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Kartoffeln unter Stress: Tipps gegen den Ausbruch von Alternaria

Stehen die Kartoffeln durch Hitze, Nährstoffmangel oder Blattlausbefall unter Stress, wittert Alternaria eine Chance. Planen Sie jetzt die optimale Strategie gegen den Erreger.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Autor: Lüder Cordes, LWK Niedersachsen

Alternaria kann in Kartoffeln erhebliche Ertragseinbußen nach sich ziehen – ob oder wie stark der Erreger allerdings zuschlägt, ist nicht vorhersehbar. Gefährdet sind vor allem geschwächte Bestände, denn hier hat Alternaria ein leichtes Spiel.

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Stress fördert Alternaria

Stehen die Bestände durch hohe Temperaturen, länger anhaltende Trockenheit und damit häufig verbundenen Nährstoffmangel unter Stress, ist auch die Widerstandskraft der Kartoffeln gegenüber dem Erreger eingeschränkt. Ebenfalls fördert der Wechsel von längeren Trockenphasen und Niederschlägen das Auftreten. Kartoffeln unter Beregnung könnten daher auch stärker von diesem Schaderreger erfasst werden.

Doch auch ein hoher Besatz mit Blattläusen kann die Kartoffelpflanzen stressen und derart schwächen, dass in der Folge Alternaria verstärkt auftritt. Daher ist es wichtig, den Blattlausbefall intensiv zu kontrollieren. Wird der Bekämpfungsrichtwert von 500 Blattläusen auf 100 Fiederblättern überschritten, ist eine effektive Blattlausbekämpfung empfehlenswert.

Extreme Trockenjahre bedeuten zwar auch Stress für die Pflanzen, allerdings sind dann auch die Infektionsbedingungen für Alternaria stark eingeschränkt. Denn die Alternariaarten benötigen für eine erfolgreiche Infektion mindestens acht Stunden Blattnässe.

Generell ist die Bedeutung von Infektionen auf besseren Standorten geringer. Insbesondere in Jahren mit guter Wasserversorgung treten auf den Gunststandorten des Kartoffelanbaus durch eine Behandlung kaum Ertragseffekte auf. Daher ist es sinnvoll, sich mit diesem Erreger auseinanderzusetzen.

Schauen Sie genau hin!

An Kartoffeln sind zwei Alternaria-Erreger von Bedeutung:

  1. Alternaria solani verursacht die Dürrfleckenkrankheit. Diese entwickelt sich in der Regel zunächst auf den unteren, abreifenden Blattetagen und führt hier zu größeren Blattflecken mit ­konzentrischen Ringen (bis 2 cm). Die Blattflecken können bei fortschreitender Entwicklung ineinanderfließen.
  2. Alternaria alternata verursacht dagegen die Sprühfleckenkrankheit. Diese ruft auf den meist noch grünen Blättern oft kleine Blattflecken (bis 0,5 cm) hervor. Der Erreger hat insgesamt höhere Temperaturansprüche als A. solani.

Die zwei Alternaria-Arten treten in der Regel etwas zeitlich versetzt auf. Relativ früh anzutreffen ist oft die Sprühfleckenkrankheit – erste Sprühflecken sind häufig schon Ende Mai/Anfang Juni in den Beständen zu sehen. Im Juli entwickelt sich der Befall dann meist sehr deutlich.

Die größeren Blattflecken von Alternaria solani treten dagegen oft erst Ende Juli/Anfang August auf. Zu bedenken ist dabei, dass dieser Erreger den größeren Einfluss auf mögliche Mindererträge hat. Bei befallenen Pflanzen stirbt der Blattapparat im Krankheitsverlauf oft verfrüht ab. Durch die vorzeitige Abreife kommt es dann häufig zu einem verminderten Auswachsen der Knollen und zu einer geringeren Stärkeeinlagerung. Eine gezielte Bekämpfung der Erreger ist daher insbesondere in Stärke-, Industrie- und Speisekartoffeln der späteren Reifegruppen sinnvoll.

Neuere Produkte auf dem Prüfstand

Zur Kontrolle der Krankheit steht eine Auswahl an Fungiziden mit verschiedenen Wirkungsmechanismen zur Verfügung. Bereits im Jahr 2021 wurde das Fungizid  Propulse  mit den Wirkstoffen Fluopyram und Prothioconazol zur Bekämpfung der Dürrfleckenkrankheit in Kartoffeln zugelassen. Die Aufwandmenge beträgt 0,5 l/ha in 100 bis 400 l Wasser/ha.

Es sind maximal drei Behandlungen im Abstand von je 10 Tagen erlaubt. Versuche der LWK Niedersachsen verdeutlichen, dass die gute Leistung des Produkts wesentlich vom Carboxamid Fluopyram erbracht wird. Um auch hier die Entwicklung möglicher Resistenzen zu begrenzen, spielt der Einsatz im Wechsel mit anderen Wirkstoffen eine sehr wichtige Rolle.

