Ein offenes, freundschaftliches und respektvolles Diskussionsklima liegt uns auch nach der Überarbeitung unseres Kommentarbereichs weiterhin am Herzen. Wir wollen Ihnen jederzeit die Möglichkeit geben, Ihre Meinung zu den Themen, die die Landwirtschaft bewegen, zu äußern. Dafür stellen wir Ihnen ab sofort wöchentlich eine Sammlung unserer Leserzuschriften zu verschiedenen Themen zusammen.
Sie möchten Ihre Gedanken ebenfalls mit uns teilen? Dann schreiben Sie uns gerne eine Mail mit dem Stichwort „Leserstimmen“ an: hanna.grieger@topagrar.com
Wir behalten uns vor, die Einsendungen gekürzt in diesem und ähnlichen Formaten zu veröffentlichen.
Zu: „Wir richten unseren Kommentarbereich neu aus“
Vor Kurzem haben wir als Redaktion den Kommentarbereich auf topagrar.com neu ausgerichtet. Wir laden Sie nun noch zielgerichteter zu Debatten und Umfragen ein, denn uns bleibt der Austausch mit unseren Leserinnen und Lesern wichtig.
Seitdem haben uns viele engagierte Leserinnen und Leser über unsere Autorinnen und Autoren kontaktiert. Auch die Entscheidung zum Kommentarbereich war dabei ein Thema. Im Folgenden stellen wir Ihnen verschiedene Meinungen vor:
Herzlichen Glückwunsch zum Ende der Kommentarfunktion
„Zur Entscheidung, die Kommentarfunktion abzuschalten, beglückwünsche ich Sie. Die Kommentare wurden in den letzten Wochen während der Bauernproteste unerträglich. Sie kamen überwiegend aus der rechten Ecke. Leider scheinen hier Teile des landwirtschaftlichen Berufsstandes anfällig zu sein.
Mich hat gewundert, dass top agrar die Kommentarfunktion so lange offen ließ. Die Medien haben in diesen Zeiten die Pflicht, für einen fairen Diskurs zu sorgen und dürfen sich unter keinen Umständen instrumentalisieren lassen.
Ich hoffe sehr, dass top agrar nicht allzu sehr unter der Abschaltung leidet und ermutige Sie und Ihre Redaktion, weiterhin differenziert über agrarpolitische Themen zu schreiben.“ (Helmut H.; der vollständige Name des Lesers ist der Redaktion bekannt)
Alle abzustrafen, ist nicht fair
„Ich finde es bedauerlich, dass die Kommentarfunktion eingestellt wurde! Es gehört zur Demokratie, Meinungen zu schreiben und diese auch deutlich zu formulieren! (…)
Ich fand die Kommentarfunktion immer schön und hätte mir gewünscht, dass es hier eine gelbe oder rote Karte gibt und dann die Hardliner dementsprechend ausgeschlossen werden! Sie führen eine Konventionalstrafe ein. Man sollte die bestrafen, die sich nicht an die Regeln halten. Sie strafen alle ab und das ist nicht fair!“ (Thilo Frankfurth)
Schade um die sachlichen Diskussionen
„Ich finde es schade, dass die Kommentarfunktion nicht mehr angeboten wird. Es waren doch sehr oft sachliche und objektive Diskussionen, die leider von einzelnen lobbyistisch missbraucht wurden. Aber im Großen und Ganzen war, meiner Meinung nach, das Meiste in Ordnung. Vor allem wurden die Kommentare auch zielgerichtet auf die Beiträge verfasst.
