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Ochsen-Programm der Familie Lindner: 550 Rinder für Tierhaltungsform 3

Rinder aus Haltungsform 3 erlösen beim Rewe-Programm „Bayerischer Ochse“ 80 ct/kg SG Zuschlag. Thomas und Andrea Lindner mästen seit zwei Jahren dafür – mit positiven Erfahrungen.

Lesezeit: 5 Minuten

Als wir vor zwei Jahren vom Ochsen-Programm mit einem Zuschlag von 80 ct/kg hörten, mussten wir nicht lange überlegen, ob wir einsteigen“, erinnert sich Thomas Lindner. „Bis auf die Scheuermöglichkeiten erfüllten wir fast alle Haltungsvoraussetzungen. Und Erfahrungen mit der Ochsenmast hatten wir bereits auch.“

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Für die Umstellung auf Ochsen sprach aus Lindners Sicht auch das Verhalten der Tiere: „Bei den Ochsen muss man weniger aufpassen als bei Bullen, weil sie ruhiger und weniger aggressiv sind. Für mich spielt das eine besondere Rolle, weil ich seit einem Unfall nicht mehr so wendig bin wie früher.“

Der Landwirt aus Bruckberg im Landkreis Landshut mästete zusammen mit seiner Frau Andrea bis dahin auf knapp 550 Plätzen vorwiegend Bullen ab Kalb. Etwa 25 Tiere pro Jahr ließ er kastrieren und vermarktete das Fleisch der Ochsen über den Hofladen direkt an Endkunden. Andreas Mutter Lydia managt den Hofladen, ihr Vater Andreas unterstützt das Ehepaar im Stall.

Zwei Tretmistställe

Er hatte bereits 1990 nach der Aufgabe der Milchviehhaltung den ersten Tretmiststall für 100 Plätze gebaut und darin auch Rinder für das Ochsengold-Programm der Südfleisch gemästet.

2014 haben Thomas und Andrea Lindner in einen weiteren Tretmiststall für 220 Plätze mit außenliegenden Futtertischen auf einem Aussiedlungsstandort investiert. Beide Außenwände sind offen und mit Curtains verschließbar. Die Buchten sind 13 x 9 m groß und werden mit einer Schubstange entmistet. Ein schienengeführter Strohverteiler streut den Stall ein.

An der Haltung ihrer Tiere mussten Lindners somit praktisch nichts ändern, als sie 2021 in das Programm „Bayerischer Ochse“ einstiegen. Die Kriterien für Haltungsform 3 mit einer Platzvorgabe von 4 m2 pro Tier in der Endmast und Offenfront, die das Programm vorschreibt, erfüllten sie bereits. Sie mussten lediglich auf GVO-freie Fütterung umstellen.

„Anfangs setzten wir in allen Altersstufen GVO-freien Sojaschrot ein“, berichtet Thomas Lindner. Seit der Preisexplosion im Frühjahr 2022 füttert er ihn nur noch in der Kälberaufzucht. In der Vor-, Mittel- und Endmast hat er Soja durch Rapsschrot und Harnstoff ersetzt.

107 Kastrationen an einem Tag

Die wichtigste Änderung besteht darin, dass Lindner jetzt alle Rinder kastrieren lässt. Er hat das so organisiert, dass der Hoftierarzt alle 107 Tiere einer Einstallgruppe bei ca. 250 kg Gewicht an einem Tag kastriert. Dazu hat er selbst einen Stand konstruiert, in dem sich vier Tiere gleichzeitig fixieren lassen.

Da die 80 ct/kg Schlachtgewicht (SG) Zuschlag nur für den Gewichtsbereich von 360 bis 440 kg SG bezahlt werden, wiegt der Mäster alle Tiere zwei bis drei Monate vor dem Verkauf, um den optimalen Verkaufszeitpunkt zu bestimmen.

Weitere Programmkriterien sind die Teilnahme an Geprüfter Qualität Bayern (GQB), die Rasse Fleckvieh, Handelsklasse E, U oder R, ein maximales Alter von 24 Monaten und Fettstufe 2, 3 oder 4. Allerdings geht für Fettstufe 4 der Zuschlag auf 60 ct/kg SG zurück.

1.290 g Tageszunahmen

Der erste Ochsen-Durchgang lief sehr erfreulich. Die Tageszunahmen lagen bei durchschnittlich 1.290 g und damit nur 50 g unter der Leistung, die seine Bullen erreichten. Lindner geht aber davon aus, dass er das nicht immer erreicht: „Ich kalkuliere mit 100 g weniger Zunahmen als bei den Bullen.“ Die Klassifizierung war nur geringfügig schlechter als bei den Bullen. Lediglich die Verfettung der Tier war noch zu hoch. „Etwa ein Drittel der Tiere hatte Fettstufe 4“, berichtet der Mäster.

Er will jetzt die Energiedichte in seiner Fütterung etwas zurücknehmen und den Eiweißgehalt dafür leicht erhöhen. Grundsätzlich unterscheidet sich die Zusammensetzung der Ration aber kaum von der der Bullen. Die Grundration besteht aus einem hohen Anteil Maissilage, etwas Grassilage, rund 20 % Rübenpressschnitzel und 400 g Stroh pro Tier und Tag. In der Endmast füttert Lindner Heu am Trog. Das Kraftfutter ist körnermaisbetont. Hinzu kommen Gerste und die Eiweißkomponenten Rapsschrot und Harnstoff.

Weniger Vorzeitige Abgänge

Positiv war für Lindner, dass das ruhigere Verhalten der Ochsen zu weniger vorzeitigen Abgängen führte. Sie lagen mit 1 % niedriger als die Bullen, die oft auf 3 % kamen. Zudem kann er bei den Ochsen Tiere aus mehreren Gruppen problemlos zusammenstellen.

Unterm Strich zieht er bislang ein positives Fazit: „Meine Rechnung geht auf jeden Fall auf, auch wenn ich an einigen Schrauben noch etwas drehen muss.“

Vermarktung



4.000 weitere Ochsen gesucht



Trotz Inflation ist das gemeinsame ­Premiumfleischprogramm „Bayerischer Ochse“ von Rewe Süd, der Vion Waldkraiburg und der Viehvermarktungs­genossenschaft (VVG) Oberbayern-Schwaben, das auf Haltungsform 3 basiert, so gut gestartet, dass dafür weitere Betriebe gesucht werden. „Wir vermarkten derzeit 2.000 Ochsen pro Jahr und wollen auf 6.000 erhöhen“, sagt VVG-Geschäftsführer Sebastian Brandmaier. Vertragsbetriebe binden sich für eine Laufzeit von drei Jahren und erhalten für diesen Zeitraum den Zuschlag von 80 ct/kg SG, wenn sie die Programmkriterien erfüllen.



Ein Grund für die hohe Nachfrage dürfte sein, dass das Fleisch der Ochsen gut marmoriert und sehr zart ist.

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