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Umwelteffekte im Vergleich

Gegen Entwaldung: Protein aus Pilzen als Rindfleisch-Alternative?

Eine Studie vergleicht die Umweltwirkungen von Lebensmitteln, die auf Pilzen basieren, mit denen von Rindfleisch. Das Ergebnis ist in der Theorie eindeutig - in der Praxis etwas komplizierter.

Lesezeit: 4 Minuten

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenschätzung (PIK) hat untersucht, welchen Effekt es auf die Umwelt hätte, wenn die Menschen kein Rindfleisch, sondern stattdessen Pilzproteine essen würden. Das im Mai 2022 veröffentlichte Ergebnis beeindruckt erst einmal mit klaren Zahlen.

Vor allem der Effekt auf die Landnutzung ist dabei am deutlichsten: Würden bis zum Jahr 2050 rund 20 % des globalen Pro-Kopf-Rindfleischkonsums durch den Pilz-Fleischersatz ersetzt, könnte das die weltweite Entwaldung um rund 50 % verringern. Zudem könne man rund die Hälfte der CO2-Emissionen aus der Landwirtschaft einsparen.

Pilz-Protein benötigt keinen Ackerboden

Das Institut weist in der Studie darauf hin, dass diese großen Effekte richtig eingeordnet werden müssen. So bezieht sich der Anwendungsbereich der Studie vor allem auf die Landnutzung. Und da bei der Vermehrung der Pilzproteine kein Ackerboden benötigt und ihre Produktion komplett von der landwirtschaftlichen Erzeugung entkoppelt wird, kommen diese Zahlen in der Theorie zustande.

Darüber hinaus basieren die Ergebnisse auf der Annahme, dass „Länder mit niedrigem Einkommen den Rindfleischkonsum genauso senken würden, wie Länder mit hohem Einkommen, wobei weder der bisherige Anteil von Fleisch an der Ernährung (…), noch der wirtschaftliche und kulturelle Kontext berücksichtigt wird“, so heißt es in der Studie.

Das mikrobielle Protein „Mykoprotein“ entsteht durch die Fermentation von Pilzmyzelen („myco“ ist griechisch und bedeutet: Pilz). Die Myzele wachsen bei der Aufzucht von z. B. Ständerpilzen in Nährlösungen. Im Bioreaktor entsteht nach der Zugabe von Zucker ein Substrat. Für eine fleischartige Textur versetzen die Hersteller das fermentierte Myzel mit weiteren Lebensmitteln wie Eiklar oder Kartoffelextrakten. Besonders in verarbeiteten Produkten wie Snacks oder Teigwaren nutzen Unternehmen und Start-ups diesen Fleischersatz.

Wegfall von Nebenprodukten der Tierhaltung hätte Negativeffekte

Auch der Energieverbrauch der für die Pilzfermentation benötigten Bioreaktoren fand in diesen Ergebnissen keine Berücksichtigung. Zudem sei zu beachten, dass eine geringere Rindfleischproduktion auch zu weniger Nebenprodukten aus der Tierhaltung führt, was wiederum weitere, nicht mit eingerechnete Umweltauswirkungen habe, so das Institut.

Weniger Wasser-, dafür höherer Energiebedarf

Ergänzend zu den Ergebnissen der PIK-Untersuchung, hat sich eine Literaturstudie des Kompetenzzentrums für Ernährung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (KErn) ebenfalls mit fermentierten Pilzproteinen befasst. Eingebettet sind die Informationen in eine 2022 erschienene Literatursammlung über den Stand der Forschung zu alternativen Proteinquellen. Die Studie stuft den Energieverbrauch bei der Produktion von Mykoprotein als hoch ein.

Um eine muskelfaserähnliche Textur zu bekommen, muss das Pilzgeflecht ein aufwendiges Verfahren durchlaufen. Auch die Fermentation selbst ist mit einem hohen Energiebedarf verbunden. Die Umweltauswirkungen hängen also davon ab, wie „grün“ die Energiesysteme der Hersteller bei der Produktion sind. Folglich benötigen solch technisch hergestellten Lebensmittel besonders nachhaltige Energiequellen, um nachhaltig zu sein.

Der Wasserverbrauch ist bei der Mykoproteinproduktion geringer als bei anderen pflanzlichen oder tierischen Produkten, da die Bioreaktoren weniger Wasser verbrauchen als Agrarflächen.

Die Umweltauswirkungen hängen davon ab, wie „grün“ die Energiesysteme der Hersteller bei der Produktion sind. Folglich benötigen solch technisch hergestellten Lebensmittel besonders nachhaltige Energiequellen. Der Wasserverbrauch sei bei der Mykoproteinproduktion geringer als bei anderen pflanzlichen oder tierischen Produkten, da die Bioreaktoren weniger Wasser benötigen, als Agrarflächen.

Keine Vorteile im Vergleich zu Schweine- oder Hühnerfleisch

Besonders die Rindfleischproduktion soll laut KErn bis 2050 für etwa 2/3 der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich sein. Daher sei die Forschung zu alternativen Proteinquellen eine wichtige Stellschaube für eine moderne Lebensmittelproduktion. Das KErn weist auf seiner Website gleichzeitig darauf hin, dass weitere „Ökobilanzstudien“ zeigen, dass der Ersatz von Schweine- und Hühnerfleisch durch Mykoprotein nach bisherigem Stand „keine wesentlichen Umweltvorteile“ mit sich bringe.

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