Schweinepreisfindung: Orientierung, Krisenschutz und fit für die Zukunft?
Die VEZG ist mit ihrer Schweinenotierung alternativlos, meinen auch Landwirte. Sie schafft Transparenz und schützte auch im Schweinstau vor Machtmissbrauch. Sollte die VEZG so weitermachen?
Seit 25 Jahren wird der Schweinepreis von der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften notiert. top agrar hat Landwirte, Berater und Interessensvertreter zu der etablierten Preisfindung befragt und wollte wissen, ob das System auch künftig so weiterarbeiten kann.
Statement von Theo Schulze Wierling, Schweinehalter aus NRW
Fast ganz Europa orientiert sich an unseren Preisen
Schulze Wierling
Die Preisfindung der VEZG liefert uns eine gute Leitnotierung, zu der ich keine Alternative sehe. Fast ganz Europa, mit Ausnahme Spaniens, orientiert sich an unseren Preisen. Ich finde es zudem gut, dass die Erzeugergemeinschaften auch bei den Ferkelnotierungen den Ausgleich der Interessen suchen und Empfehlungen für Zuschläge geben. Die VEZG setzt Leitplanken, an denen sich die Landwirte orientieren können und es auch tun. Das schafft Transparenz und Fairness. Die steigende Anzahl von Mastschweinen, die unter Vertrag stehen, sehe ich nicht als problematisch an. Es wird immer genügend Bauern geben, die risikobereit sind, um am Spotmarkt möglichst hohe Preis zu erzielen.
Insofern glaube ich, dass die VEZG weiterhin ausreichend flexibel bleiben wird, um Viehströme umzulenken. Ob das weitere 25 Jahre funktioniert, weiß ich nicht. Die politischen Unsicherheiten sind so groß, sodass ich selbst für meinen Betrieb, keine Prognose über fünf Jahre wage.
Statement von Dr. Torsten Staack, ISN-Geschäftsführer
Das Ringen um den Preis ist entscheidend
Dr. Staack
Der VEZG-Preis bietet den Marktteilnehmern eine europaweit einzigartige und kartellrechtlich genehmigte Orientierung. Die transparente Preisermittlung durch das Medianverfahren aus Einzelmeldungen sichert eine breit abgesicherte Meinung zum Markt und verhindert, dass Einzelmeinungen überbewertet werden. Natürlich führt diese Systematik zu Diskussionen, da nicht jeder Marktteilnehmer immer mit dem ermittelten Preis zufrieden ist. Dennoch ist dieses Ringen entscheidend für eine marktgerechte Preisfindung, besonders angesichts der Transformation in der Schweinehaltung.
Die zunehmende Bindung von Schweinen an Verträge, weniger Preismelder und heterogene Marktangebote stellen enorme Herausforderungen dar, denen die VEZG begegnen muss. Es ist jedoch klar: Eine realistische Preisempfehlung wird auch unter den künftigen Marktbedingungen entscheidend für Schweinehalter sein. Daher sollte die VEZG-Preisempfehlung auch in Zukunft von großer Bedeutung bleiben und nicht aus der Hand gegeben werden.
Statement von Martin Lawrenz, langjähriger Rindberater aus Mittelfranken
Ohne VEZG wären die Bauern im Schweinestau verloren gewesen
Lawrenz
Aus süddeutscher Sicht brachte die Einführung des VEZG-Preissystems für Schlachtschweine Ruhe und Stabilität. Endlich konnte man sich orientieren und die Preise standen vor dem Verladen fest. Zuvor lieferten die Bauern einfach ab und erfuhren die Preise meist erst im Nachhinein aus dem Wochenblatt.
Die Notierung schützt die Erzeuger aber auch in Krisen. Kaum auszudenken, was während des Schweinestaus im vergangenen Jahr ohne eine zuverlässige Leitnotierung passiert wäre. Auch künftig sollte die VEZG genau diese Funktion einnehmen. Den Preis für „normale“ Schweine transparent festlegen. Ich halte nichts davon, zusätzliche Tierwohlnotierungen zu etablieren. Die Zuschläge für Tierwohl oder Herkunft, wie wir sie in Bayern kennen, sollte jeder Betrieb selbst aushandeln. Allerdings könnte die VEZG mit ihrem Netzwerk die Höhe von Zuschlägen empfehlen und auch dort Transparenz schaffen. Gleiches gilt für die Ausgestaltung von Verträgen.
Die VEZG gibt deutschen Viehhaltern Orientierung in stürmischen Zeiten. Das funktioniert nur im starken Verbund, durch den das Einzelmitglied vor Repressalien schützt wird (siehe Übersicht). Das bewährte System sollte sich dennoch modernisieren. Je intensiver und schneller sich die Mitglieder austauschen, desto sturmfester wird die VEZG. Sie darf aber auch bei den ständig steigenden Klima- und Tierwohlforderungen lauter werden. Zu oft gehen Landwirte in Vorleistung, ohne ihren Aufwand zu bepreisen.
