Royal Lactalis Leerdamer hat die Verträge mit niederländischen Milchviehhaltern für Milch ohne Gentechnik zum 1. September gekündigt. Der französische Molkereikonzern begründet, dass Leerdammer-Kunden unter anderem Tierwohl wichtiger als die gentechnikfreie Fütterung der Kühe ist.
Zudem sei die Zertifizierung durch den Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) komplex und kostenintensiv. Leerdammer wolle trotz aktueller Marktherausforderungen ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Deshalb steigt die Molkerei nun aus dem VLOG-Vertrag aus.
Der Konzern zahlt aktuell bis zu 1,5 ct/kg Aufschlag für die GVO-freie Milch. Den GVO-frei-Zuschlag erhalten die Milchlieferanten nur noch bis September 2023. Lactalis hatte die Käse-Marke Leerdammer 2021 gekauft.
Lactalis Entscheidung nachvollziehbar
Henning Ehlers, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes, bezeichnet die Entscheidung gegenüber der Lebensmittel Zeitung als „nachvollziehbar“. Eine Kennzeichnung, die keinen Mehrwert schaffe, sei verzichtbar.
„VLOG hat niemandem etwas gebracht“
Sönke Voss, Geschäftsführer der Landmolkerei Holtsee, würde sich die Mehrkosten ebenfalls gerne sparen und weiß sich damit in der Branche nicht allein. Die Holtseer können kaum ein Viertel ihrer gentechnikfreien Milch als solche vermarkten und kriegen auch nur diesen Anteil bezahlt. Laut der Lebensmittel Zeitung erklärte Sönke Voss: „VLOG hat niemandem wirklich etwas gebracht, ein besseres Lebensgefühl vielleicht. Es wurden keine Werte geschaffen, sondern vernichtet.“
GVO-freie Milch in der Diskussion
Im letzten Jahr war mit dem Ukrainekrieg und zeitweise knappen Futtermitteln eine Diskussion über die Notwendigkeit von GVO-freien Lebensmitteln in der Milchbranche entstanden. Einige Verbände forderten das Siegel nicht mehr auf Packungen zu drucken.
Zusätzlich schlechte Nachrichten für VLOG: Die EU-Kommission plant aktuell eine Lockerung des Gentechnikrechts. Das ist laut verschiedener Umfragen aber umstritten (mehr dazu: Zwei Umfragen, zwei Meinungsbilder zur Gentechnik).