Alternative Proteine: Deutschland an der Spitze beim Fleischersatz
In Deutschland ist der Markt für pflanzenbasierte Proteine im Europavergleich am größten und wächst am schnellsten. Das berichtet das Good Food Institute (GFI).
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Mit Umsätzen von 1,9 Mrd. € im Jahr 2022 ist der deutsche Markt für Alternativprodukte zu Fleisch, Fisch und Milchprodukten der größte Plantbased-Markt in Europa. Ebenso verzeichnet das Marktsegment im Europavergleich hier mit 11 % das größte Wachstum. Bei Fleischalternativen gab es ein Plus von 7 % auf 643 Mio. €, bei Milchdrinks 13 % auf 552 Mio. €. Das geht aus dem Report „Alternative Proteine in Deutschland” des Think Tanks GFI hervor.
Auch die Produktion hat zugelegt: 2022 produzierten deutsche Unternehmen 109.800 to pflanzenbasiertes Fleisch im Wert von 537 Mio. €, was einem Anstieg von 12% gegenüber 2021 und einem Wachstum von 82 % gegenüber 2019 entspricht. Demgegenüber steht ein sinkender Konsum von Milch und Fleischprodukten.
Weltweit arbeiten mehr als 1.500 Unternehmen ausschließlich in der Entwicklung von Alternativprodukte. In Deutschland sind laut GFI rund 90 Unternehmen in diesem Bereich tätig, darunter viele Start-ups. Im Bereich Fermentation gibt es in Deutschland die drittmeisten Start-ups nach den USA und Israel. Im letzten Jahr haben deutsche Unternehmen, die alternativen Proteine herstellen, private Investitionen in Höhe von 53 Mio. € angezogen. Dabei ist der deutsche Sektor für alternative Proteine 2022 weniger über Wagniskapital gewachsen als über Investitionen und Partnerschaften von etablierten Handels- und Industrieunternehmen.
In Deutschland wurden 2022 in allen Säulen der Branche neue Startups gegründet. Beispiele im Bereich der pflanzenbasierten Proteine sind Project Eaden (pflanzlicher Fleischersatz), Ordinary Seafood (pflanzliches Seafood) und Blue Farm (pflanzlicher Milchersatz), im Bereich Fermentation Esencia Foods und Nosh Biofoods (beide Biomassefermentation) und im Bereich Kultivierung Cultimate Foods (kultiviertes Fett).
In den Geschäftsbereichen der Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft, Wirtschaft und Klimaschutz sowie Bildung und Forschung gab es in den vergangenen Jahren vereinzelte Fördermaßnahmen, Z.B. den Forschungsverbund Cellzero Meat mit 1,2 Millionen Euro. Das schätzt das GFI als vergleichsweise niedrig ein und entdeckt in der Förderlandschaft "keine kohärente Gesamtstrategie". In den Niederlanden hätte die Regierung 2022 im Rahmen des National Growth Funds 60 Mio. € für kultiviertes Fleisch und Präzisionsfermentation bereitgestellt. in Dänemark investiert die Regierung einen dreistelligen Millionenbertag.
Daher schlägt das GFI 15 Maßnahmen vor, mit denen die Politik Deutschland in eine Vorreiterrolle bei der Protein- und Ernährungswende bringen soll:
Verankerung der Proteinwende im Regierungsprogramm
Entwicklung einer Nationalen Roadmap für die Proteinwende
Ernennung eines Nationalen Koordinators für alternative Proteine
Erhöhung der Forschungsförderung für alternative Proteine
Etablierung eines Forschungszentrums für alternative Proteine
Stärkere Verankerung von alternativen Proteinen an deutschen Hochschulen
Evidenzbasierte Entscheidungen im Zulassungsverfahren
Orientierungshilfen für das Zulassungsverfahren und für Verkostungen
Evaluierung des Zulassungsverfahrens im Hinblick auf mehr Effizienz
Kreditbürgschaften für den Aufbau von Infrastruktur
Zuschüsse für Startups in der Skalierungsphase
Unterstützung von Mindestabnahmeverträgen
Senkung der Mehrwertsteuer für pflanzenbasierte Optionen
Klare Kennzeichnungsregelungen für pflanzenbasierte Lebensmittel
Klare Kennzeichnungsregelungen für kultiviertes Fleisch
Das Good Food Institute Europe ist eine internationale Nichtregierungsorganisation, die alternative Proteinquellen vorantreiben will. Die Arbeit wird vollständig aus Spenden finanziert.