Seit 25 Jahren wird der Schweinepreis von der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften notiert. top agrar hat Landwirte, Berater und Interessensvertreter zu der etablierten Preisfindung befragt und wollte wissen, ob das System auch künftig so weiterarbeiten kann.
Statement von Theo Schulze Wierling, Schweinehalter aus NRW
Fast ganz Europa orientiert sich an unseren Preisen
Schulze Wierling
Die Preisfindung der VEZG liefert uns eine gute Leitnotierung, zu der ich keine Alternative sehe. Fast ganz Europa, mit Ausnahme Spaniens, orientiert sich an unseren Preisen. Ich finde es zudem gut, dass die Erzeugergemeinschaften auch bei den Ferkelnotierungen den Ausgleich der Interessen suchen und Empfehlungen für Zuschläge geben. Die VEZG setzt Leitplanken, an denen sich die Landwirte orientieren können und es auch tun. Das schafft Transparenz und Fairness. Die steigende Anzahl von Mastschweinen, die unter Vertrag stehen, sehe ich nicht als problematisch an. Es wird immer genügend Bauern geben, die risikobereit sind, um am Spotmarkt möglichst hohe Preis zu erzielen.
Insofern glaube ich, dass die VEZG weiterhin ausreichend flexibel bleiben wird, um Viehströme umzulenken. Ob das weitere 25 Jahre funktioniert, weiß ich nicht. Die politischen Unsicherheiten sind so groß, sodass ich selbst für meinen Betrieb, keine Prognose über fünf Jahre wage.
Statement von Dr. Torsten Staack, ISN-Geschäftsführer
Das Ringen um den Preis ist entscheidend
Dr. Staack
Der VEZG-Preis bietet den Marktteilnehmern eine europaweit einzigartige und kartellrechtlich genehmigte Orientierung. Die transparente Preisermittlung durch das Medianverfahren aus Einzelmeldungen sichert eine breit abgesicherte Meinung zum Markt und verhindert, dass Einzelmeinungen überbewertet werden. Natürlich führt diese Systematik zu Diskussionen, da nicht jeder Marktteilnehmer immer mit dem ermittelten Preis zufrieden ist. Dennoch ist dieses Ringen entscheidend für eine marktgerechte Preisfindung, besonders angesichts der Transformation in der Schweinehaltung.
Die zunehmende Bindung von Schweinen an Verträge, weniger Preismelder und heterogene Marktangebote stellen enorme Herausforderungen dar, denen die VEZG begegnen muss. Es ist jedoch klar: Eine realistische Preisempfehlung wird auch unter den künftigen Marktbedingungen entscheidend für Schweinehalter sein. Daher sollte die VEZG-Preisempfehlung auch in Zukunft von großer Bedeutung bleiben und nicht aus der Hand gegeben werden.
Statement von Martin Lawrenz, langjähriger Rindberater aus Mittelfranken
Ohne VEZG wären die Bauern im Schweinestau verloren gewesen
Lawrenz
Aus süddeutscher Sicht brachte die Einführung des VEZG-Preissystems für Schlachtschweine Ruhe und Stabilität. Endlich konnte man sich orientieren und die Preise standen vor dem Verladen fest. Zuvor lieferten die Bauern einfach ab und erfuhren die Preise meist erst im Nachhinein aus dem Wochenblatt.
Die Notierung schützt die Erzeuger aber auch in Krisen. Kaum auszudenken, was während des Schweinestaus im vergangenen Jahr ohne eine zuverlässige Leitnotierung passiert wäre. Auch künftig sollte die VEZG genau diese Funktion einnehmen. Den Preis für „normale“ Schweine transparent festlegen. Ich halte nichts davon, zusätzliche Tierwohlnotierungen zu etablieren. Die Zuschläge für Tierwohl oder Herkunft, wie wir sie in Bayern kennen, sollte jeder Betrieb selbst aushandeln. Allerdings könnte die VEZG mit ihrem Netzwerk die Höhe von Zuschlägen empfehlen und auch dort Transparenz schaffen. Gleiches gilt für die Ausgestaltung von Verträgen.
Die VEZG gibt deutschen Viehhaltern Orientierung in stürmischen Zeiten. Das funktioniert nur im starken Verbund, durch den das Einzelmitglied vor Repressalien schützt wird (siehe Übersicht). Das bewährte System sollte sich dennoch modernisieren. Je intensiver und schneller sich die Mitglieder austauschen, desto sturmfester wird die VEZG. Sie darf aber auch bei den ständig steigenden Klima- und Tierwohlforderungen lauter werden. Zu oft gehen Landwirte in Vorleistung, ohne ihren Aufwand zu bepreisen.