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topplus Bruderhahnkonzept

Aufzucht von Hahn und Henne

Seit 10 Jahren geht die Bio-Erzeugergemeinschaft Fürstenhof neue Wege in der Hühnerhaltung. Unter der Marke "haehnlein" vermarktet sie Fleisch und Eier aus Bruderhahnaufzucht an den Handel.

Lesezeit: 5 Minuten

Als Annalina Behrens 2011 vor der Entscheidung stand, in die Erzeugergemeinschaft Fürstenhof in Mecklenburg-Vorpommern einzusteigen, konnte sie sich das grundsätzlich vorstellen: „Ich war mir der gängigen Praxis des Kükentötens allerdings auch bewusst und der Meinung, dass es anders gehen muss.“ Ihr Vater, Geschäftsführer des Bio-Erzeugerzusammenschluss, war offen für alle Vorschläge. Also erarbeitete Annalina ein Konzept, in der die Aufzucht der Hähne sich durch den Verkauf der Legehennen-Eier querfinanziert. Einfacher gesagt: Die Schwestern sorgen mit ihren Eiern dafür, dass die Brüder mit aufgezogen werden können.

Neues Gesetz, neue Standards

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Dem neuen Gesetz, männliche Küken nicht mehr direkt nach dem Schlupf zu töten, ist die Bio-Marke damit bereits zehn Jahre voraus. Seit 2012 vertreibt der Erzeugerzusammenschluss unter dem Label „haehnlein“ bundesweit Eier und Fleischprodukte vom Bruderhahn aus biologischem Anbau, hauptsächlich an Supermärkte.

Das Gesetz lässt ihrer Meinung nach dennoch zu viele Schlupflöcher: „Der Transport ins Ausland, wo das Töten der männlichen Küken erlaubt ist, oder die Früherkennung des Geschlechts im Ei sind weiterhin möglich.

Mehrpreis für Mehraufwand

Die Haehnlein-Eier gehen mit einem Aufpreis von 4 Cent an den Handel. Der Kunde zahlt im Supermarkt für ein Haehnlein-Ei etwa 50 Cent, fast doppelt so viel wie für Bio-Eier vom Discounter. Durch die Einnahmen der Eier können die Mehrkosten bei der Aufzucht der Hähne ausgeglichen werden. Da das Geld erst nach der Aufzucht durch den Verkauf der Eier eingenommen wird, konnten zu Beginn zunächst 30 % der geschlüpften männlichen Küken mit in die Aufzucht. Mittlerweile sind es 50 %. Im Vergleich zur Aufzucht eines Masthähnchens kommen bei den Hähnen aus der Legelinie verschiedene Kostenfaktoren zusammen:

Ein Masthähnchen braucht für ein Kilo Lebensgewicht zirka 1,7 kg Futter. Die Haehnlein-Hähne brauchen 3 kg. Das liegt auch daran, dass sie sich mehr bewegen können. Mit der fünften bis sechsten Lebenswoche haben die Küken Auslauf in einen Wintergarten. Ab der neunten Woche können sie auch einen Außenbereich nutzen. Etwa vier Haehnlein-Tiere leben auf einem Quadratmeter. Sie bekommen Spielzeug und Beschäftigungsmaterial sowie Stroheinstreu, was personal- und dadurch kostenintensiv ist.

Faktoren Zeit und Aufwand

Hinzu kommt der Zeitfaktor: Ein Haehnlein-Hahn wächst vier Mal länger heran als ein Masthähnchen. Die weiblichen und männlichen Haehnlein-Küken kommen noch am Tag des Schlüpfens von der Brüterei in die Aufzucht, wo sie 120 Tage alt werden. Ab diesem Tag starten die Hennen in die Legelaufbahn. Ein Teil der Hähne verbleibt als Leittier bei den Hennen, der andere Teil wird geschlachtet. „Ein Kostenfaktor ist sicherlich die Schlachtung. Da unsere Hähne unterschiedlich groß sind, müssen von Hand zerlegt werden“, sagt Annalina.

Während ihres BWL-Studiums hatte Annalina Behrens bereits ein Unternehmen gegründet und dadurch Kontakte in die Lebensmittelwirtschaft sowie Anknüpfungspunkte in den Handel gewonnen. „Dass ich das Konzept bei uns überhaupt umsetzen konnte, lag auch daran, dass wir das Risiko in der Erzeugergemeinschaft auf viele Betriebe verteilen konnten. Das war ein klarer Vorteil“, beschreibt sie die Anfänge von Haehnlein.

Vermarktung kein Selbstläufer

Die Herausforderungen sehen die Schwestern ganz klar bei der Vermarktung der Eier. „Als das Bewusstsein in der breiten Öffentlichkeit 2012 noch gar nicht da war, haben wir auf unsere Eierverpackungen „Aufzucht von Hahn und Henne“ geschrieben. Auf das Thema Kükentöten sollten wir nicht zu offensiv hinweisen“, erzählt Leonie. Durch die öffentliche Diskussion hat es einen Wandel gegeben. Die Schwestern vermarkten auch das Fleisch der Bruderhähne. Diese werden bei einem Schlachthof in Mecklenburg-Vorpommern und einem in Niedersachsen geschlachtet. Außerdem wollten sie nicht einfach nur Frischfleisch in den Handel bringen und haben daher eine Reihe tiefgekühlter Fertiggerichte ins Sortiment aufgenommen.

Wir konnten das Risiko in der Erzeugergemeinschaft teilen. Das ist ein klarer Vorteil." - Annalina Behrens

„Wir bauen den Großteil unseres Getreides für unser Hühnerfutter selbst an und mischen das Futter in unserer eigenen Futtermühle“, sagt Annalina Behrens. „Unsere Höfe werden mit Strom und Wärme aus unseren eigenen Photovoltaik- und Biogasanlagen versorgt. Wir haben eine eigene Brüterei, ziehen unsere Junghennen und Brüderhähne selber groß und haben eigene Packstellen für unsere Eier. Auch unsere Bruderhahnprodukte lassen wir größtenteils in der Region produzieren.“

Erzeugergemeinschaft Fürstenhof

23 Betriebe gehören zu der Erzeugergemeinschaft Fürstenhof, die zusammen zu den größten Herstellern für Bio-Eier in Deutschland zählt. In Kreislaufwirtschaft wird auf ca. 6.000 ha Bio-Acker das Futtermittel für die Tiere angebaut werden und in der Futtermittelanlage verarbeitet. Rund 300.000 Hennen legen in zwölf Betrieben mit über 40 Ställen die Eier. In zwei Aufzucht-Betrieben wachsen die Hennen und Hähne zusammen auf. Einen betreut Annalina Behrens. Auch die Brüterei, die im Mai 2019 in Betrieb genommen wird, wird sie übernehmen.

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