Die Jungbullenpreise enttäuschen auf ganzer Linie. Dabei sah es vor ein paar Wochen noch so aus, als könne sich der Markt endlich stabilisieren. Doch Anfang Juli gaben die Preise nochmals deutlich nach. Selbst die guten Bullen erreichen mittlerweile keine 4,50 € pro kg Schlachtgewicht (SG) mehr. „Die gestiegenen Kosten kann ich damit schon lange nicht mehr decken“, beklagt ein norddeutscher Mäster.
Dabei ist das Angebot an Bullen eigentlich nicht besonders groß. Es bewegt sich im bisherigen Jahresverlauf laut amtlicher Statistik mit rund 450 000 Jungbullen auf Vorjahresniveau. Dennoch liegt der Auszahlungspreis gut 30 Cent unter dem Vorjahr.
Rindfleisch-Nachfrage schwächelt
Das Hauptproblem ist die schwache Nachfrage. Das alte Sprichwort: „Kirschen rot, Bullenmarkt tot“ trifft in diesem Jahr voll zu. Es beschreibt eine schwächelnde Nachfrage in den Sommermonaten. „Die Verbraucher wollen bei hohen Temperaturen weniger Rindfleisch, und viele sind auch im Urlaub“, erklärt ein Marktteilnehmer.
Mit einer kurzfristigen Verbesserung rechnen die meisten Marktbeobachter leider derzeit nicht – aus folgenden Gründen:
- Die Verbraucher bleiben bei Fleisch und vor allem Rindfleisch zurückhaltend. Wegen der immer noch recht hohen Inflation und der drohenden Rezession sitzt das Geld nicht sehr locker. Hochwertige Produkte wie Rindfleisch leiden darunter am meisten. Das bestätigen auch Verkaufszahlen aus dem deutschen Lebensmittelhandel: Private Haushalte haben demnach bis einschließlich Mai diesen Jahres rund 9 % weniger Rindfleisch gekauft.
- Bullenmäster liefern derzeit nur zögerlich ab, weil sie auf bessere Preise warten. Sollten die Preise anziehen, könnte das Angebot steigen und den Auftrieb bremsen.
Wende im Herbst?
Wann wird es besser? „In den kommenden Wochen rechne ich mit einer Stabilisierung der Preise“, sagt ein Vertreter der Landwirtschaftskammer. Eine echte Chance auf die Wende zum Besseren sieht er aber erst, wenn die Temperaturen deutlich sinken – also im September/Oktober. Dann steige auch die Lust auf Rindfleisch.
Mittel- bis langfristig sind die Aussichten auf dem Rindfleischmarkt besser als es aktuell den Anschein hat. Europaweit schrumpft die Erzeugung jährlich um rund 2 %, während der Verbrauch in den letzten Jahren relativ stabil war.