„Das brutale Geschäft mit den ungewollten Kälbchen“. So lautet der Titel einer aktuellen Folge des tagesschau-Podcast 11KM. Dort spricht ARD-Journalistin Victoria Michalczak mit Edgar Verheyen, der laut ARD seit 20 Jahren über Tierschutz und Tiertransporte berichtet.
In ihrem Gespräch geht es unter anderem um die schwierige Vermarktung von Bullenkälbern aus der Milchwirtschaft. Demnach würden in Deutschland pro Jahr 3 Mio. Kälber geboren, für die es keinen Markt gebe. Im Gespräch erklärt Edgar Verheyen, dass sich die Aufzucht der Kälber häufig nicht rentiere. Daher gebe es Landwirte, die die Tiere absichtlich verhungern ließen. Das sei möglich, weil die Tiere erst ab dem siebten Lebenstag mit einer Ohrmarke registriert würden. Später erklärt der Tierschützer und Filmemacher, dass dies schätzungsweise 600.000 Kälber pro Jahr betreffe. Er verweist auf Hochrechnungen der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes.
ARD: Kälber bis zu 70 Stunden transportiert
Die „überzähligen“ Tiere würden „oft weit über die Grenzen der EU hinaus transportiert.“ Und, so schreibt es die tagesschau-Redaktion auf Instagram, dabei würden schon „viele Tiere“ verenden, weil sie nicht entsprechend versorgt würden und bis zu 70 Stunden unterwegs seien. Dort angekommen würden sie gemästet, geschlachtet oder in Drittländer weitertransportiert. Dort würden zum Teil qualvolle Methoden wie das Schächten praktiziert. Dabei bezieht sich der Sender auf die Aussagen von Edgar Verheyen und nennt keine weiteren Quellen.
Diskussion im Netz: Veganismus ist keine Lösung
Wenig Verständnis für die Aussagen im Podcast und den dazugehörigen Berichten in den sozialen Medien zeigten viele Landwirtinnen und Landwirte. Sie diskutieren unter dem Tagesschau-Bericht mit TierschützerInnen, die vielfach eine vegane Ernährung als Lösung fordern. Dazu schreibt beispielsweise Agrarinfluencerin Marie Hoffmann: „ Die Abschaffung der Tierhaltung ist auch nicht die Lösung, da uns dann wichtige Nährstoffkreisläufe verloren gehen.“
Mit Verweis auf das Foto im social media-Post, nämlich einem Fleckviehkalb, erklärt Max vom SeeKuhHof: „Unsere Kälber der Rasse, die auf dem Titelbild zu sehen ist, werden alle in Deutschland gemästet. Über 50 % bleiben in Bayern und 50 % sind nur 5 min von uns weg.“
Kälberhändler: Wir brauchen das Holstein-Kalb
Wie schon bei anderen Medienberichten fordern viele Landwirtinnen und Landwirte eine ausgewogenere Berichterstattung. Auch Kälberhändler Paul Berghuis ergreift die Initiative. In kurzen Videos geht er auf die Fragen ein, ob Holstein-Kälber nötig sind und was Kälber wert sind.