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topplus Auf die Weide, fertig, los?

Mit diesen Tipps machen Sie Ihre Weide fit für den Rinderaustrieb 2023

Zaunbau, Futterumstellung und Parasitendruck erfordern genauso viel Aufmerksamkeit wie Tränken auf der Weide oder die Kontrolle des Aufwuchses. Mit diesen Tipps gelingt der Weideaustrieb.

Lesezeit: 8 Minuten

Wenn die Wiesen im Frühjahr saftig grün werden, beginnt sie wieder – die Weidesaison. Doch anstatt die Stalltüren direkt zu öffnen, sollten sich Landwirtinnen und Landwirte im Vorfeld einige Gedanken machen. Die Weide liefert zwar in vielen Regionen einfaches und günstiges Futter für Jungtiere.

Bei einem Vollweidesystem ist die Futterumstellung zur Winterration jedoch groß für die Nachzucht. Milchkühe hingegen bekommen einen Teil der Ration weiterhin im Stall oder mindestens Kraft- und Mineralfutter rund um die Melkzeiten. Um gut vorbereitet zu sein, haben wir mit Experten gesprochen.

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Drei Wochen für den Pansen

Ein optimaler Zeitpunkt für den Weideaustrieb von Rindern ist laut Kilian Obermeyer von der Universität Vechta, wenn das Gras im Zwei- bis Dreiblattstadium ist. Er betreut das Weidetierwohlprojekt beim Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen.

„Es lohnt sich, diese Weidereife abzuwarten, anstatt draußen in Trögen zuzufüttern“, sagt er. Auf der Weide sei das Zufüttern aufwendig und es entstünden nasse Löcher rund um die Tröge. Jedoch funktioniert ein Übergang zur Vollweide nicht von heute auf morgen.

Das weiß auch Tierärztin Dr. Elisabeth Stöger aus Österreich: „Pansenmikroben benötigen etwa drei Wochen, um sich auf eine neue Futterkomponente einzustellen.“ Sie empfiehlt daher, mit einer Stunde Weidezeit am Tag zu starten und die Intervalle langsam zu steigern. Alternativ können Landwirte Frischgras mähen und die Rinder im Stall anfüttern.

Wenn es die Witterung zulässt, ist es laut Elisabeth Stöger auch möglich, Rinder direkt mit Beginn des Graswachstums nach draußen zu treiben. „Die Pansenmikroben können mit dem Gras mitwachsen. So funktioniert das beispielsweise auch bei Wildtieren“, sagt die Tierärztin. Achtung sei bei nassen Böden bzw. feuchten Standorten geboten. Dort ist das Risiko von Trittschäden hoch. Je nach Vegetation ist dabei eine Zufütterung nötig.

Aufwuchs kontrollieren

Egal, für welche Variante sich Landwirtinnen und Landwirte entscheiden: Bei der Vollweide müssen der Aufwuchs und die Weidefläche pro Tier zusammenpassen, um eine ausreichende Futtergrundlage zu bieten. Einen pauschalen Richtwert in Fläche je Tier gibt es nicht, da die regionalen Unterschiede groß sind.

Bei einer intensiv geführten Umtriebsweide rechnen die Berater vom Grünlandzentrum auf einem Hektar mit etwa 250 kg Trockenmasse je cm Aufwuchs. Um den Bestand regelmäßig zu prüfen, empfiehlt Obermeyer ein Platemeter zu nutzen.

Das funktioniert so: Ein Stab steht auf dem Boden und eine verschiebbare Platte liegt auf dem Aufwuchs auf. Die Differenz ist die Aufwuchshöhe. Diese Messmethode biete mehr Sicherheit als das Schätzen des Aufwuchses mit einem Zollstock.

Weiden lernen

Ob das Futterangebot für die Tiere ­ausreicht, können stichprobenartige Wiegungen zeigen. „In jedem Fall ist das gründliche Beobachten wichtig“, sagt der Weideexperte der Uni Vechta. Er rät dazu, in den ersten zwei Wochen täglich nach den Tieren zu sehen. Wichtig ist, die Kondition der Rinder im Blick zu behalten und das Gesamtbild wie Fell, Augen oder sogar Wiederkauschläge zu beobachten.

Veränderungen gibt es beim Kot – er ist bei Weidehaltung dünner als im Stall. Zum einen, weil die Tiere mehr Wasser über das Futter aufnehmen. Zum anderen, weil das Gras hochverdaulich ist. „Solange der Kot fällt, ist alles in Ordnung. Wenn er bogenförmig abgesetzt wird, ist die kritische Grenze zum Durchfall erreicht“, sagt Lisa Oehlert, die beim Grünlandzentrum ebenfalls das Projekt betreut.

Junge Rinder müssen das Grasen erst lernen.
Dr. Elisabeth Stöger

Landwirte sollten jedoch auch kontrollieren, ob die Tiere weiden können. Das ist laut Tierärztin Elisabeth Stöger insbesondere dann wichtig, wenn sie auf eine Alp oder eine entfernt gelegene Weide kommen. „Junge Rinder müssen das Grasen erst lernen“, sagt sie. Es ist anders als am Futtertisch zu fressen. Ihr Tipp: Eine erfahrene Kuh dazu treiben, damit sich die Jungtiere das Fressen abschauen.

Mineral, Wasser & Co.

Als Ergänzung zum Gras ist die Gabe von Mineralfutter wichtig. Elisabeth Stöger rät insbesondere auf Selen, Kupfer, Zink und Jod zu achten. Auch dabei gebe es jedoch regionale Unterschiede. Für das Angebot auf der Weide bieten sich Leckmassen an – entweder in einer Wanne bzw. einem Eimer oder als Leckstein. „Lecksteine haben allerdings den Nachteil, dass durch Speichel oder Regen einiges von der Substanz davon läuft“, merkt Kilian Obermeyer an.

