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Droht auch Baden-Württembergs Landwirten eine Wasserentnahmegebühr?

Naturschützer machen beim baden-württembergischen Umweltministerium Druck, dass die Bauern für ihre Feldbewässerung auch hier eine Abgabe zahlen müssen. Die Behörde ist nicht abgeneigt.

Lesezeit: 5 Minuten

In einigen Bundesländern müssen Landwirte schon jetzt eine Abgabe für Bewässerungswasser zahlen. In Baden-Württemberg noch nicht, sofern sie das Wasser aus dem eigenen Brunnen oder Bohrloch ziehen. Leitungswasser kostet dagegen auch hier Geld. Doch nun gibt es Rufe, das alle zahlen müssen.

Der sogenannte Wassercent wurde in BaWü Ende der 80er Jahre eingeführt. Er liegt für Privathaushalte momentan bei 10 Cent pro Kubikmeter, für die Industrie bei 1,5 Cent pro Kubikmeter.

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Vor allem Naturschützer machen Druck. So hält etwa der BUND die Erhebung eines Wasserentnahmeentgelts (WEE) für Landwirte für längst überfällig, berichtet der SWR. Der stellvertretende Vorsitzende Kai Baudis argumentiert, dass die Grundwasserstände und die allgemeine Verfügbarkeit von Wasser laut Prognosen in den kommenden Jahrzehnten stark sinken, die Bewässerung durch die Landwirtschaft aber stark zunehmen werde.

Die Einführung eines Wassercents hätte deshalb Steuerungswirkung und würde auch die Kontrolle erheblich verbessern, sagte Baudis. Er kritisierte außerdem, dass es in Baden-Württemberg zum Wasserverbrauch in der Landwirtschaft keine belastbaren Zahlen gebe. Das sei skandalös.

Auch der Nabu kann sich die Einführung eines Wassercents in der Landwirtschaft vorstellen und verweist auf die Verdoppelung bei der Entnahme von Grundwasser. So könne es nicht weiter gehen, sagte Jahn Goedecke vom Landesverband dem SWR, weil das Wasser immer knapper werde. Man könne mit einem Cent pro Kubikmeter einsteigen. Wenn der Wasserverbrauch für die Beregnung dann nicht zurückgehe, könne man mit der Zeit hoch gehen. Parallel dazu fordert der NABU von der Politik aber auch Förderprogramme für die Landwirte beispielsweise für eine wassersparende Berieselung wie im Weinbau.

Für Goedecke hat der Verbrauch von Wasser inzwischen auch einen sozialen Aspekt. So gebe es in manchen Kommunen mit Erdbeerfeldern bereits eine Art Konkurrenzkampf. Die Menschen dürften keine Blumen mehr gießen, die Landwirte aber nutzten das Wasser weiter wie selbstverständlich, so Goedecke. Er habe Verständnis für die Landwirtschaft, die mit vielen Bereichen zu kämpfen habe, aber Wasser sei ein öffentliches Gut und jeder müsse sparen.

Wasserentnahmen steigen deutlich

Laut dem baden-württembergischen Umweltministerium ist die Wasserentnahme seit 2010 massiv gestiegen. Das belegen Daten im Vergleich zu 2020, berichtet der SWR weiter. In dem Jahrzehnt gab es einem offiziellen Bericht zufolge beim Grundwasser eine Zunahme von insgesamt mehr als 100 %. Spitzenreiter sei das Trockenjahr 2018 mit 19,28 Mio. Kubikmeter Wasser gewesen, heißt es. Auch beim Oberflächenwasser gebe es demnach ein Plus von 89 %.

Um einen besseren Überblick über den Wasserverbrauch zu bekommen, müssen Landratsämter deshalb seit 2018 größere Wassermengen, die kostenlos entnommen werden, erfassen. Wurden in den ersten Jahren alle Mengen ab 4.000 Kubikmetern systematisch registriert, sind es inzwischen bereits alle Mengen ab 2.000 Kubikmetern, so der Sender weiter.

Ob es weitere Empfehlungen geben wird, will das baden-württembergische Umweltministerium eigenen Angaben zufolge erst 2026 entscheiden. Erst dann solle die nächste Auswertung vorliegen, sagte eine Sprecherin dem SWR. Dass der Wasserbedarf aufgrund des Klimawandels in der Landwirtschaft allerdings steigen wird, bezweifelt auch das Ministerium nicht.

In mehreren Bundesländern muss die Landwirtschaft deshalb für die Wasserentnahme bereits zahlen. Es soll ein Anreiz sein, um weniger Wasser zu verbrauchen. Im Saarland liegen die Preise pro Kubikmeter teilweise bei 0,7 Cent, in Sachsen-Anhalt bei zwei Cent pro Kubikmeter. In Rheinland-Pfalz soll eine Abgabe zum 1. Januar kommen. In Bayern soll sie nach der Wahl im kommenden Jahr eingeführt werden. In Sachsen-Anhalt wird außerdem über eine Erhöhung des Preises diskutiert.

Wassercent würde Ende des Gemüseanbaus bedeuten

Fest steht, dass der Gemüsebau in BaWü ohne Bewässerung keine Zukunft hat. Und schon heute sind die Genehmigungsverfahren sehr aufwendig, berichtet ein Praktiker. Dazu kämen noch Investitionen etwa für den Bau der Brunnen, für Strom und Diesel.

Ariane Amstutz vom Bauernverband sagte dem SWR, die rund 4.470 Gemüse- und Obstbauern im Land seien schon jetzt nicht mehr wettbewerbsfähig. Produktionskosten und auch der Mindestlohn von derzeit 12 € in der Stunde schlügen voll durch. Die Bauern könnten nicht so günstig produzieren wie beispielsweise Obstbauern in Spanien oder Italien. Käme auch für Wasser ein Wassercent wie in der Industrie on top, ginge die heimische Produktion zurück, so ihre Einschätzung.

Immer ist es die Landwirtschaft

Was Bauern an der Diskussion um den Wasserverbrauch auch stört, ist, dass die Landwirtschaft mit der Lebensmittelproduktion immer als erstes hergenommen werde, denn die Industrie verbrauche viel mehr Wasser.

Laut dem Statistischen Landesamt wurden im Jahr 2019 rund 21 Mio. Kubikmeter Wasser für die Beregnung von Feldern verbraucht. Zum Vergleich: Wirtschaftsunternehmen nutzten circa 210 Mio. Kubikmeter für die Produktion und damit etwa zehnmal so viel Wasser. Die Industrie verbrauchte für Kühlwasser ungefähr 2.460 Mio. Kubikmeter und damit rund 100 Mal so viel Wasser wie die Landwirtschaft zur Bewässerung.

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