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Warum Schweinehalter ihre Isolierdecken prüfen sollten

Schweinehalter mit abgehängten Isolierdecken aufgepasst: Unbedingt die Befestigung auf Korrosion kontrollieren! Bei Ställen aus Zeiten des Baubooms machen verzinkte Haken Probleme.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Den 7. Juli wird Winfried ­Närmann nicht so schnell vergessen. Ein knallheißer Julitag, für abends war eine Party geplant. Doch als der Schweinemäster aus Senden mittags einen Kontrollgang durch den Stall machen wollte, sah er voll Schrecken, dass sich einige Isolierplatten aus den H-Schienen gelöst hatten und schräg unter der Decke hingen. Schnelles Handeln war notwendig, bevor die Schweine sich über die Platten hermachen konnten.

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Was war passiert? Der 16 Jahre alte Maststall ist mit einer Schlitz­lüftung ausgerüstet. Die doppelte Decke fungiert als isolierter Zuluftkanal. Dazu sind direkt unter den Bindern 8 cm starke Isolierplatten verschraubt. Den unteren Kanal­abschluss bildeten mit 40 cm Abstand 6 cm dicke Isolierplatten. Bei Sommerluftrate und nur halb geöffneten Zuluftklappen herrschte hoher Unterdruck im Stall. Als Winfried Närmann das Abteil betrat, bekam die Decke durch den Druckunterschied beim Öffnen und Schließen der Tür einen „Schlag“ und kam ins Rutschen.

Normalerweise hält die Decke das aus. Doch die untere Plattenlage in Närmanns Stall war mit verzinkten Drahtabhängern befestigt.

Angerostete Abhänger

Diese waren im Laufe der Jahre unbemerkt angerostet. Ursache: Bei Leerstand des Stalls kann sich die Strömungsrichtung der Luft umkehren, wenn die Ventilatoren abgestellt werden. Stallluft steigt in den Zuluftkanal auf und greift die Verzinkung an. Begünstigt wird die Korrosion durch hohe Luftfeuchtigkeit, die beispielsweise beim Stallwaschen entsteht.

Die Verteilung der angerosteten Abhänger im Stall zeigt, dass bei Närmanns die aufsteigende Stallluft der Auslöser war. Rund um die Zuluftkästen gab es die größten Rostschäden.

Doch hatte Familie Närmann Glück im Unglück:

  • Die Platten senkten sich nicht auf der ganzen Stallfläche, sondern eher punktuell rund um die Zuluftkisten.
  • Sie fielen nicht zu Boden, sondern wurden von den Rohren der Fütterungs- und Einweichanlage aufgefangen – außerhalb der Reichweite der Tiere.
  • Die Ferkel waren erst zwei Tage zuvor eingestallt worden. Zwei der vier Abteile sollten erst eine Woche später belegt werden.

Das verschaffte der Familie den notwendigen zeitlichen Spielraum für die Reparatur. Um den 1200er-Stall innerhalb einer Woche zu sanie­ren, organisierten sie auf die Schnelle eine siebenköpfige Montagetruppe, die beherzt anpackte.

In den belegten Abteilen stabilisierten sie die Platten einstweilen mit Dachlatten und Patentstützen. Bei hochsommerlichen Temperaturen von über 30 °C und warmen Nächten nahmen die Tiere trotz des ungeregelten Lufteinlasses ­keinen Schaden.

1800 m Dachlatten verbaut

In den beiden leeren Abteilen machten Närmanns sich umgehend an die Arbeit. Zunächst demontierten sie Lampen und Einweichanlage. Dann entfernten sie vorsichtig die Isolierplatten samt den H-Schienen.

Die verzinkten Drahtabhänger ersetzten sie durch ein Gerüst aus Dachlatten. Daran befestigten sie die H-Schienen, in die die Platten geschoben wurden. „Insgesamt ­haben wir 1800 m Dachlatten verbaut“, erinnert sich Junior Raphael Närmann an den „Feuerwehreinsatz“. Nachdem die leeren Abteile saniert waren, stallten sie die ­Ferkel um, sodass sie auch in den beiden anderen Abteilen ungestört arbeiten konnten.

Lüftung runderneuert

Winfried und Raphael Närmann nutzten die Renovierung, um die Lüftung zu modernisieren. Die Zuluftkisten mit den handgeführten Klappen ersetzen sie durch stellmotorgesteuerte Deckenventile. Bei der Abluft verfeinerten sie die Steuerung ebenfalls durch Messventilatoren und Stellmotoren. ­Dazu tauschten sie die eckigen Abluftschächte gegen runde.

Aufgrund der geänderten Maße musste etwa ein Drittel der Isolierplatten ersetzt werden. Die Luft strömt jetzt unter der Decke ein, statt zunächst in den Futtergang zu fallen. Damit Neonröhren und Einweich­anlage die Luftströmung nicht bremsen, haben Närmanns sie in „Windrichtung“ montiert.

Alles in allem haben die ungeplante Reparatur sowie die Modernisierung der Lüftung rund 27 €/Platz gekostet. Das sollte die nächsten 25 Jahre halten. Denn die Dach­latten hat Raphael diesmal mit Edelstahlschrauben befestigt.

Praxistipps vom Berater

Josef Raming vom Erzeugerring Westfalen betreut den Betrieb ­Närmann. Er hat folgende Ratschläge für Schweinehalter:



– Auch bei Leerstand des Stalls 10 bis 15 % Mindestluftrate einhalten. Dann steigt die Stallluft nicht in die Zuluftkanäle, sondern nimmt den vorgesehenen Weg durch die Abluftkanäle.



Bei der nächsten Leerstandsphase die Aufhängung der Zwischendecke kontrollieren. Wurden verzinkte Abhängedrähte verwendet? Oder handelt es sich um ­eine Holzkonstruktion. Ist ­diese mit verzinkten Nägeln oder Schrauben befestigt?



Die Decke kritisch kontrollieren, ob einzelne Stellen durchhängen. Das ist ein Alarmsignal. Dann sollte man nach der nächsten Stallräumung mit der Sanierung beginnen. Wer zu lange wartet, erlebt im schlechtesten Fall im Winter bei vollbelegtem Stall ein Lüftungs­desaster.



Wer rechtzeitig saniert, kann Isolier­platten und H-Schienen wiederverwenden. Lösen die Platten sich im belegten Stall, können die Schweine vieles zerstören.

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