Es wurde aber auch eine Art Meinungsbildung für die Landwirte gemacht (...). Ich möchte Sie hiermit auffordern, die Kommentarfunktion wieder einzustellen (…).“ (Norbert Schiele)
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Zu: „Greenpeace-Studie zeigt, wie sich grasbasierte Ration auswirkt“
Auch das Thema Milchproduktion beschäftigt die Leserinnen und Leser. Denn eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie zur grasbasierten Milchproduktion zeigte vor kurzem, wie sich die Produktion und der Konsum von Milch und Fleisch dann verändern würde. Im Folgenden erläutert ein Leser drei Punkte:
Meine Kühe nehmen niemandem die Lebensmittel
„1. Die Milch aus Grünland zu erzeugen funktioniert bestimmt. Wir selber haben Jahre lang mit 800 bis 1.000 kg Getreideeinsatz zwischen 6.800 und 8.000 l gemolken, je nach Qualität des Grundfutters. Ich bin kein Freund der beschriebenen Dauerweide, da hohe Milchleistung und gesunde Kühe nur funktionieren wenn der erste und zweite Schnitt mit den Folgeschnitten verschnitten werden. Nur so bekommt man Energie und Protein in die Ration. Wenn der vierte und fünfte Schnitt abgeweidet werden, gibt es Probleme mit dünnen Kot und Zysten ohne Ende. Außerdem hat man im Winter kein Rohprotein.
2. Dass die Tiere eine längere Lebensdauer haben kann ich nicht bestätigen. Seit wir über 10.000 l melken, ist die Lebensdauer nicht gesunken. Sie ist eher gestiegen, da die Tiere besser aufnehmen und keine Ketosen aufweisen.
3. 2,5 Mio. ha Ackerflächen werden frei? Das kann ich so auch nicht bestätigen. Wir haben schwere Böden. Weizen in Backqualität ist schwer zu erzeugen. Auch andere Marktfrüchte sind schwer zu erzeugen. Außerdem brauchen wir eine Fruchtfolge. Gerste, Futterweizen, Triticale und Mais isst kein Mensch. Und vom Soja und Raps werden nur Abfallprodukte gefüttert.
Deshalb verstehe ich die ganze Diskussion nicht. Ich als Landwirt setze kein Futter ein, dass der Menschheit genommen wird.“ (Simon Weber)
Zu: „Öko-Regelung 5 im Grünland: Jetzt festhalten an den Kennarten!“
Auch wenn die neue GAP stark kritisiert wurde und wird, ist die Öko-Regelung 5 gut angekommen worden. Die hohe Akzeptanz sollte die Politik nutzen, meint top agrar Redakteurin Friederike Mund. Einen weiteren Blickwinkel lesen Sie hier:
Öko-Regel 5 eher für extensive Wirtschaft interessant
„Leider kann ich Ihre Meinung zu dem Thema gar nicht teilen. Zum einen sind die Kennarten auf Betrieben, die ihr Grünland mehr als zweimal schneiden und energiereiches Futter für die Milchviehfütterung benötigen kaum zu finden. In unserer Region wurde diese Maßnahme fast ausschließlich von extensiv wirtschaftenden Betrieben mit Schafen und Mutterkühen beantragt.
Zum anderen besteht doch die Gefahr, dass Flächen, für die dies beantragt wird, durch die Hintertür einen Status als „schützenswert“ erhalten. Und solche Programme haben natürlich auf einen Einfluss auf den Pachtmarkt. Hier in unserer Region ist man sehr vorsichtig damit, diese Förderung zu beantragen.
Außerdem bewertet unsere Molkerei im Nachhaltigkeitsprogramm den Anteil Eiweißfutter, dass von den selbst bewirtschafteten Flächen kommt. Mischungen, z.B. mit Klee, können hier positiv wirken. Setzt man aber darauf, dass die Flächen eher extensiv werden, um den Kennarten Platz einzuräumen, wird sicherlich der Rohproteingehalt des Aufwuchses sinken. Diesen Ausgleich muss man dann meistens mit zugekauftem Futter machen, was die CO2-Bilanz negativ beeinflusst.“ (Brigitte Wullenweber)
Ökoregel 5 interessanter als eine Extensivierungsprämie
„Als Inhaber eines langjährigen Biobetriebs mit knapp 200 ha Grünland und Milchviehhaltung haben wir reichlich Erfahrung mit naturnahem Grünland in dem Randbereich einer Mittelgebirgslage in Hessen. Auch ich habe das Programm genutzt und dadurch die Flächen genauer in Augenschein genommen.