Ab dieser Saison ist das neue Fungizid  Belanty  mit dem Wirkstoff Mefentrifluconazole (75 g/l) auch zur Bekämpfung von Alternaria in Kartoffeln erhältlich. Das Produkt lässt sich mit einer Aufwandmenge von 1,25 l/ha maximal dreimal pro Jahr einsetzen.

Um die Leistung der neueren Fungizide gegen Alternaria mit anderen Präparaten vergleichen zu können, führte die LWK Niedersachsen 2021 und 2022 einen Gemeinschaftsversuch in der Sorte Amado durch. An den Standorten in den Regionen Bremervörde, Emsland, Hannover und Uelzen baute sich 2021 gegen Anfang August ein leichter Befall auf. 2022 ließ sich dies stärker in der Region Uelzen beobachten. Aus diesen Versuchen mit Befall konnte man den Wirkungsgrad der geprüften Fungizide ermitteln. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

Mit Propulse und Belanty ließen sich an den geprüften Standorten gute Wirkungsgrade erzielen. Auch Revus Top brachte gute Effekte. Die Leistung weiterer Fungizide entnehmen Sie der Übersicht 2.

Spezialfungizide schwächeln

Die Wirkung der „Spezialfungizide“ Ortiva und Signum ließ dagegen auf allen niedersächsischen Versuchsstandorten massiv zu wünschen übrig. Die Ursache dafür ist eine nachgewiesene Resistenz gegenüber den Strobilurinen.

Daher gilt nun Folgendes: Das Spezialfungizid Ortiva (Azoxystrobin) wird in „Resistenzregionen“ nicht mehr gegen Alternaria empfohlen. Weil auch bei Signum regional Minderwirkungen zu beobachten sind, sollte man auch dieses Produkt nur noch auf Standorten einsetzen, auf denen noch hohe Wirkungsgrade zu erwarten sind. Wer Signum in eine Bekämpfungsstrategie integriert, sollte den Einsatz auf eine Behandlung begrenzen und einen Wechsel mit Alternativ-Präparaten durchführen.

Empfehlungen für die Saison

Vorbeugend ist es wichtig, Stressfaktoren wie z. B. Nährstoff-/Wassermangel oder einen Befall mit Läusen, Viren, Nematoden usw. zu minimieren. Denn Alternaria ist auch ein Schwächeparasit. Darüber hinaus sind regelmäßige Bestandeskontrollen angeraten, um vor allem den Befallsbeginn zu erkennen.

Ein Fungizideinsatz gegen Alternaria-arten kann insbesondere in Stärke-, Industrie- und Speisekartoffeln späterer Reifegruppen bzw. bei später Beerntung oder später Krautabtötung wirtschaftlich sinnvoll sein. Die Ergebnisse der Versuche zeigen zudem, dass eine Alternariabekämpfung eher auf schwächeren Standorten, besonders in Verbindung mit einer Beregnung, angeraten ist.

Die erste Applikation alternariawirksamer Fungizide sollte man ca. acht Wochen nach Auflaufen der Kartoffeln (oft Anfang Juli) bzw. zu Befallsbeginn einplanen. Der Abstand zwischen den Alternariabehandlungen sollte bei ca. 14 Tagen liegen. Als Fungizide mit sicherer Wirkung gegen Alternariaarten eignen sich z. B. Propulse, Belanty, Revus Top und Narita. Verwenden Sie diese Produkte möglichst im Wechsel, um die Resistenzgefahr zu begrenzen. Mehr Infos zu Strategien entnehmen Sie der Übersicht 3.

Hinweis: Der Fungizidschutz sollte bei Späternten bis Anfang September bestehen, sonst bis ca. 8 bis 14 Tage vor der Krautabtötung. Führen Sie die letzte Alternariamaßnahme daher zwei bis drei Wochen vor der Krautabtötung durch.

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V E R S U C H

Kein Stress, keine Behandlung?

Im Rahmen des Gemeinschaftsversuchs ließ sich auf dem niedersächsischen Standort Goldenstedt nur ein sehr geringer Alternariabefall bonitieren. Bei den Flächen handelt es sich um sehr milde sandige Lehme. Vor allem in 2021 war kontinuierlich eine gute Wasserversorgung gegeben – auch extreme Temperaturen traten in der Vegetation nicht auf. Zudem spielten Blattläuse 2021 und 2022 auf dem Standort keine Rolle. Unter diesen günstigen Bedingungen waren die Kartoffeln in der Lage, Alternariainfektionen abzuwehren.

Die Effekte der alternariawirksamen Fungizide waren in den verschiedenen Kartoffelsorten in Goldenstedt entsprechend gering. Lediglich in der Sorte Amado ließen sich noch signifikante ­Ertragseffekte ermitteln. Die Ergebnisse finden Sie unter www.topagrar.com/­alternaria2023. Das Fazit des Versuchs: Bei günstigen Wachstumsbedingungen ohne wesentliche Stressfaktoren kann man bei geringem Befall oft auf eine Alternariabekämpfung verzichten.

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