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Grenzen von Künstlicher Intelligenz: "KI wechselt keine Messer"

Welchen Nutzen hat Künstliche Intelligenz für die Landwirtschaft? Dr.  Henning Müller vom DFKI sieht großes Potenzial – und noch viel zu tun.

Lesezeit: 4 Minuten

Wir haben mit Dr. Henning Müller über Künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft gesprochen. Er ist selbst Landwirt und arbeitet am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche ­Intelligenz GmbH (DFKI).

top agrar: Künstliche Intelligenz ist spätestens seit ChatGPTin aller Munde. Welchen Nutzen hat KI in der Landwirtschaft?

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Dr. Henning Müller: KI ist kein neues Thema. Es ist seit Jahrzehnten in der Landwirtschaft im Einsatz. Aber größere Rechenkapazitäten der Prozessoren, mehr Daten und mehr Menschen, die sich damit beschäftigen, sind Gründe, wieso die Anwendungen in der Praxis gerade jetzt häufiger ­werden. KI ist einfach ein Oberbegriff, ein Werkzeugkoffer, dessen Werkzeuge immer besser werden und längst in der Agrartechnik stecken.

Beispiele sind Fahrerassistenz in Landmaschinen, Monitoring-Lösungen im Stall, Farm Management Systeme oder Pflanzenerkennung etwa in Spot Spraying-Systemen. Die Anwendungen arbeiten nicht mit „der einen“ KI. Die gibt es gar nicht. Je nach Anwendung bewegen wir uns in Teildisziplinen von KI, wie z. B. Spracherkennung, Bilderkennung oder Maschinelles Lernen. Die funktionieren jeweils unterschiedlich.

Der Hype um den Begriff ist ein ­Problem. Man muss KI entzaubern und vom Sockel herunterholen. Dann schaffen wir den Bezug der Techno­logie zur praktischen Anwendung auch leichter.

KI kann Prozesse im Betrieb optimieren, nicht komplett übernehmen

top agrar: In der Praxis ist es der Landwirt, der KI nutzen soll. Inwieweit muss er ein Computerexperte dafür sein?

Müller: Erstmal muss man verstehen, dass KI Methoden zur Optimierung von Prozessen im Betrieb bietet. Das Fachwissen des Landwirts bleibt wichtig! Es bringt nichts, wenn ein Milchbauer eine ­digitale Fütterungsassistenz einsetzt, selbst aber keine Ahnung von ­Fütterung hat. Andererseits muss der Landwirt auch kein Computerexperte sein. Die Methoden, die im Hintergrund der Anwendung laufen, kriegt er als Nutzer ja gar nicht mit. Ich hinterfrage ja auch nicht, wie mein Smartphone mein ­Gesicht erkennt. Es kann es einfach.

Dr. Henning Müller ist Referent beim digitalen Scheunengespräch zum Thema "KI in der Landwirtschaft". Sie können im Live-Webinar selbst mit ihm diskutieren und Ihre Fragen stellen. Jetzt kostenlos anmelden für den 25. Oktober 2023 ab 18 Uhr.

Trotzdem kann ich nur jeden Landwirt animieren, sich mit der Digitalisierung im Allgemeinen zu befassen und die Grundzüge von KI zu verstehen. Die Oberflächen sind so intuitiv gestaltet, die kann jeder Landwirt ­bedienen. Aber wenn er das System ­dahinter nicht wenigstens in Grundzügen versteht, kann er verschiedene Hersteller nicht vergleichen und keine bewusste Kaufentscheidung treffen. Dabei brauchen wir mündige Landwirte.

top agrar: Woher soll das Wissen kommen? Sind die Lehrpläne an Berufsschulen darauf eingestellt?

Müller: Digitale Bildung ist tatsächlich ein großer Punkt! KI ist eigentlich der zehnte Schritt vor dem ersten. Bevor es um KI gehen kann, müsste es im Unterricht erstmal generell um Datenverarbeitung oder die Funktionsweise von Sensortechnik gehen.

Zieht ein „schlauer Schlepper“ einen „dummen Grubber“?
Dr. Henning Müller

Aber ob eine Lehrkraft diese Themen aufgreift, liegt ausschließlich daran, ob diese Lehrkraft Lust darauf hat. Denn: Digitale Themen kommen im Lehrplan schlichtweg nicht vor. Und weil sie nicht vorkommen, haben die Lehrkräfte auch kein Weiter­bildungsangebot dafür. Das ist ein Henne-Ei-Problem. Wir müssen unsere Lehrkräfte massiv schulen, sonst droht uns das ganze Thema zu entgleiten.

Hat die Maschine auf dem Feld "alleine" gut gearbeitet?

top agrar: Wo kommt KI in der Praxis an ihre Grenzen?

Müller: Die Definition und Überwachung des Arbeitsprozesses und der Arbeitsqualität im Feld ist derzeit ein großes Thema. Grubber oder Mähwerke aufgrund sich ändernder Boden- oder Wetterverhältnisse einstellen, abgebrochene Messer oder Bolzen tauschen – solche Aufgaben liegen derzeit beim Fahrer.

Aber wenn die Feldbearbeitung von Robotern und autonomen Schleppern übernommen werden soll, wer regis­triert und meldet das abgebrochene Messer im Mähwerk dann? Der Schlepper oder das Anbaugerät? Wo sitzt die Prozessintelligenz? Zieht ein „schlauer Schlepper“ einen „dummen Grubber“?

Daran arbeiten Schlepper- und Anbaugerätehersteller derzeit jedenfalls intensiv. Auf der Agritechnica werden wir viele Ansätze dazu sehen, welche Art von Sensorik, von Bilderkennung, von maschinellem Lernen verlässlich sagen kann, ob ein Arbeitsprozess auf dem Acker so erledigt wird, wie es sich der Landwirt als Kunde wünscht. KI wechselt keine Messer. Aber sie könnte helfen, die Prozesse zu überwachen. Sonst zieht der Roboter trotz abgebrochenem Messer im Mähwerk einfach weiter seine Bahnen. Und dann käme der Landwirt nach ein paar Stunden autonomer Einsatzzeit zum Acker, nur um festzustellen, dass in jeder Spur noch je zwei Reihen Gras stehen.

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