Meine Beobachtung und Erfahrung zur Bestandsentwicklung zu mehr Artenreichtum ergibt folgende Schlüsse:
Die Artenzusammensetzung hängt neben Standort und Bodenverhältnissen vor allem von der Form der langjährigen Bewirtschaftung ab; vom Düngungsniveau, der Nutzungsintensität und Nutzungsform. Diese Faktoren wird man im durch die Bewirtschaftungsrichtung festgelegten laufenden Betrieb nicht kurzfristig ändern, auch nicht wegen der Prämie. Insofern ist die Prämie eine Vergütung der tatsächlich vorhandenen Artenvielfalt durch eine, an den Standort angepasste und extensive Wirtschaftsform.
Im Gegensatz zur allgemeinen Extensivierungsprämie ist die Öko-Regel 5 wesentlich zielgerichteter. Auch im Biobetrieb ist bei intensiver Kurzrasenweide nicht alles artenreich. Vier Schnitte und zwei bis drei Güllegaben im Biobetrieb sind auf Weidelgras ausgelegt und entsprechend artenarm.
Unter diesen Bedingungen bleibt die Öko-Regel 5 ein gern genommener Mitnahmeeffekt für die bereits vorhandenen artenreichen Flächen. Allerdings auch eine wirklich faktenbezogene Belohnung. Eine große Steuerungswirkung in Richtung Umstellung von Grünland, sehe ich nicht, wegen der erst langfristig angelegten Umstellung der Pflanzengesellschaft. Das Angebot ist aber weit weg von Planungssicherheit. (…)
Zur Ehrlichkeit gehört aber auch: zusätzliche artenreiche Flächen bringt die Öko-Regel 5 nicht. Es belohnt die Betriebe, die bisher standortangepasst arbeiten, d.h. weder umgebrochen haben, noch intensiv wirtschaften. In dem Sinn sollte das Angebot auch unbedingt erhalten bleiben, als ergebnisorientierte Umweltprämie. Um Biobetriebe nicht auszuschließen, muss das Verfahren auch mit der allgemeinen Ökoförderung voll kombinierbar bleiben.“ (Helmut Keller)
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Zu: „Agrarminister versprechen Landwirten Bürokratieabbau noch für dieses Jahr“
Landwirte sollen noch dieses Jahr erste Bürokratieentlastungen spüren, die auf EU-, Bundes- und Länderebene erfolgen sollen. Auch die Aussetzung der verpflichtenden Stilllegung soll noch weitere drei Jahre gelten. Eine Meinung aus Leserkreisen:
Warum Wachstumschancengesetz ohne Landwirte?
„Sind wir keine Wirtschaft? Sollen wir mehr für Agrardiesel bezahlen als die anderen EU Länder? Wir haben gerade 180 €/ha in den letzten 12 Monaten verloren, und noch nicht mal ein richtiges Entgegenkommen von der Regierung vernommen. Von Versprechungen und Ideologien kann man nicht Leben hier in Deutschland…“ (Willy Toft)
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Zu: „Weltweiter Weizen-Wahnsinn“
Die Preise für Futter- und Brotweizen haben sind in den vergangenen zwei Jahren stark gefallen. Die Dimension lege vor allem am Kampf um die neue Weltordnung, mein Wochenblatt-Chefredakteur Patrick Liste. Was top agrar-Leser darüber denken, lesen Sie hier:
Was bringen Standards, die nicht eingehalten werden?
