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Rückewagen für den Bauernwald - Einsteiger kaufen oft zu klein

Rückewagen gibt es in unendlich viel Varianten. Wir haben mit einem Verkaufsprofi und drei Waldbauern gesprochen, welcher Wagen am besten in den Bauernwald passt.

Lesezeit: 7 Minuten

"Meine Erfahrung ist: Wer vorher noch keinen Rückewagen hatte, kauft oft für seine Verhältnisse eine zu kleine Ausführung. Das gilt vor allem für Betriebe mit starkem Laubholz“, sagt Ludger Trahe. Er ist Verkaufsberater u. a. für Forsttechnik beim Unternehmen Stegemann in Billerbeck, Kreis Coesfeld.

Zu kleine Wagen werden durch schwere Stämme überlastet, das erschwert später den eventuellen Umtausch zu einem größeren Modell. Deshalb ist es wichtig, schon vor dem Kauf sich klar zu machen, welche Stämme transportiert werden sollen und welche Fixlängen üblich sind.

Im Vergleich zum Verladen von Holz mit dem Frontlader, macht der Rückwagen deutlich unabhängiger: Ein Fahrer – eine Maschine. Viele Waldbauern nutzen die Wagen, um Brennholz für den Sägespalter oder Wipfel für den Hacker vorzukonzentrieren. Der Rückewagen läuft oft „zwischendurch“, wenn Zeit ist. Deshalb sollte er sich möglichst schnell an- und abhängen lassen. Oder in der Saison bleibt ein (älterer) Schlepper fest davor.

Besser über acht Tonnen

Waldbauern entscheiden sich oft für die 8 t-Klasse – da bleiben kaum 5 t Nutzlast über. Für Einsteiger mit Laubholz empfiehlt der Berater deshalb besser 10,5 bis 12 t. Auch bei gleichem Gesamtgewicht kann die Nutzlast je nach Anbieter unterschiedlich sein. Der eine baut „eisenlastig“, der andere konstruiert intelligenter und verwendet hochvergütete Stähle. Ein hohes Leergewicht ist nicht automatisch ein Garant für Stabilität.

Und aufgepasst: Einige Hersteller unterscheiden zwischen dem technisch möglichen Gewicht im Bestand und dem (niedrigeren) zul. Gesamtgewicht auf der Straße. Der Wagen sollte ein Gutachten für eine 40 km/h-Straßen­zulassung mitbringen.

Das Limit setzen oft die Bremsen. Ist deren Halbmesser zu klein, kann sich das zul. Gesamtgewicht bei 40 km/h deutlich reduzieren, der Wagen muss abgelastet werden. Für Ludger Trahe steht fest: „Unsere Erfahrung spricht eindeutig für eine offizielle Zulassung. Die Kunden berichten: Ein 40 km/h-Schild, ein TÜV-Stempel auf dem Kennzeichen und einige schöne orange Spanngurte sorgen dafür, dass sich die Polizei weniger für den Holztransport interessiert.“

Übrigens: Es ist eine Frage der Einstufung, ob der 40 km/h-Anhänger mit Kotflügeln auf der Straße gefahren werden muss. Nach Erfahrungen des Beraters ist das bei Wagen mit der Zulassung als Sonderfahrzeug oft nicht notwendig. Auch die Reifen sollten die Waldbesitzer nicht zu klein wählen. Denn Tage mit Frost werden immer seltener.

Viele Wagen lassen sich wahlweise oben oder unten anhängen. Dazu sind bei den meisten Wendedeichseln montiert, die man umschrauben kann. Bei Untenanhängung lässt sich bspw. eine Gelenkwelle bequemer kuppeln. Je nach Gewicht und Position der Achse bleibt die Stützlast mit 2 bis 2,5 t im Rahmen, sodass auch das normale Anhängerzugmaul ausreicht – es muss nicht gleich eine K80-Kugel sein.

Lenkdeichseln sind übrigens bei fast allen Wagen Standard und im Bestand eine wertvolle Hilfe. Vor allem in bergigen Regionen sollte die Deichsel rechts und links einen Zylinder haben, damit die Kraft in allen Positionen zum Zurückschwenken des Wagens reicht.

Ladefläche und Rungen

Auch bei der Länge der Ladefläche gibt es Auswahlmöglichkeiten. Einsteigerwagen starten ab etwa 3,40 m Korblänge. Sie sind damit kompakt und wendig im Bestand. Gegen Aufpreis gibt es einen Ausschub, der die Ladelänge ab 60 cm bis sogar über 1,50 m verlängert. Bei sehr langen Ausschüben muss man allerdings beachten, dass keine negative Stützlast entsteht.

Ladelänge und Rungenanordnung sind wichtig für Kurzholzketten. Lassen sich eventuell zwei Längen laden und passt dafür die Verteilung der Rungen?

Viele Hersteller geben das Ladevolumen des Wagens an, das sich aus der Fläche der Stirnwand und der Ladelänge errechnet – das ist meist ein guter Vergleichswert.

