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Lebensmittel Einzelhandel

"Die Anzahl der eingemeldeten unfairen Praktiken gegenüber Lieferanten ist beunruhigend"

Die Bundeswettbewerbsbehörde hat die Lebensmittelbranche unter die Lupe genommen. Es gibt mehrere Schwachstellen bezüglich der Wettbewerbssituation, darunter leiden Lieferanten und Bauern.

Lesezeit: 3 Minuten

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat ein Jahr lang die heimische Lebensmittelbranche vor dem Hintergrund signifikanter Preissteigerungen für die Konsumenten, globaler und europäischer Entwicklungen in der Wertschöpfungskette sowie der hohen Inflation unter die Lupe genommen."Die Analyse zeigt mehrere Schwachstellen im Hinblick auf die Wettbewerbssituation. Die Anzahl der eingemeldeten unfairen Praktiken gegenüber Lieferanten ist beunruhigend, gleichzeitig sehen wir Schwächen des Binnenmarktes und die Situation der Verbraucher im Hinblick auf Preistransparenz sollte gestärkt werden", erklärt Natalie Harsdorf-Borsch, Leiterin der Bundeswettbewerbsbehörde.

Landwirte stehen großen Handelskonzernen gegenüber

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Vor allem Landwirte stehen vor großen Herausforderungen, wenn sie mit den großen Handelsketten verhandeln müssen. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig zu den Ergebnissen: "Die Lebensmittelpreise werden vor allem durch internationale Märkte beeinflusst. Nichtsdestotrotz: Entlang der Lebensmittelkette herrscht ein Kampf mit ungleichen Waffen. Mehr als 110.000 Bäuerinnen und Bauern und eine Vielzahl von Lieferanten stehen vier großen Handelskonzernen gegenüber, die 91% des heimischen Marktes kontrollieren."

Dieses Ungleichgewicht führe zu harten Preisverhandlungen, drohenden Auslistungen oder aufgezwungenen Vertragsbedingungen. Vier von zehn Lieferanten geben an, von sogenannten 'schwarzen Praktiken' betroffen zu sein - eine hohe Dunkelziffer. "Um Lieferanten im Kampf gegen unfaire Handelspraktiken zu schützen, haben wir das unabhängige Fairness-Büro eröffnet. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Gerechtigkeit in der Lebensmittelkette. Es fungiert im stetigen Austausch mit der Bundeswettbewerbsbehörde wie ein Radar und spürt das Ungleichgewicht in der Verhandlungsmacht auf", sagt der Minister.

Eigenmarken nehmen zu

Ein weiteres Problem sei der Anteil an Eigenmarken, der im Lebensmitteleinzelhandel immer mehr zunehme. Damit steige nicht nur die Verhandlungsmacht der Handelskonzerne, sondern auch die Austauschbarkeit von heimischen Lebensmitteln und Produzenten. So könne es vorkommen, dass ein Handelskonzern von einem Unternehmen einen gewissen Produktionsanteil für seine Eigenmarke in gleicher Qualität verlange, aber zu deutlich geringerem Preis. Bei Verweigerung drohe die Auslistung des Markenproduktes.

Vor etwa mehr als einem Jahr nahm das Fairness-Büro seine Arbeit auf und bietet seither Bäuerinnen und Bauern sowie Lebensmittelverarbeitern anonyme und kostenlose Hilfe, wenn sie von unfairen Handelspraktiken betroffen sind. Die in der Branchenuntersuchung festgestellte Dunkelziffer bei unfairen Handelspraktiken schlagen im Fairness-Büro auf. Die Juristen dieses Büros helfen vertraulich, um die Fairness in der Lebensmittelkette zu steigern. "Der erste Tätigkeitsbericht im März zeigte bereits: In der Lebensmittelkette herrscht ein Ungleichgewicht, das bäuerliche Familienbetriebe und Lieferanten unter Druck bringt und sich negativ auf die Konsument:innen auswirkt", erklärt Totschnig.

"Nur 12% des Einkommens für Lebensmittel"

Bauernbund-Präsident Georg Strasser kommentiert die Branchenuntersuchung folgendermaßen: "Nicht zuletzt die Branchenanalyse der Bundeswettbewerbsbehörde, auch die aktuelle RollAMA-Auswertung zeigt erneut einen Anstieg der Eigenmarken im Lebensmitteleinzelhandel. Das gibt uns zu denken, da anonyme Eigenmarken im Regal leichter austauschbar sind. Bereits heute werden trotz gestiegener Kaufkraft nur noch zwölf Prozent des Haushaltseinkommens in Österreich für Lebensmittel ausgegeben. Wir müssen uns die Frage stellen, welchen Wert wir unseren Lebensmitteln geben. Es darf nicht sein, dass unsere Bäuerinnen und Bauern Leidtragende dieser Entwicklung werden."

Für die Branchenuntersuchung hat die BWB in zehn Runden Auskunftsverlangen versendet und 700 Handelsunternehmen sowie mehr als 1.500 Lieferanten befragt. Weiters wurden umfangreiche Daten von dem Marktforschungsinstitut GfK zugekauft und analysiert. Die Österreichische Nationalbank hat tägliche Preisdaten, die aus einer Auswahl von Online-Shops des österreichischen Lebensmittelhandels aufgenommen wurden für die BWB analysiert. Zusätzlich wurde eine Konsumentenbefragung mit rund 1.000 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren durchgeführt.

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