Die Landtechnikindustrie am Standort Europa zeigt sich in bester Verfassung. „Wir kommen mit einem Rekordergebnis nach Hannover“, sagte Dr. Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des Branchenverbandes VDMA Landtechnik. „Kontinuierlich hohe Zuwachsraten im Auftragseingang haben dafür gesorgt, die Landtechnikindustrie über mehr als drei Jahre in der Spitzengruppe der Wachstumsbranchen des Maschinen- und Anlagenbaus positionieren.“
Für das Gesamtjahr 2023 erwartet der VDMA ein Umsatzvolumen aus deutscher Produktion von erneut mehr als 12 Mrd. €. Die Landtechnikindustrie bewegt sich damit weiterhin auf Spitzenniveau.
Sehr gutes Ergebnis im ersten Halbjahr
Das erste Halbjahr 2023 bescherte der Branche ein sehr gutes Ergebnis. Segmentübergreifend gelang es den Landmaschinen- und Traktorenherstellern, ihren Umsatz im hohen zweistelligen Prozentbereich auf knapp 6 Mrd. € zu steigern.
Die Hersteller freuten sich über volle Auftragsbücher; der Auftragsbestand lag im Frühjahr bei nahezu 7 Monaten, was einen Höchstwert darstellt. Die branchenweite Hochkonjunktur spiegelt sich entlang der gesamten landwirtschaftlichen Produktionskette wider.
Gute Geschäfte machte die Industrie in sämtlichen Techniksegmenten. „Ob Bodenbearbeitung oder Düngung, Pflanzenpflege oder Ernte, Melken oder Füttern – überall sind moderne Technologien gefragt, die höchsten Standards gerecht werden“, resümierte der Verbandsgeschäftsführer das Nachfragehoch der vergangenen Monate. Den Landtechnikherstellern gelang es, mit ihrem Innovationsportfolio auch auf internationalem Parkett souverän zu punkten.
Mit einer Ausfuhrquote von durchschnittlich 75 % sind die heimischen Hersteller erneut Exportweltmeister im internationalen Landtechnikgeschäft.
Entspannung auf der Lieferseite
Die lange Zeit angespannte Situation auf den internationalen Rohstoff- und Zuliefermärkten entspannte sich im Laufe des Frühjahrs in hohem Tempo.
„Gut gefüllte Händlerlager haben aktuell eine bremsende Wirkung auf das Bestellverhalten, weshalb sich die Nachfrage des Landmaschinenhandels zuletzt verlangsamt hat“, sagte Ehrhard. Auf der Habenseite der Industrie steht die anhaltend gute Einkommenssituation der Landwirte. „Auf nahezu allen Schlüsselmärkten profitieren wir von der hohen Liquidität, Investitions- und Innovationsfreude der Landwirte und Lohnunternehmer“, sagte Ehrhard.
Trends
Digitale Vernetzungslösungen, aber auch innovative Antriebs- und Kraftstoffoptionen sieht der Branchenverband als „Attraktivitätsfaktor und Nachhaltigkeitsbooster“ für das Agribusiness weltweit. „Pflanzenschutzmittel minimalinvasiv am Bedarf der einzelnen Pflanze orientiert auszubringen, wie es beispielsweise das Spot Farming mittels modernster Sensor-, Video- und Softwaretechnologie ermöglicht, ist eine neue Stufe der digitalen Evolution im Ackerbau“, erläuterte Ehrhard.
Ähnlich schonend und effektiv präsentieren sich punktgenaue Verfahren der Düngemittelausbringung, aber auch der Trend zur mechanischen Unkrautbekämpfung mittels der Hacktechnik ist ungebrochen.
Verbunden ist die aktuelle Technologieentwicklung branchenweit mit einem rasant wachsenden Automatisierungsgrad, der perspektivisch bis zu vollständig autonom abgewickelten Prozessen reicht.