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"Gülle zu Gold": Start-up Preis für neue Gülletechnologie

Diskussionen rund um CO2-Zertifikate, KI, neue Proteine und Hanf gab es auf dem ersten Growth Alliance Networking Summit. Den dort verliehenen Start-up Preis gewinnt Nunos.

Lesezeit: 5 Minuten

Das Start-up Nunos aus Köln gewinnt am vergangenen Donnerstag den mit 5.000 € dotierten Preis der Landwirtschaftlichen Rentenbank auf dem "Growth Alliance Networking Summit" (GANS23) in Frankfurt. Ihre Idee: eine biologische Gülleaufbereitungs-Anlage. Im Rahmen des von der Landwirtschaftlichen Rentenbank und dem Gründerzentrum TechQuartier veranstalteten GANS23, pitchten Start-ups um die Gunst des Publikums. Auf dem Event diskutierten außerdem mehr als 200 Akteure über die Zukunft der Agrar- und Ernährungsbranche, darunter Landwirte, Investoren, Jungunternehmen, Forschungsinstitute und Politiker.

Inspiriert durch Raumfahrttechnologien

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Gülle zu Gold machen, das ist das Motto für die Geschäftsidee von Nunos. Die Idee stammt aus der Raumfahrt. Auf Basis eines für Mondstationen entwickelten geschlossenen Systems zur Aufbereitung von Humanurin, konzipierten die Gründer ein Verfahren zur rein biologischen Gülleverwertung in direkt pflanzenverfügbare Düngemittel.

Mit der Technologie lassen sich Rindergülle und Gärprodukte aus Biogasanlagen verarbeiten. „Normalerweise wird Gülle mit zeitlichem Vorlauf zum Pflanzenbedarf gedüngt, da die Nährstoffe im Boden erst umgewandelt werden müssen. Die Technologie übernimmt diesen Prozess und erhöht die Verfügbarkeit direkt. Der Einsatz von Mineraldünger kann reduziert werden“, so die Gründer, Tim Paulke und Holger Sommerlad. Die schlüsselfertigen Anlagen sollen Landwirte in bestehende Prozesse integrieren können.

Wie können wir glaubwürdig darstellen, wieviel CO2 in unseren Böden gespeichert werden kann?“
Christian Holzleitner, EU Kommission

Zum Auftakt des Panels zur Regenerativen Landwirtschaft und dem Handel von CO2-Zertifikaten verdeutlichte Christian Holzleitner von der EU Kommission die Bemühungen auf europäischer Ebene, sich auf ein einheitliches Geschäftsmodell von Carbon Farming zu einigen. Der derzeitige Verordnungsentwurf solle am Ende die Frage beantworten können: „Wie können wir glaubwürdig darstellen, wieviel CO2 in unseren Böden gespeichert werden kann?“ Über der Diskussion schwebe immer das „Gespenst des Greenwashings“, das durch ein glaubwürdiges System eliminiert werden soll. Noch ist die Verordnung nicht mehr als ein Entwurf. Und im kommenden Jahr wird die EU Kommission neu gewählt.

Susanne Schulze Bockeloh, Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes (DBV) betonte, dass Humusaufbau auch abseits des Zertifikatehandels Chancen für die Landwirtschaft bereithalte. „Humusaufbau nützt ja dem Bodenschutz, dem Erosionsschutz und der Nährstoffverfügbarkeit.“ Der Handel von CO2-Zertifikaten, und damit zusätzliche Einnahmen, kämen noch obendrauf. Der Ertrag ist aber oftmals das, was für den Landwirt zuerst zählt. „Wichtig ist, dass produktionsintegriert gedacht wird“, so die Bauernvertreterin. „Die Ernährung muss berücksichtigt werden. Auf dem Boden muss auch effizient etwas wachsen.“

Die Ernährung muss berücksichtigt werden. Auf dem Boden muss auch effizient etwas wachsen.“
Susanne Schulze Bockeloh, DBV-Vizepräsidentin

In der Praxis sind die ersten privatwirtschaftlichen Initiativen längst selbst an den Start gegangen. Doch auch dort tun sich derzeit noch viele Fragen auf, wie die anschließende Podiumsdiskussion zeigte. So vermittelt Dr. Karl Müller-Sämann von „CO2-Land“ erste CO2-Zertifikate zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Unternehmen der Region. Sie erzielen derzeit Preise um die 80 € pro Tonne CO2, von denen rund zwei Drittel auch an die Landwirte weitergegeben werden. Der restliche Betrag werde für ein Monitoring verwendet.

Durch den Zertifikatehandel entstehen Produkte mit besonderen Ansprüchen

Auf dem Hofgut Klein Schneen bei Marie-Sophie von Schnehen wachsen unter anderem Sonderkulturen wie Quinoa, Kichererbsen und Tee-Kräuter. „Das sind Kulturen, über deren Verkauf wir die Kosten wieder reinkriegen“, sagte die Junglandwirtin. Denn der Handel mit CO2-Zertifikaten sei derzeit noch nicht grundsätzlich etabliert. Vielmehr entstehen Produkte, die besonders vermarktet werden müssten und die höheren Investitionen für ihren regenerativen Anbau selbst wieder einspielen. „Wir liefern beispielsweise Hafer an das Start-up Regionique, das diesen als Müsli weitervermarktet.“

Hanfanbau: Potential in der Bioökonomie und als Proteinquelle

„Seit Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir im Dezember 2021 sagte, dass mit einer Legalisierung von Cannabis, die Landwirte in den Startlöchern stünden, um großflächig Hanf in Deutschland anzubauen, hält sich das Thema hartnäckig“, eröffnete top agrar-Redakteurin Eva Piepenbrock die Podiumsdiskussion zum Thema Marihuana Farming. „Es rufen immer wieder Leute an, die glauben, dass da künftig ein großer Markt für die deutschen Landwirte entsteht.“

Dabei unterliege der Anbau von THC-haltigem Hanf strengsten Regeln und liegt ohnehin in den Händen weniger lizensierter Unternehmen, wie etwa Demecan- einer deutschen Pharmafirma, die medizinisches Cannabis an Apotheken liefert.

Chancen im Nutzhanfanbau könne es unter bestimmten Bedingungen aber trotzdem für einige Betriebe geben, die ihr Glück in der Nische suchen. „Die Wertschöpfungsketten in der Bau- und Textilindustrie funktionieren schon besser. Auch in Sachen Bioökonomie und Entwicklung von nachhaltigen Verpackungen ist Nutzhanf eine interessante Kultur“, so Eva Piepenbrock. Dennoch bliebe das Problem einer mangelnden Infrastruktur bei Ernte und Verarbeitung.

Auf ein Wachstumsfeld wies Florian Pichlmaier von Signature Products hin. Er vermarktet Hanf unter anderem als gesunden und proteinreichen Bestandteil in Lebensmitteln und nimmt dafür Landwirte aus Deutschland unter Vertrag.

Trotz aller Hürden im Anbau von THC-haltigem Medizinalhanf, geht Dr. Constantin von der Groeben dennoch von einem Wachstum seines Unternehmens Demecan aus. Wenn die Cannabis-Legalisierung kommt und mehr Hanf benötigt werde, „wollen wir das nicht automatisch alles alleine anbauen“, sagte der Unternehmer. Vor allem mit Gartenbauern sei eine Kooperation denkbar.

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