolgt von Problemen bei Energie, Rohstoffen und Digitalisierung.

Auch in puncto Lohnnebenkosten, Steuern und Infrastruktur erhielt der Standort negative Bewertungen. Das Lohnniveau in Deutschland spielte in der Befragung dagegen keine besondere Rolle. Rund drei Viertel der Ökonomen bewerteten es als neutral. 

Kursgewinne im Dax

Der DAX meldet Kursgewinne. Am Montagvormittag ging es um 0,9 % im Vergleich zum Schlusskurs vom Freitag aufwärts. Neu geschürte Hoffnungen auf frühere Zinssenkungen der US-Notenbank Fed lassen die Anleger bei Aktien zugreifen, meldet der ARD-Börsenbericht.

Rückenwind kommt von den Erzeugerpreisen in der Eurozone, die im März erneut deutlich gefallen sind. Sie gaben um durchschnittlich 7,8 % im Vergleich zum Vorjahresmonat nach. Ökonomen hatten mit einem Minus von 7,7 % gerechnet, nach einem Rückgang von 8,5 % im Februar.

Besonders stark gefallen sind im März die Erzeugerpreise für Energie. Sie gaben um 20,0 % im Vergleich zum Vorjahresmonat nach. Die Erzeugerpreise gelten als früher Hinweisgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise, so die ARD-Börse. Diese stiegen zuletzt um 2,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat, womit das Ziel der Europäischen Zentralbank von 2 % zunehmend in Reichweite kommt.

HDE-Konsumbarometer wenig optimistisch

Am Montag erschienen ist auch das aktuelle HDE-Konsumbarometer für März. Es steigt zwar den zweiten Monat in Folge auf jetzt 95,62 Punkte an, kommt aber nicht recht vom Fleck. Eine echte Wende zeichnet sich bislang nicht ab, schreibt das Handelsblatt.

Die deutsche Industrie steckt weiter in einer tiefen Rezession, Aufträge und Produktion zeigen nach unten. Im abgelaufenen Jahr war die Produktion im verarbeitenden Gewerbe real um 1,2 % gesunken. Dies war der zweite Rückgang in Folge und der vierte Rückgang in den vergangenen fünf Jahren. Damit lag die Industrieproduktion 2023 um rund 9 % unter dem Rekordniveau von 2018 – und Besserung ist für das Jahr 2024 nicht in Sicht.

Deutsche Bank Research rechnet mit einem weiteren Rückgang der Produktion im verarbeitenden Gewerbe um 2,5 %. „Offensichtlich leiden die Unternehmen massiv unter vielen strukturellen Belastungen wie Bürokratie, langen Genehmigungsverfahren, hohen Energiepreise und Steuern“, sagt Commerzbank -Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Für den Einzelhandel startete 2024 erneut mit roten Zahlen. Im Januar setzten die Einzelhandelsunternehmen kalender- und saisonbereinigt sowohl real als auch nominal 0,4 % weniger als im Vormonat um. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug das Minus real 1,4 und nominal 1,6 %. Immerhin war die Inflation zuletztt auf 2,5 % gesunken.

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