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Quinoa: Großer Preisdruck bei der Wunderpflanze​

Quinoa gilt hierzulande als Trend-Nahrungsmittel. Der Markt für heimische Quinoa wächst aber nur langsam. Das liegt auch an der ausländischen Konkurrenz und dem herausfordernden Anbau.​

Lesezeit: 4 Minuten

Mirjam Lüthi ist eine Pionierin des Schweizer Quinoa-Anbaus. Als der Quinoa-Trend von Lateinamerika her in die ganze Welt übersprang, begann die Mitarbeiterin der Schweizer Vereinigung „IP Suisse“ 2014 auf ihrem Hof mit dem Anbau des Pseudogetreides. Seither wird auf dem Aarhof das Lebensmittel geerntet, das in den Anden ein traditionelles Grundnahrungsmittel ist.

„Ganz zu Beginn hatten wir Sorten, die eher bitter schmeckten“, sagt Mirjam Lüthi. Später setzte sie auf die Sorte Jessie, dieses Jahr hat sie Vikinga gesät. „Ich bin gespannt, wie es mit der neuen Sorte funktioniert. Derzeit sieht es nach größeren Blütenständen aus“, sagt Lüthi. Die Wahrheit wird aber erst die Ernte zeigen: „Dann zählen der Ertrag und die Qualität.“

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Flexibilität nötig

Die Sortenwechsel zeigen die Flexibilität, die ein Betrieb brauche, wenn er auf eine Nischenpflanze setzt, für die es in der Schweiz noch nicht viel Erfahrung gebe. So gäbe es zwar Sorten mit größeren Kernen, allerdings reifen diese in der Schweiz zu spät ab. In klimatisch guten Jahren würde es wohl funktionieren, in anderen drohte ein Ausfall. Sie sei deshalb froh, dass nun auch die Forschungsanstalt Agroscope Versuche mit Quinoa-Sorten durchführe, sagt Lüthi: „Es ist wichtig, dass da was geht.“

In der Schweiz habe jeder Betrieb, der Quinoa anbaut, seine eigenen Erfahrungen gemacht und gehe es etwas anders an, meint Lüthi. Das A und O für den Anbau sei die Auswahl der Parzellen. Aber auch, wenn die Parzelle passt und richtig bearbeitet wurde, ist das keine Garantie.

Anbau ohne Insektizide

Quinoa komme zwar gut mit Trockenheit zurecht, möge aber keine Staunässe. Das führte 2021 zu einem Ernteausfall auf dem Aarhof. Allzu heiss sollte es aber zur Blütezeit auch nicht sein, dann gibt es gemäß Lüthis Erfahrung Probleme mit der Befruchtung. „Quinoa ist eine anbautechnisch schwierige Pflanze“, sagt Lüthi. Auch viel Handarbeit sei nötig, wenn es um Ausreißen des Unkrauts geht.

Mirjam Lüthi verzichtet beim Anbau auf Insektizide: „Wir hatten dieses Jahr sehr viele Blattläuse an den Pflanzen. Aber sobald die Marienkäfer kommen, reguliert sich das.“ Es bestehe auch immer die Gefahr neuer Schädlinge: in der Westschweiz ist ein Schildkäfer (Casside) aufgetaucht, der kleinere Schäden verursacht. Im Gegensatz zur Schweiz setzen etwa in Frankreich die Quinoa-Produzenten konsequent auf Insektizide.

Große Ernteschwankungen

Für IP-Suisse produzieren dieses Jahr 21 Produzenten auf rund 30 ha Quinoa. Mirjam Lüthi leitet das Projekt. Die aufwändige Reinigung der Quinoa erfolge in der Eichmühle oder bei Zwicky. Vermarktet werde IP-Suisse-Quinoa über spezialisierte Mühlen, welche v.a. kleinere Läden in der Westschweiz beliefere oder die Mühle Landshut, welche Bäckereien beliefere, und direkt über IP-Suisse an diverse Kunden. Aber auch über den Einzelhandel, u. a. mit der Kette Migros.

Ein kleiner Markt sei schwierig zu bewirtschaften. Rasch gebe es eine Unter- oder Überproduktion.

Ziel sei es aktuell, den Anbau mit den bestehenden Produzenten noch auszubauen, wenn es der Markt erlaube. Ein kleiner Markt sei schwierig zu bewirtschaften. Rasch gebe es eine Unter- oder Überproduktion.

„Es gibt große Ernteschwankungen. Ich rechne bei uns mit einer Tonne, es können aber auch 2,5 werden“, meint Lüthi. Bei einer solchen Superernte sind die kostenintensiven Lager rasch zu voll. Viel Menge an Lager war auch der Grund, weshalb IP-Suisse 2020 den Anbau für ein Jahr aussetzte. Das einzige Jahr, in dem auch auf dem Aarhof keine Quinoa wuchs.

Die Ernte erfolgte auf dem Aarhof Mitte August mit dem Mähdrescher. Auch hier braucht es erfahrene Fahrer. „Man muss wissen, wie die Einstellungen sein müssen. Denn Quinoa ist ein sehr feines Korn“, so die Landwirtin.

Bio aus Südamerika billiger

Wie sieht es mit der Konkurrenzfähigkeit aus? Schweizer Quinoa stehe unter starkem Preisdruck aus dem Ausland. „Aus Südamerika importierte Bio-Quinoa ist billiger als unsere Schweizer IPS-Quinoa“, sagt Lüthi. Grenzschutz für Quinoa gebe es in der Schweiz keinen. „Viele Konsumenten greifen deshalb zur billigeren Importware“, so Lüthi. Aber es gebe durchaus Personen, die bereit seien, einen Mehrpreis für die Schweizer Ware zu bezahlen und einen Markt ermöglichten. Auch das Quinoa-Saatgut sei teuer, erklärt die Landwirtin.

Der Betrieb von Mirjam und Markus Lüthi und ihren beiden Töchtern umfasst 28 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche. Sie bauen darauf Sonnenblumen, Brotweizen, Braugerste, Dinkel, Zuckerrüben, Silomais und Quinoa an (alles nach IP-SUISSE-Standards, außer Silomais). Hinzu kommt Ökofläche und Buntbrache sowie Feldobst zur Selbstversorgung. Auf dem Hof gibt es zudem ein Bed & Breakfast.

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