Gerald Stögmüller ist Leiter des Futtermittellabores Rosenau und Fütterungsberater an der LK NÖ.
Die Getreideernte war in diesem Jahr vielerorts problematisch. Was tun mit verpilztem Korn?
Stögmüller: Mit Fusarientoxinen gibt es dieses Jahr glücklicherweise nur wenige Probleme. Hier haben wir bei den untersuchten Proben kaum Überschreitungen der Richtwerte. Fusarien dringen schon bei der Blüte in die Pflanze ein und brauchen danach feuchte Witterung. Problematisch war in diesem Jahr die Ernte. Durch die Niederschläge haben sich Schwärzepilze gebildet. Hier hilft eine Säurebehandlung, um die Keimbelastung zu senken und die Lagerstabilität zu sichern.
Kann man ausgewachsenes Getreide an Kühe füttern?
Stögmüller: Der Auswuchs verändert das Korn, wodurch Stärke in Zucker umgewandelt wird. Es wird somit rascher im Pansen abgebaut. Der erhöhte Zuckergehalt wird aber erst bei Kraftfuttermengen von über 4 kg relevant. Dann sollte die Ration neu berechnet werden: Das Getreide mit Mais verdünnen sowie Rübenschnitzel und Puffersubstanzen füttern. Stark angekeimtes Getreide mit deutlich ausgebildeten Keimblättern sollte aber weder eingelagert noch verfüttert werden!
Helfen Mykotoxinbinder?
Stögmüller: Mykotoxinbinder helfen nicht nur bei Fusarientoxinen, sondern auch bei anderen Vergiftungen z. B. durch Endotoxine, die bei Pansenübersäuerung, Fehlgärung oder einer Lagerverpilzung gebildet werden. Zur kurzfristigen Fehlerbehebung helfen Mykotoxinbinder meist gut, also bis der Fehler gefunden und das schlechte Futter eliminiert ist. Bei einem längerfristigen Einsatz besteht das Risiko von Mangelernährung, da die Binder überwiegend auf Steinmehlen, Hefezellwänden oder Kohle aufgebaut sind und diese nicht nur die „bösen“ Toxine, sondern auch mit ihrer aktiven Oberfläche Mineralstoffe, Aminosäuren, etc. binden.
Kann ich mich auf Zukauffutter verlassen?
Stögmüller: Besonderes Augenmerk ist auf Einzelfuttermittel zu legen, vor allem wenn der Händler es nur kauft und verkauft, ohne Verarbeitung. Hier kann bei mangelnder Kontrolle schon was durchrutschen! In Futtermischungen müssen die Unternehmen die Qualität garantieren. Zudem wird bei Mischfutter durch die Vielzahl der Komponenten das Risiko reduziert und durch eine Pelletierung zusätzlich eine Hygieneschleuse eingezogen. Es kann aber im Nachhinein am Lager immer noch eine Keimvermehrung stattfinden, z. B. durch Kondenswasser, Schadnager, etc. Wir empfehlen daher immer (!) Rückstellproben zu nehmen.