Wenn sich die Wasserbilanz verschlechtert, muss die Landwirtschaft mit einem erhöhten Bewässerungsbedarf rechnen. Das Verbundprojekt LAWAMAD am Thünen-Institut hat die Aufgabe, Optionen zur Verbesserung des Wassermanagements in Deutschlands Agrarlandschaften zu analysieren. Ziel des verbesserten Wassermanagements ist es, die Verfügbarkeit von Bewässerungswasser für den Pflanzenbau deutlich zu erhöhen. Dr. Natalia Stupak arbeitet unter anderem in diesem Projekt und spricht im Interview über die Rolle von Wasserspeichern.
Wie wird sich der Bewässerungsbedarf unter den Bedingungen des Klimawandels entwickeln?
Stupak: Klimaforschern zufolge bleibt Deutschland zwar ein wasserreiches Land. Probleme entstehen aber aus der zunehmenden räumlichen, zwischenjährlichen und jahreszeitlichen Umverteilung des Niederschlags infolge des Klimawandels. Selbst bei gleichbleibenden Niederschlagsmengen muss man in vielen Regionen mit einer Verschlechterung der klimatischen Wasserbilanz rechnen. Denn mit steigenden Temperaturen steigt auch die potenzielle Verdunstung. Daher erwarten wir zukünftig einen zunehmenden Bewässerungsbedarf.
Welche Rolle spielen Wasserspeicher in Zukunft?
Stupak: Eine Zwischenspeicherung des Niederschlags oder eine Wasserentnahme aus Oberflächengewässern kann die Interessenkonflikte um die Wassernutzung verringern, die Zuverlässigkeit der Bewässerung erhöhen und somit die Anpassung des Pflanzenbaus an den Klimawandel unterstützen.
Wie müssen diese Speicher organisiert werden, damit sie nachhaltig sind?
Stupak: Wasserspeicher schonen das Grundwasser, wenn sie mit Niederschlag oder aus Oberflächengewässern, im Winterhalbjahr oder nach Starkregenereignissen aufgefüllt werden. Aber der Bau von Wasserspeichern versiegelt weitere Fläche. Wasserspeicher müssen zudem auch rentabel sein. Die Rentabilität unterscheidet sich zwischen den Kulturen und richtet sich nach den Preisen auf den Agrarmärkten und den Kosten für Bewässerung und Wasserspeicherung. Um rentabel zu arbeiten, sollten Landwirte die Steigerung ihrer Bewässerungseffizienz und ggf. das Potenzial einer Mehrfachnutzung – z. B. durch Stromerzeugung mittels schwimmender Photovoltaik – beachten.
Was sind die wichtigsten Hebel für ein nachhaltiges Wassermanagement?
Stupak: Transparenz. Wenn Landwirte die Mengen an verfügbarem Wasser aus unterschiedlichen Quellen kennen, können sie dessen Nutzung besser planen. Im besten Fall wird dadurch die Bewässerungseffizienz erhöht und das Potenzial von pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Steigerung der Wasserretention in Böden ausgeschöpft. Die Politik sollte Rahmenbedingungen schaffen, die die Planbarkeit bei größeren Investitionen verbessern und auch Anreize zur Verbesserung der Bewässerungseffizienz setzen.
Wo braucht es noch Innovationen, um Problemstellungen rund um dieses Thema anzugehen?
Stupak: Das Know-How und Erfahrungen zur Verbesserung der Wassernutzungseffizienz – u.a. durch Bewässerungssteuerung, Anpassung der Bewässerungstechnik und -infrastruktur, Ansätze zur teilflächenspezifischen Bewässerung – sowie zum Bau von Wasserspeicherbecken ist vorhanden. Es gibt aber das Verbesserungspotenzial zu Verbreitung dieser Innovationen in der deutschen Landwirtschaft.
Die Adaption innovativer Wassermanagementtechnologien und -ansätze bedarf u.a. hohe Investition und Digitalisierung in der Landwirtschaft. Die Rolle der Wissenschaft liegt unter anderem in der Überprüfung der vorhandenen Innovationen auf ihre Umsetzbarkeit im deutschen Raum, im Aufzeigen ihrer Chancen für einzelne Betriebe sowie in der Erarbeitung von Empfehlungen zu den rechtlichen Rahmen, die nachhaltiges landwirtschaftliches Wassermanagement fördern. Zum Beispiel hat das Projekt LAWAMAD das Ziel, die Optionen für höhere Verfügbarkeit von Bewässerungswasser für den Pflanzenbau zu ermitteln unter Berücksichtigung der technischen, naturräumlichen, betriebswirtschaftlichen und Akzeptanz-Aspekte. Auch mit Fokus auf Wasserspeicherbecken.