Für den Transport von Wipfelholz wünschen sich einige Besitzer deutlich breitere Rungenkörbe. Doch wegen der Standsicherheit enden die Körbe fast immer mit der Außenkante der Räder. Allerdings ist oft eine Verlängerung nach oben möglich. Auf der Straße ist für den Transport von Wipfelholz eine Einlegewanne im Rungenkorb sinnvoll. Der Preis dafür startet bei rund 2 500 € und richtet sich vor allem auch nach dem Material (Hardox oder nicht).

Welcher Kran passt?

Für den Bauernwald empfiehlt der Berater einen Kran ab 7 m Reichweite – gemessen wird ab Mitte Kransäule. Die meisten Kräne haben eine L-Kinematik mit Hauptarm und Wipparm. In der Einsteigerklasse bietet der Wipparm einen einfachen Teleskopausschub. Auch beim Kran gilt: Hochwertige Stähle senken das Gewicht. Greifer und Rotator wiegen um 200 kg. Hohe Stahlgüten sparen auch beim Greifer Gewicht.

Bei der Hubkraft achten Sie auf die Angaben in den technischen Unterlagen: Auf welchen Abstand zur Kransäule bezieht sich der Wert? Gibt der Hersteller die Hub- oder das Überlastmoment an (liegt höher)? Für welche Höhe gilt die Angabe – denn die Hubkraft variiert abhängig von der Kinematik. Der passende Kran muss in der Lage sein, nach dem Heranziehen zumindest direkt neben dem Wagen einen für den Betrieb üblichen Stammabschnitt in einem Rutsch in den Rungenkorb zu heben. Ein frischer 4 m langer Buchenabschnitt erreicht schnell eine Tonne.

Je nach Anbieter können die Kunden bei den Stützen teils wählen: Es gibt die A-Abstützung, die nach unten ausfährt oder Flapdown-Stützen, die herunterschwenken. Die A-Stützen lassen sich mit größeren Platten aufrüsten, wenn der Boden weniger tragfähig ist. Vorteil: Ist der Boden eben und muss man den Wagen häufig umsetzen, reicht es bei der A-Abstützung oft, die Platten etwas anzuliften. Die Flapdowns stützen breiter ab, was die Standfestigkeit verbessert. Sie müssen aber auch beim Umsetzen ganz eingeschwenkt werden, sonst stehen sie seitlich zu weit heraus.

Der Rückewagen kann über den Schlepper mit Öl versorgt werden (ein dw-Steuergerät für die Lenkdeichsel plus ein ew mit drucklosem Rücklauf) oder mit einer Zapfwellen-Bordhydraulik ausgestattet werden (+ ca. 3 500 €). Zwei Drittel der Kunden von Berater Trahe entscheiden sich in diesem Leistungssegment für den Schlepper als Ölquelle. Zwar sind die Ansprüche an die Traktorhydraulik nicht übermäßig (ab 60 l/min). Doch wenn ältere Schlepper den Wagen ziehen werden, sollte man vorher prüfen, ob der Traktor die Ölmenge auch beim notwendigen Druck erreicht.

Aufgepasst: Einige Kräne arbeiten im Druckbereich über 200 bar. Da kommt die Zahnradpumpe eines Oldies nicht immer mit, und der Kran agiert dann schwach. Eine Bordhydraulik bietet den Vorteil, dass sie mit Bioöl befüllt werden kann. Das ist in nach PEFC oder FSC zertifizierten Beständen vorgeschrieben. Auch in vielen Körperschafts- oder Staatswäldern darf es nur Bio sein.

Sehr viele Auswahlmöglichkeiten und deutliche Preisunterschiede gibt es bei der Bedienung: Von einem direkten Hydrauliksteuerblock mit mechanischen Hebeln, über Zwischenstufen mit elektrischen Schwarz-Weiß-Ventilen z. B. für die Stützen bis zur Elektroproportionalsteuerung. Hier kommt es nach Ansicht des Verkaufsberaters darauf an, wofür der Besitzer seinen Wagen nutzen möchte. Geht es darum, an einer Stelle vorkonzentriertes Holz aufzuladen, reicht eine Bedienplattform auf der Deichsel mit einfacher, direkt hydraulischer Steuerung.

Aber sobald beim Beladen der Einsatzort häufiger gewechselt wird, rät Ludger Trahe seinen Kunden unbedingt zu flexiblen Lösungen, die sich auch aus der Kabine steuern lassen (umsteckbare Bedienpulte, Funkfernsteuerungen oder an den Armlehnen eines Drehsitzes montierte Joysticks). Wenn man aus der Kabine heraus steuern möchte, sollte man in jedem Fall vorher prüfen, ob die Sicht nach hinten und vor allem nach hinten oben ausreicht. Denn teils sitzt die Lüftungsanlage hinten oben am Kabinendach.

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