„Für mich als Landwirt ist es absolut unverständlich, das Importe von Weizen und anderen Lebensmittels zugelassen werden, die den in Deutschland und der EU geltenden und geforderten Standards nicht entsprechen. Als Landwirt fragt man sich, ob diese Standards dann überhaupt von Nöten sind oder diese nur willkürlich eingeführt wurden. Macht man nun beide Augen zu, um die Ukraine zu unterstützen und jubelt unseren Verbrauchern und Tieren diese Produkte einfach unter.
Weiter kann ich es, bei dem bestehenden Wirtschaftsembargo gegen Russland, nicht verstehen, dass von dort noch Getreide eingeführt wird. Bei dem knappen Gasmarkt zieht man diese Embargo strikt durch und beim noch relativ gut versorgten Getreidemarkt nicht. Wird darüber nicht nachgedacht? Oder möchte man den Markt überversorgen, um die Preise für Getreide zu drücken, um Lebensmittel billig zu machen?
Was die Unterschreitung der Standards angeht, betrifft das auch Importe aus anderen Teilen der Welt. An der Hafenkante ist die Erzeugung völlig egal, hier zählt nur der Preis. Das kann ich überhaupt nicht verstehen. Es sind unfaire Bedingungen, die hier vielen Betrieben das Leben schwer machen oder die Existenz kosten.“ (Claus Brügmann)
Die Situation im Handel ist ernst
„Ich bin mir sicher, dass das Hauptproblem für uns Landwirte das Aussetzten vom Zoll aus der Ukraine ist. Wir würden um 50 bis 100 Euro die Tonne mehr bekommen. Das ist leider der Beitrag zum Krieg für uns Landwirte.
Als nächstes haben die Politiker geglaubt, dass die Lebensmittel wieder Billiger werden. Dieser Fehler war leider wieder zu Lasten der Landwirte. Die Preise haben sich ja nicht geändert.
Ich bin schon länger Landwirt, aber ich hab noch nie erlebt das die Händler keine Ware mehr kaufen wollen. Leider erkennen nur wenige Landwirte wie ernst die Situation ist. Wir sollten uns von den Polen ein Beispiel nehmen.“ (Peter Gastegger)
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Zu: „DBV-Milchpräsident Schmal: ‚Wir werden uns bewegen müssen‘“
Karsten Schmal sprach im Interview mit top agrar über die Forderungen nach mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit, falsche Erwartungen an den Artikel 148 sowie die Bauerndemos – kurzum über die Zukunft der Milchproduktion. Ein Leser beschreibt, wie er dazu steht:
Wir brauchen ein System mit Mehrwert
„Carsten Schmal hat die entscheidenden Punkte sehr deutlich dargestellt:
1. Die Streiks waren notwendig und die genannten Auswüchse sind kontraproduktiv. Aber jeder Streik, egal in welcher Branche, endet am Verhandlungstisch. Bei fehlender Einsicht der Politik wird wieder gestreikt.
2. Das größte Problem der Milchviehbetriebe ist die mangelnde Planungssicherheit. Ein Beispiel ist die neue Einteilung der Haltungsstufen von 4 auf 5 Stufen. Wie sollen sich Weidemilcherzeuger jetzt verhalten? Welchen Sinn macht ein Laufhof bei 160 Tagen Weide und Laufställen mit 10 m2 Platz pro Kuh.
3. Das alte u. a. vom Handel mitgetragene System ist gerade drei Jahre alt… drei! Die neuerliche bzw. wieder aufgenommene Diskussion um den Artikel 148 zeigt wie wenig die Politik (insbesondere die Grünen) mitbekommen hat, welche Maßnahmen in den genossenschaftlichen Molkereien getroffen wurden. Das vorgeschlagene System ist im Endeffekt nichts anderes als ein neues Quotensystem mit einem Bürokratiemonster ohne dass der Milcherzeuger auch nur einen Cent mehr in der Tasche hat. Der Markt lässt sich nicht ausschalten.“ (Herbert Heyen)