Über Ammoniakemissionen gehen den Pflanzen wertvolle Nährstoffe verloren. Das stinkende Gas schadet auch der Umwelt. Deshalb hat sich Deutschland im Rahmen der sogenannten NEC-Richtlinie dazu verpflichtet, seine Ammoniakemissionen um 29 % zu reduzieren (Referenzjahr: 2005).
Die Landwirtschaft und speziell Wirtschaftsdünger sind hierbei ein wichtiger Hebel, um dieses Ziel zu erreichen. Wie sich Wirtschaftsdünger künftig effektiver und emissionsärmer einsetzen lassen, war Thema bei den diesjährigen KTBL-Tagen in Weimar.
Was leisten chemische, biologische und physikalisch wirkende Güllezusätze?
Wie Güllezusätze dazu beitragen können, die Treibhausgas-Emissionen zu verringern, stellte Susanne Höcherl von der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) vor. In dem Projekt EmiAdditiv untersuchten sie und ihre Kollegen die Eigenschaften 20 verschiedener Güllezusätze in Rindergülle – darunter waren chemisch wirkende (Säuren), biologisch wirkende (z. B. effektive Mikroorganismen, Melassen) und physikalisch wirkende Stoffe (Pflanzenkohle, Steinmehle).
Es zeigte sich, dass nur ein Absenken des pH-Werts die Ammoniakemissionen verlässlich senkt. Unter den Säuren war Schwefelsäure die kostengünstigste und effektivste. Wirtschaftsdünger lassen sich aber auch auf biologische Weise ansäuern, z. B. über Melassen oder Glucosen. Hierbei traten allerdings Nebenwirkungen auf, z. B. Buttersäuregeruch und Schaumbildung.
Auch die Gesteinsmehle Zeolith, Leonardit und Calciumcarbonat senkten die Emissionen. Pflanzenkohle, effektive Mikroorganismen oder das Gesteinsmehl Diabas zeigten hingegen keine verlässliche Wirkung gegen Nährstoffverluste.
Stickstoff aus Wirtschaftsdüngern effektiver nutzen
Wie sich Nährstoffverluste durch Ansäuern reduzieren lassen, zeigte Caroline Benecke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen anhand aktueller Versuchsergebnisse.
Besonders effektiv lassen sich die Ausgasungen durch direktes Einarbeiten verringern – das ist in stehenden Beständen aber nicht möglich. Unter den bodennahen Ausbringtechniken schneiden Schleppschläuche schlechter ab als der Schleppschuh und die Schlitztechnik, da Gülle und Gärreste hier mehr Luftkontakt haben. Schlitzen bringt dafür aber auch Nachteile, wie z.B. geschädigte Pflanzen und geringe Arbeitsbreiten, mit sich. Der ausgebrachte Gärrest erreichten in den Versuchen im Mittel mit dem
41 % Mineraldüngeräquivalent (MDÄ) mit dem Schlitzgerät, mit dem
Schleppschuh 34 % MDÄ und mit dem
Schleppschlauch lediglich 28 % MDÄ.
Ansäuern macht Schleppschläuche effektiver
Diese Wirkungsgrade ließen sich durch die Kombination Ansäuern bis zu mit 6 l konzentrierter Schwefelsäure je m³ Gülle erhöhen. Durch Ansäuern der Gülle erzielten Schleppschuh und Schleppschlauch sogar höhere Wirksamkeiten als das Schlitzgerät. Im Vergleich zum Schleppschlauch mit ungesäuerter Gülle erzielten die Kombivarianten
Schleppschlauch + Säure ein Plus von 19 Prozentpunkten MDÄ und bei der Kombination
Schleppschuh + Säure sogar ein Plus von23 Prozentpunkte MDÄ.
Die 60 % Mindestanrechenbarkeit aus der DüV konnte keine der Techniken erreichen – auch mit Ansäuern nicht. Insgesamt zeigte sich auch, dass man die Nährstoffverluste der organischen Dünger nur verringern aber nicht ganz verhindern kann. „Wir arbeiten in einem offenen System“, sagte Benecke. „Die Verlustpfade können kleiner werden, verschwinden aber nicht.“
Schwefel mit angesäuerter Gülle düngen
Ein Nebeneffekt des Ansäuerns ist, dass die Pflanzen mit dem Sulfat als Abbauprodukt auch ihren Schwefelbedarf decken. Allerdings gab Benecke zu bedenken, dass das nur bis zu einem gewissen Grad funktioniert, da überschüssiges Sulfat ausgewaschen wird. „Für die Schwefelsäure gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich“, sagte sie.
Den Mehrwert des Ansäuerns sieht sie vor allem beim Ausbringen in stehenden Beständen, z.B. im Wintergetreide. Hier lässt sich der angesäuerte Wirtschaftsdünger zudem flexibel mineralisch ergänzen. Vor Sommerungen gibt es laut Benecke durch die direkte Einarbeitung der organischen Dünger keinen Mehrwert durch das Ansäuern.