Wissenschaftler vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie in Dummerstorf arbeiten an einem revolutionären Verfahren, bei dem sie das von Kühen ausgestoßene Methan absaugen und als Treibstoff für Motoren nutzen. Das Projekt MethAnLand wurde auf der letzten Agritechnica gezeigt.
Dazu müssten sich im Stall Schläuche und Absaugungsanlagen befinden, die die Luft in zwei Kühlgeräte leiten. Diese kühlen das Methan-Luftgemisch stufenweise stark herunter auf – 100 °C, berichtet der NDR.
Dabei wird Kohlendioxid in fester Form abgeschieden. In einem zweiten Schritt wird die Luft weiter bis auf - 175 °C abgekühlt. Dabei wechselt das Methan von einem gasförmigen Zustand in einen flüssigen Zustand.
Seit etwa zwei Jahren erproben die Dummerstorfer Wissenschaftler ihre Idee und mittlerweile wissen sie, dass das zweistufige Kühlverfahren wirklich funktioniert, so der Sender - dem das Prinzip an einem Modell gezeigt wurde - weiter.
Die Entwickler stellen sich etwa vor, dass das Verfahren im Winter bei eh schon niedrigen Temperaturen und geschlossenen Toren und Fenstern gut funktionieren wird. Dabei spielt das Wissen eine Rolle, dass Kühe mehr als zwölf Stunden am Tag in ihren Liegeboxen liegen. Dort könnte man das Methan sehr gut in Maulnähe absaugen.
Biomethan für den Traktor verbessert Ökobilanz des Hofes
Laut den Fachleuten produziert eine Kuh täglich bis zu 650 Liter Methan. Besonders beim Grasverzehr entstehe viel, heißt es. Rinderhalter könnten so auch eine bessere Ökobilanz erzielen, wenn sie den Biotreibstoff für ihre Landmaschinen nutzen. "Bei der Verbrennung entsteht CO2, das wiederum würde dann in den Kreislauf des Betriebes überführt werden und die Pflanzen auf dem Acker würden dieses CO2 dann aufnehmen."
So könnten Emissionen aus der Landwirtschaft reduziert werden. Es gibt bereits Traktoren, die Biomethan tanken, das allerdings stammt aus Erdgas, also aus einem fossilen Energieträger. Die Dummerstorfer Idee, Methan aus der Atemluft der Kühe zu gewinnen, ist daher bislang weltweit einmalig.
Praktische Entwicklungsarbeit steht an
In der Theorie steht der Plan also. Nun geht es darum, eine praxistaugliche Technik zu entwickeln, die sich in Ställe einbauen lässt. Hierzu wird derzeit im Versuchsstall in Dummerstorf experimentiert.
Es dürfte aber noch mindestens 10 bis 20 Jahre dauern, bis die Idee in der Rinderhaltung Einzug findet. Die Bundesregierung hat die Forschung bislang finanziell unterstützt. Sie läuft allerdings bald aus und die Wissenschaftler hoffen auf eine Anschlussfinanzierung. Das ist vielleicht auch der Grund, warum der Presse die Idee aktuell noch einmal präsentiert wurde.