Wenn melkende Kühe Weidegang haben, sollten Milchviehhalter auf mineralisiertes Kraftfutter oder angepasstes Mineralfutter setzen. Oft bekommen es die Tiere beim Melken oder über die Ration im Stall. Insbesondere im Frühjahr ermöglichen die langen Tage und die kalten Nächte eine hohe Photosyntheserate. Durch den hohen Zuckergehalt im frischen Gras steigt die Acidosegefahr, wenn das Kraftfutter der Kühe zusätzlich Zucker enthält. Symptome für eine subakute Acidose sind dünner Kot, der zu Durchfall wird und eine sinkende Wiederkauaktivität.

Bezogen auf das Grundfutter gilt auch hier: Je höher der Anteil von Weidefutter an der Gesamtfutteraufnahme, desto wichtiger ist eine langsame Futterumstellung. Gute Indikatoren für eine Kontrolle sind für die Weideexperten die Körperkondition und Milchinhaltsstoffe.

Zu gesunden Tieren gehört auch eine gute Wasserversorgung. Elisabeth Stöger und Kilian Obermeyer sind sich einig: Qualität und Menge müssen stimmen. Da Rinder Saugtrinker sind, empfehlen sie Tränkewannen.  Mehr zur Wasserversorgung auf der Weide lesen Sie in top agrar-Ausgabe 7/22 auf Seite R 22 „Wasser marsch!“ .

Achtung Zaun!

Damit die Tiere an Ort und Stelle bleiben, ist die Gewöhnung an einen Zaun bzw. einen Elektrozaun notwendig. „Rinder müssen lernen, dass es da eine Grenze gibt“, sagt die Tierärztin. Gute Erfahrungen hat sie mit einem kleineren Vorauslauf gemacht. Die Expertin vom Grünlandzentrum ergänzt: „Dort ist die Konsequenz bei einem Ausbruch kleiner, als wenn die Tiere bereits auf der großen Weide sind – vielleicht sogar in Straßennähe.“

Ein Zaun sollte vor allem gut sichtbar für die Tiere sein. Das bestätigt ­Katharina Wilden, Weidezaunexpertin bei AKO Agrartechnik. Leitmaterial mit bunten Kontrastfäden könne helfen. Alternativ ist es laut Michael Schlüter von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen auch möglich, Flatterband an mehreren Stellen an den Zaun zu knoten. Damit ein Elektrozaun für Rinder wirksam ist, ist eine gute Erdung wichtig.

„Schnee, trockene Böden und rostige Erdstäbe verhindern, dass der Stromkreislauf geschlossen wird, sobald ein Tier den Zaun berührt. Es bekommt dann keinen abschreckenden Impuls“, sagt Katharina Wilden. Einige Hersteller bieten deshalb verzinkte Erdstäbe an.

Fliegen, Zecken, Würmer

Damit Kühe und Rinder nicht „verbissen“ und „zerstochen“ von Insekten sind, ist eine Behandlung mit abwehrenden Stoffen sinnvoll. Andernfalls sinkt die Futteraufnahme der Rinder durch die ständige Belästigung. Beim Stechen können Insekten auch Krankheiten übertragen.

Laut Elisabeth Stöger gibt es Mittel zum Sprühen oder Aufgießen. Auch spezielle Ohrmarken können Insekten vertreiben. Die Schulmedizin setzt auf Pyrethroide, da sie eine längere Wirkung als pflanzliche Mittel haben. „Landwirte berichten aber über Resistenzen.“ Stöger tendiert deshalb dazu, z. B. Ohrmarken erst bei Bedarf einzuziehen. Auch für Biobetriebe gibt es zugelassene Mittel. Diese enthalten oft Geraniol oder Pyrethrum, welches aus Pflanzen stammt. Wichtig ist, den Gebrauch abhängig von den Entwicklungszyklen der Insekten zu machen.

Ähnlich ist es bei Endoparasiten wie Nematoden, Leberegeln oder Lungenwürmern: Landwirtinnen und Landwirte sollten mögliche Infektionen von Tieren auf der Weide beobachten. Für eine gezielte Behandlung sei es wichtig, Kotproben von adulten Tieren zu nehmen, um die Parasitenart und deren Entwicklungszyklen zu bestimmen. „Das ist für eine gezielte Entwurmungsstrategie wichtig. Tiere, die das erste Mal weiden, benötigen spätestens nach drei Monaten eine Behandlung“, sagt Kilian Obermeyer.

Anders sieht das die Tierärztin: „Entwurmungsmittel sind stark ökotoxisch.“ Denn sie schädigen Dungkäfer, die kleine Gänge in Kuhfladen graben, sodass Regenwürmer und andere Bodenlebewesen den Dung abbauen. Durch das Wurmmittel dauert es bis zu zwei Monate, bis die Käfer wieder in den Fladen können.

„Ich empfehle daher, auf der Weide im Notfall nur Einzeltiere zu entwurmen.“ Besser sei es, die Tiere auf eine andere Weide zu treiben, sobald sie verschmiert sind bzw. Durchfall haben. So könne man einen starken Wurmdruck vermeiden. „Da kommt es auf gutes Weidemanagement an“, sagt die Tierärztin. Dem stimmt Kilian Obermeyer zwar zu, viele Betriebe hätten aber nicht genügend Weiden zum Ausweichen zur Verfügung.

Nach ein bis zwei Weidesommern bilden Rinder eine Immunität gegen Nematoden.

Förderhinweis



Weidetierwohlprojekt



Das Projekt ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz im Bundesprogramm Nutztierhaltung. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages, Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.

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