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Seit 10 Jahren Kälberaufzucht in Paaren

„Hygiene hat nichts mit Einzelhaltung zu tun“, ist sich Klaus Wahlen sicher. Der Betrieb ist überzeugt von den Vorteilen der paarweisen Kälberhaltung.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Marx-Wahlen GbR aus Reinsfeld (Rheinland-Pfalz) ist bereits 2013 auf paarweise Haltung umgestiegen. Den Ausschlag dafür gaben die Erkenntnisse der kanadischen Wissenschaftlerin Prof. Dr. Marina von ­Keyserlingk. Ihre Verhaltensforschung zeigt: Früh in Paaren oder Kleingruppen gehaltene Kälber lernen leichter und können sich schneller an Veränderungen anpassen als einzeln gehaltene Tiere. „Wir haben Frau Keyserlingk bei einem Vortrag persönlich kennengelernt und danach bald umgestellt“, erzählt Klaus Wahlen.

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Kälber lernen voneinander

Die Marx-Wahlen GbR besteht seit 23 Jahren. Klaus und sein Sohn Matthis Wahlen sind für die Kühe verantwortlich, während Jürgen und Nicolas Marx die Außenwirtschaft mit Lohnbetrieb und einer Biogasanlage managen.

Die Umstellung auf die neue Haltung zeigte schnell ihren Erfolg. „Die Kälber lernen voneinander. Trinkschwache Kälber haben wir eigentlich nicht, weil sie das Trinken voneinander lernen“, so das Urteil von Klaus Wahlen.

Auffällig sei zudem, dass auch kranke Kälber schnell wieder anfangen zu trinken. Am deutlichsten zeigte sich der Effekt aber zwei Jahre nach der Umstellung: „Wir melken seit 20 Jahren mit Robotern. Das Anlernen der Färsen am Roboter war früher oft chaotisch. Einige Rinder haben auch nach zwei Tagen das Melkzeug noch abgetreten. Die paarweise aufgezogenen Tiere sind hier viel entspannter und das Anmelken ist kein Problem mehr“, sagt Klaus Wahlen. Sein Sohn Matthis stellt das auch beim Besamen der Rinder fest: „Ich kann mich problemlos in der Gruppe bewegen. Die Färsen sind ruhig und eher anhänglich.“

In Paaren aufgezogene Kälber sind als Färsen sehr entspannt.
Matthis Wahlen

Nach zwei Jahren der paarweisen Haltung in Iglus bauten die Betriebsleiter 2015 einen neuen Kuhstall. Der Kuhstall ist voll automatisiert. Vier Roboter melken 220 Kühe, ein automatischer Spaltenschieber und eine vollautomatische Fütterung sparen Arbeitskräfte ein. Zusätzlich zu Klaus und Matthis Wahlen sind noch zwei Mitarbeiter für die Stallarbeit zuständig.

Auch die Kälberhaltung sollte sich im Rahmen des Stallbaus verändern, da den Betriebsleitern die Haltung in Iglus zu aufwendig war. So grenzt jetzt ein Kälberstall direkt an den Kuhstall an. Eine Waschküche zur Reinigung von Nuckeleimern und Milchtaxi sowie der Raum, in dem das Kolostrum lagert, sind im Kuhstall untergebracht.

Für den besten Start

Nach der Geburt erhält jedes Kalb 3 l Kolostrum. „Vor dem Einfrieren testen wir die Kolostrumqualität. Die beste Qualität mit mehr als 25 Brix erhalten unsere weiblichen Kälber“, erklärt Klaus Wahlen. Zusätzlich bekommen die Kälber am 2. Lebenstag Eisen und am 5. und 10. Tag eine Impfung gegen Lungenerreger.

Die Muttertierimpfung gegen Rota- und Coronaviren hat der Betrieb in dem neuen Kälberstall eingestellt. „Solange wir mit der Hygiene nicht schlampen, haben wir keine Probleme mit Durchfallerkrankungen“, sagt Klaus Wahlen. Dafür werden alle Nuckeleimer zweimal wöchentlich aus­einander geschraubt und mit heißem Wasser und Chlorreiniger gesäubert. Nach dem Entmisten reinigen die Landwirte die Aufstallung mit dem Hochdruckreiniger. Dann desinfizieren sie Boden und Aufstallung mit Neopredisan, einem Desinfektionsmittel gegen Durchfallerreger wie Kokzidien und andere Endoparasi-ten.

Guter Zuwachs mit viel Milch

Ab dem ersten Tag stallen sie die Kälber, unabhängig vom Geschlecht, in Paaren auf. Die Landwirte sehen darin den großen Vorteil, dass auch trinkschwache Kälber schneller anfangen zu trinken. Mit gegenseitigem Besaugen oder „Milch klauen“ gibt es keine Probleme. „Solange die Kälber genug Milch bekommen, um immer satt zu werden, passiert das nicht“, so die Einschätzung von Klaus Wahlen.

Die weiblichen Kälber stallen sie mit etwa drei Wochen in Kleingruppen. „Diese Gruppen vergrößern wir sukzessive, indem wir Wände herausnehmen. Die maximale Gruppengröße sind jedoch fünf Kälber“, erklärt der Landwirt.

Die Marx-Wahlen GbR tränkt alle Kälber bis zur fünften Woche mit bis zu 14 l pro Tag. Die Tränke ist eine Mischung aus Vollmilch und 30 bis 40 % Milchaustauscher. Zu Anfang erhalten die Kälber zweimal täglich 4 l, sobald sie mehr trinken, wird die Menge gesteigert. In der Regel sind es dann mit etwa drei Wochen 14 l pro Tag. Ab der 5. bis 6. Lebenswoche beginnt der Betrieb die Menge zu reduzieren, bis die Kälber mit zwölf bis 14 Wochen abgetränkt sind.

Kranke Kälber beginnen in Paarhaltung schnell wieder zu trinken.
Klaus Wahlen

Zusätzlich erhalten die Kälber Wasser sowie ab der zweiten Lebenswoche eine selbst hergestellte Trocken-TMR. Ab der zehnten Lebenswoche kommt die Mischration der Leistungsgruppe hinzu. Der Absetzzeitpunkt variiert je nach Alterszusammensetzung innerhalb der Gruppe. Außerdem macht Klaus Wahlen den Zeitpunkt vom Gewicht der Kälber abhängig: „Unser Ziel sind 1 000 g Zunahme pro Tag. Um das zu kontrollieren, wiegen wir alle Kälber am Ende der Tränkephase.“

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