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topplus „Landwirtschaft für Artenvielfalt“

Biodiversität vom Feld bis zur Ladentheke?

Im Programm Landwirtschaft für Artenvielfalt setzen Biobetriebe freiwillige Biodiversitätsmaßnahmen um. Die Produkte teilnehmender Betriebe, z. B. Rindfleisch, sind durch ein Logo im Handel erkennbar.

Lesezeit: 5 Minuten

Edeka-Nord, WWF, Bioland und Biopark wollen in dem gemeinsamen Programm „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ (LfA) die Biodiversität in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen fördern. Die rund 170 teilnehmenden landwirtschaftlichen Betriebe erbringen dafür freiwillige Naturschutzleistungen, die vom Edeka-Verbund über einen Preisaufschlag auf den Erzeugerpreis finanziert werden. Bislang umfasst das Programm Kartoffeln, Fleisch- und Wurstwaren, Apfelsaft und Tafelobst und soll künftig u. a. auch auf Sonnenblumenöl und Mehle ausgeweitet werden. Im Handel sind die Produkte der teilnehmenden Betriebe mit dem Logo „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ auf den Edeka-Eigenmarken erkennbar. Über QR-Codes können Verbraucher die Produkte zurückverfolgen und sich über die Naturschutzleistungen auf den Betrieben informieren.

Das Programm umfasst mittlerweile rund 52.000 ha. Auf dieser Fläche setzen die teilnehmenden Betriebe individuell ausgewählte Naturschutzleistungen aus einem Katalog mit rund 100 Maßnahmen um. Dabei erhalten sie Beratung durch das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), welches den Katalog basierend auf Praxiserfahrungen wissenschaftlich erarbeitet hat und die Maßnahmen auf den Höfen regelmäßig erfasst.

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Mit Zertifikat in höhere Vermarktungsschiene

Die Grundlage des Programms ist ein variierbares Naturschutzmodul als Zusatzqualifikation für Ökobetriebe. Teilnehmende Höfe lassen beispielsweise Streifen von Kleegrasfeldern ungemäht oder legen Landschaftselemente, Nisthilfen oder Blühstreifen an. Über ein Punktesystem wird die Effektivität der Maßnahmen bewertet. Um das Naturschutzmodul zu erfüllen, müssen 120 Punkte pro 100 ha auf dem Gesamtbetrieb erreicht werden. Das heißt, auf einem 100 ha-Betrieb macht das 120 Punkte oder auf einem 500 ha Betrieb 600 Punkte. Ist die Mindestpunktzahl erreicht, erhalten sie ein Naturschutzzertifikat, das über die Öko-Kontrollstelle geprüft wird.

Mit diesem Zertifikat erfüllt der Landwirt die Voraussetzungen für die Vermarktungsschiene LfA bei Edeka und erhält einen Preisaufschlag auf den Erzeugerpreis. „Es gibt ein Punktelevel für die Betriebe, je nach Größe des Betriebs und der Menge gelieferter Produkte an Edeka“, sagt Frank Gottwald, Biologe beim ZALF und Projektverantwortlicher für LfA. Für die Kosten bei der Umsetzung der Maßnahmen gibt es Orientierungswerte. Für die meisten Betriebe seien die Maßnahmen aber einfach umzusetzen und mit geringen Kosten verbunden, sagt der Biologe.

Persönliche Motivation notwendig

Einer der teilnehmenden Landwirte bei LfA ist Matthias Lehmann. Er bewirtschaftet den Hof Rögnitztal in Mecklenburg-Vorpommern und ist dem Biopark-Verband angeschlossen. Er hält 100 Mutterkühe der Rasse Fleckvieh-Simmental in ganzjähriger Weidehaltung und betreibt Futterbau sowie Herdbuchzucht. Der Betrieb Lehmann liegt in einer ländlichen Region auf einem sandigen Standort.

Seit etwa zwei Jahren beteiligt er sich am Programm LfA – und das vor allem aus Überzeugung. „Ich hatte schon früh Interesse für die Artenvielfalt, besonders für die Vogelwelt, zum Beispiel das Braunkehlchen. Als Landwirt hat man z. B. auf Grünland ganz andere Möglichkeiten, Arten zu schützen, als es zum Beispiel jemand in der Stadt ohne Garten hat.“ Auch aus Verantwortung für die nächste Generation sieht er sich darin bestärkt, mehr für Biodiversität zu tun.

Lehmann setzt unter anderem folgende Maßnahmen auf seinem Betrieb um:

  • Nutzungsruhe von acht Wochen auf Grünland, Spätnutzung
  • Anbau mehrjähriges Luzerne-Kleegras
  • Kleinteilige Schlagstrukturen, Mosaikbewirtschaftung
  • Gewässerrandstreifen
  • Habitate und Nistmöglichkeiten an Gebäuden
  • Anbau von Buchweizen, späterer Drusch

Finanzieller Ausgleich muss stimmen

Die Vermarktung des Rindfleisches von Matthias Lehmann übernimmt Biopark. Die Produkte (Fleisch- und Wurstwaren) aus dem Programm sind mit Siegel im Handel erhältlich. Der Preisaufschlag für die Teilnahme am Programm beträgt etwa 5 Cent pro Kilogramm Rindfleisch, den Edeka zahlt und der über Biopark an die Betriebe ausgezahlt wird. Dieser Aufschlag gilt allerdings nicht pro Tier, sondern wird gleichmäßig auf alle teilnehmenden LfA-Betriebe gezahlt, da eine genauere Aufschlüsselung bislang nicht möglich sei. Edeka verpflichtet sich gegenüber Biopark vertraglich, Produkte mit Rohstoffen von Biopark bevorzugt abzunehmen, um das Programm zu fördern.

Lehman betont aber auch, dass er sich nicht primär aus finanziellen Gründen am Programm beteiligt. „Rein preislich gesehen lohnt sich die Teilnahme nicht. „Es sind erhöhte Kosten damit verbunden und die Maßnahmen müssen umgesetzt werden, von Familie und auch von Mitarbeitern. Man muss eine eigene Motivation haben, freiwillig Maßnahmen umzusetzen.“

„Auf besseren Böden wird man keinen Blühstreifen anlegen, wenn man dort mit anderen Kulturen wie Weizen mehr verdient.“ - Matthias Lehmann

Dennoch muss auch das Finanzielle unterm Strich stimmen, sagt er. „Auf besseren Böden wird man keinen Blühstreifen anlegen, wenn man dort mit anderen Kulturen wie Weizen mehr verdient.“ Aus seiner Sicht lassen sich einige Maßnahmen aber auch mit wenig Aufwand umsetzen, zum Beispiel Altgehölz liegen lassen oder Schonstreifen bei der Grünlandmahd stehen zu lassen, sowohl bei konventionellen als auch bei Biobetrieben.

Laut Angaben von Thorsten Hein, Geschäftsführer der Biopark Markt GmbH, werden derzeit 15 bis 20 % der Biopark-Tiere über LfA vermarktet. Die Resonanz der teilnehmenden Betriebe sei sehr gut. Künftig plane man die Ausweitung des Programms auf weitere Produkte, u. a. Sonnenblumenöl und Mehle.

Maßnahmen zeigen erste Wirkung“

Das Programm LfA besteht seit mittlerweile zehn Jahren. Erste Auswertungen bestätigen den Biologen des ZALF zufolge die Wirkung der Naturschutzmaßnahmen. Dort, wo Streifen im Grünland nicht gemäht wurden, ließen sich beispielsweise zum Teil bis zu achtmal mehr Insekten feststellen als auf den gemähten Vergleichsflächen.

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