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Fleisch- und Milchalternativen

Verluste bei Oatly, Beyond Meat, Veganz: Ist der Veggie-Burger-Hype vorbei?

Mehrere bekannte Fleisch- und Milchersatzhersteller wie Oatly haben derzeit mit Problemen zu kämpfen und planen offenbar drastische Einsparungen. Auch die Verbrauchernachfrage stagniert.

Lesezeit: 5 Minuten

Mit dem Börsengang von Beyond Meat im Mai 2019 war viel Euphorie verbunden. Innerhalb von drei Monaten verneunfachte sich der Aktienkurs des kalifornischen Herstellers von Fleischalternativen. Ähnlich groß war die Begeisterung, als Oatly, ein schwedischer Produzent von Haferdrinks, im Mai 2021 an die Börse ging. Doch die anfängliche Euphorie um die beiden Unternehmen, die oft als Aushängeschilder in der Branche galten, scheint derzeit in Ernüchterung umzuschlagen. Gegenüber ihren jeweiligen Höchstständen haben die Aktienkurse bei beiden Unternehmen über 90 % ihres Wertes verloren.

Ähnlich sieht es beim Start-up Veganz aus. Und auch bei größeren Unternehmen, etwa Rügenwalder Mühle, schlagen derzeit die steigenden Rohstoff- und Energiepreise, gepaart mit der Zurückhaltung bei den Verbrauchern, zu Buche.

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Beyond Meat: Deutliche Verluste

Beyond Meat geht für das Gesamtjahr 2022 nur noch von einem Umsatz von 400 bis 425 Mio. US-$ aus. Der Nettoverlust liegt nach drei Quartalen bei knapp 300 Mio. $ und übertrifft damit den Umsatz von rund 339 Mio. $. Für das Gesamtjahr gehe Beyond Meat von einem Umsatzrückgang um 9 bis 14 % aus. Die Aktie befindet sich seit Sommer 2021 im dauerhaften Abwärtstrend und wird derzeit mit 13,68 € bewertet, während es etwa im Oktober 2020 noch 162 € waren, was einen Einbruch von 90 % bedeutet.

Grund für die schwachen Zahlen ist laut Beyond Meat das „Ende des Booms für solche Lebensmittel in den USA.“ Tatsächlich haben sich potenzielle Abnehmer wie McDonald's trotz mehrfacher Tests von Beyond-Meat-Produkten bisher nicht dazu entschieden, diese in ihr Sortiment aufzunehmen. Das Management von Beyond Meat rechne allerdings damit, dass das Feld der Alternativprodukte kleiner wird und sich Beyond Meat als starke Marke durchsetzen wird.

Getrübte Stimmung auch bei Oatly

Nicht viel besser sieht es bei Oatly aus. Der große schwedische Haferdrinkproduzent hat, genau wie Beyond Meat, bisher noch keine schwarzen Zahlen geschrieben, in diesem Jahr sind die Verluste aber deutlich gestiegen. Der Konzern habe zwar nicht mit Nachfrageproblemen zu kämpfen, musste aber dicke Verluste vermelden und konnte seine Umsatzprognose nicht erfüllen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Börsenwert um 80 % gesunken.

Künftig will Oatly 25 % der Kosten einsparen und dazu Mitarbeiter entlassen. Oatly führt die enttäuschende Geschäftsentwicklung vor allem auf Corona-Einschränkungen in Asien, Produktionsprobleme in Nordamerika und ungünstige Wechselkurse zurück.

Veganz bleibt in den roten Zahlen

Der deutsche Lebensmittelhersteller Veganz, der ein breites Produktportfolio veganer Produkte im LEH anbietet, kommt offenbar ebenfalls nicht so dynamisch vom Fleck wie erwartet. Um Kosten zu reduzieren, habe Veganz sein externes Vertriebsteam von 50 auf 34 Mitarbeiter verkleinert und wolle weitere Stellen streichen sowie einige eigene Filialen schließen und andere Einsparungen vornehmen.

