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Q-Fieber: Ein unterschätzter Erreger

Der Biohof Grieshaber und Schmid hatte starke Probleme mit Nachgeburtsverhalten. Eine Tankmilchprobe zeigte, dass Q-Fieber im Bestand ist. Seitdem impft der Betrieb gegen den Erreger.

Lesezeit: 4 Minuten

Reinhard Grieshaber und Gerhard Schmid bewirtschaften gemeinsam einen Bioland-Betrieb in der Nähe von Stuttgart (Baden-Württemberg). „Im Jahr 2019 hatten wir eine auffallend hohe Rate an Nachgeburtsverhalten“, erinnern sich die Betriebsleiter bei der Hofbesichtigung im Rahmen der Ceva-Pressetour zum Thema „Q-Fieber bei Wiederkäuern“. Von Februar bis Juni waren es zwölf Fälle. Hinzu kam eine auffallend hohe Zwillingsrate von 15 % von 2019 bis 2021.

Auf dem Hof stehen 230 melkende Kühe und die Kälber. Sie bleiben vier Monate am Standort, bevor sie zum Aufzuchtbetrieb wechseln. Die Milch­leistung liegt bei 9.200 kg je Kuh und Jahr. „Unsere Herde besteht zu 99 % aus Fleck­viehtieren“, erklärt Gerhard Schmid. Reinhard Grieshaber ergänzt: „Fleckvieh hat zwar keine so hohe Milchleistung im Vergleich zu Holsteins. Es sind aber stabile Kühe. Außerdem können wir mit der Rasse unsere Bullenkälber besser vermarkten.“

Tankmilchprobe war positiv

Von 2019 bis 2022 stockte der Betrieb die Herde durch das Auslagern des Jungviehs und Tierzukäufe auf. Die Nachgeburtsverhaltungen behandelten die Betriebsleiter in Absprache mit ihrer Tierärztin Dr. Maria Kronenberger. „Trotzdem hatten wir im April mehrere Kühe mit hohem Fieber und schlechtem Allgemeinzustand“, erinnert sich Gerhard Schmid. Es musste eine Lösung her.

In Absprache mit der Tierärztin ließen die Betriebsleiter Plazentas einschicken und auf Krankheitserreger untersuchen. „Das Ergebnis war eindeutig“, erinnert sich Kronenberger. Das Labor identifizierte E. coli und C. burnetti, also Q-Fieber. Alle anderen Aborterreger waren negativ. Der PCR-Test der Tankmilchprobe und ein Antikörpertest bestätigten, dass Q-Fieber im gesamten Bestand präsent war.

Welche Bekämpfungsstrategie nutzte der Betrieb?

Betriebsleiter und Tierärztin legten eine Behandlungsstrategie fest: Die gesamte Herde sollte für drei Jahre geimpft werden. „Bis heute erhalten alle Jungtiere vor dem ersten Belegen und nach dem Abkalben eine Impfung mit Coxevac“, so Reinhard Grieshaber. Ein erneuter Tankmilchtest im Mai 2020 zeigte, dass die Herde weiterhin Q-Fieber positiv war. „Das war keine Überraschung, denn zahlreiche ungeimpfte Tiere kamen neu in die Herde und die Mehrzahl der Kühe war während der Impfung tragend.“

Die Impfungen erfolgten im Juli 2020, im Juni 2021 und im Juni 2022. Die klinische Metritisrate senkte sich dadurch deutlich (siehe Übersicht). Nur bei der Hälfte der Fälle war eine antibiotische Behandlung nötig. Rund 80 % der geimpften Tiere gehen nach der Injektion auf über 40 °C Fieber. Nach spätestens zwei Tagen haben sie sich davon aber wieder erholt.

Wie ist die Lage heute?

„Eine Impfung, und so auch die Coxevac Impfung ist nie ein 100 %iger Schutz, dennoch erkranken geimpfte Tiere kaum mehr klinisch. Der Infektionsdruck der Herde sinkt massiv, Ausscheider werden stark reduziert“, erklärt Dr. Kronenberger. Die Betriebsleiter sind sich einig: „Der Erfolg nach zwei bis drei Jahren spricht für sich.“

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Die Zoonose Q-Fieber führt bei Menschen zu grippeähnlichen Symptomen

Das Bakterium Coxiella burnetii kann bei Rindern Reproduktionsstörungen, Aborte und Frühgeburten auslösen. Trotzdem wird die Erkrankung oft erst spät diagnostiziert. Denn auch unspezifische Symptome wie vermehrtes Nachgeburtsverhalten, Mastitis oder Lungenentzündung können bei Kühen auftreten.

Häufig ist der Verlauf subklinisch und trotzdem scheiden infizierte Tiere den ­Erreger weiter aus. In Antigen-Unter­suchungen der Tankmilch von 65 Betrieben von 2020 bis 2022 durch den ­Pharmahersteller Ceva waren 40 % der Betriebe positiv. Für Rinder, Ziegen und Schafe ist ein Impfstoff verfügbar. Damit lässt sich die Herdengesundheit auch insgesamt stabilisieren.

Coxiellen werden besonders bei der Geburt über Plazenta, Fruchtwasser und Vaginalschleim ausgeschieden und verbreiten sich über den Luftweg. ­Infektiöser Staub kann sich bis zu 2 km weit verbreiten. Die Infektion mit den Bakterien erfolgt meist über Einatmung. Dafür sind lediglich ein bis zehn ­Coxiellen nötig, während sich in einem Gramm Plazenta 1 Mrd. Bakterien befinden.

Das Bakterium kann bis zu zwei Jahre in der Umgebung sowie Temperaturen von 60 ºC über 30 Min. überleben.Die Erkrankung tritt auch bei Schafen, Wildwiederkäuern, Schweinen, Hunden und Menschen auf. Beim ­Menschen löst die Zoonose grippeähnliche Symptome aus. Auch Aborte und Frühgeburten bei Schwangeren sind möglich.

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