In den ersten neun Monaten 2022 setzte Veganz 17,1 Mio. € Euro um. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 22,6 Mio. € Euro. Der Nettoverlust stieg von 6,2 auf 9,9 Mio. €. Das Start-up erwarte für das Geschäftsjahr 2022 weiterhin sowohl auf Gruppenebene als auch auf Einzelgesellschaftsebene der Veganz Group AG einen deutlichen Umsatzrückgang.

Nachfrage nach Fleischalternativen stagniert

Nach Jahren des Hypes um Fleischalternativen stagniert die Nachfrage nach pflanzenbasierten Fleischersatzprodukten, auch bei Konsumenten, die hier bislang zugriffen. Die Unternehmensberatung ­Deloitte hat in der „fresh food consumer survey“ die Jahre 2021 und 2022 ver­glichen und präsentiert folgende Gründe für den Nachfragerückgang: Der adressierbare Markt könnte kleiner sein, als viele glaubten.

Die Anzahl der Konsumenten, die manchmal pflanzlichen Fleischersatz kaufen, ist um 3 % auf 47 % gesunken. Durch die Inflation und weil viele Konsumenten derzeit beim Lebensmitteleinkauf sparen, sank die Bereitschaft um 9 % auf 46 %, Premiumpreise für Fleischersatzprodukte zu zahlen.

Einige Vorteile, die bisher mit Fleischersatz assoziiert wurden, werden von den Verbrauchern zunehmend infrage gestellt. So glaubten 2021 noch 68 % der Käufer von Fleischersatz, dass dieser gesünder sei als tierisches Fleisch. 2022 sind das 8 % weniger. Ebenso glaubten 5 % weniger Verbraucher, dass die Fleischersatzprodukte nachhaltiger bzw. umweltfreundlicher sind.

Noch kein Ende in Sicht

Trotz der getrübten Stimmung deutet einiges darauf hin, dass pflanzenbasierte Ersatzprodukte ein Wachstumsmarkt bleiben – auch wenn die Wachstumsraten wohl nicht mehr so deutlich ausfallen werden wie in den vergangenen Jahren. Und trotz dieses Anstiegs fällt beispielsweise der Wert von Fleischersatzprodukten im Vergleich zu Fleischprodukten verhältnismäßig gering aus. Im Jahr 2021 betrug der Wert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen 35,6 Mrd. € – und damit rund das 80-fache des Wertes der Fleischersatzprodukte.

Im Jahr 2021 betrug der Wert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen rund das 80-fache des Wertes der Fleischersatzprodukte.

Seit dem Jahr 2019 ist jedoch – das zweite Jahr in Folge – beim Wert der Fleischprodukte ein Rückgang zu beobachten: Im Jahr 2021 ging er gegenüber dem Vorjahr um 7,8 % zurück, gegenüber dem Jahr 2019 um 11,3 %. Im Jahr 2019 hatte der Wert der Fleischproduktion in Deutschland mit 40,1 Milliarden Euro den höchsten Wert seit zehn Jahren erreicht.

Bei Milchalternativen zeichnet sich ein ähnliches Bild. 23,46 l pflanzliche Milchalternativen kaufte ein durchschnittlicher Käuferhaushalt im Jahr 2021/2022 in Deutschland. Das sind 1,25 l mehr als im Vorjahr. Im Zeitraum Juli 2019 bis Juni 2020 kauften 27,6 % aller Haushalte zumindest einmal ein pflanzliches Milchgetränk. Von Juli 2021 bis Juni 2022 sind es laut GfK bereits 35,8 %, also 14,6 Mio. Haushalte in Deutschland, die zu pflanzlichen Alternativen greifen. Zum Vergleich: Im Zeitraum Juli 2019 bis Juni 2020 kauften 93,4 % aller Haushalte zumindest einmal Kuhmilch, im aktuellen Zeitraum Juli 2021 bis Juni 2022 sind es 92,2 %.

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