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Passende Standorte für Rotklee und Luzerne

Mit kleinkörnigen Leguminosen kann man Grünland und Ackerland aufwerten. Für den Anbau und die Sortenwahl gilt es jedoch einiges zu berücksichtigen.

Lesezeit: 11 Minuten

Unser Autor: Dr. Stephan Hartmann, Bayerische ­Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Schnell gelesen

Das Klima, in dem Rotklee und Luzerne eine hohe Konkurrenzfähigkeit gegenüber Gräsern aufweisen, findet man verstärkt im Süden Deutschlands – hier ist daher auch der Anbauanteil am höchsten.

Die kleinkörnigen Leguminosen werden nach Anbaugebieten empfohlen, nur durch die enge Zusammenarbeit der Länder ist eine regionale Empfehlung auf valider Datengrundlage möglich.

Bei Rotkleesorten gilt es, die Chromosomensätze zu unterscheiden. Meist sind tetraploiden Sorten ertragsstärker.

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Auf immer mehr Fläche in Deutschland wachsen kleinkörnige Leguminosen. Im Jahr 2022 wuchsen Klee, Luzerne und Kleegras auf rund 345 700 ha. Rund 45 % dieser Fläche liegt in Bayern und Baden-Württemberg – die Anbaubedeutung ist traditionell recht unterschiedlich zwischen den Bundesländern.

Generell nimmt der Anteil von Klee und Kleegrasgemischen am Feldfutterbau von Norden nach Süden zu. Grund hierfür ist, dass das Ertragsniveau von Ackergras im Norden im Vergleich zu Kleegras höher ist, während im Süden Kleegras stabilere Erträge liefert.

Leguminosen werten ­Feldfutterbau auf

Der Flächenzuwachs lässt sich nicht nur mit der Ausdehnung des ökologischen Landbaus begründen, auch die Eiweißstrategien von Bund und Ländern haben ihren Anteil daran. Zudem zahlen sich die klimaresilienteren Eigenschaften der kleeartigen Pflanzen aus. Denn die Tiefwurzler Rotklee und Luzerne schließen auch den Unterboden auf. Dadurch können sie als vollentwickelte Pflanze extreme Witterungsbedingungen und Bodenmängel ausgleichen und eine hohe Ertragssicherheit bieten. Es gilt jedoch, die empfohlene Anbauabstände einzuhalten, um Ertrags- und Qualitätsausfälle durch Fruchtfolgekrankheiten zu vermeiden.

Vor allem in Lagen mit unsicheren Niederschlägen bieten Klee und Luzerne in Mischung mit Gräsern einen sicheren Risikoausgleich. Denn bei kurzfristigem Trockenstress bilden z. B. die flach wurzelnden Weidelgräser geringere Massen und tendenziell mehr Halme, während die tiefer wurzelnden Leguminosen erst später mit Ertragsminderungen reagieren und durch ihre geringere Rohfaserzunahme die Qualität stabilisieren.

Sind Leguminosen in Mischungen enthalten, fällt die Erntequalität bei verspätet genutzten Beständen langsamer ab. Zudem führt die höhere Schmackhaftigkeit des Futters durch Leguminosen zu einer höheren Futteraufnahme bei geringer Blähgefahr. Neben der Grünfütterung oder der Heubereitung gelingt die Silagebereitung von Mischungen durch höhere Zuckergehalte einfacher bzw. sicherer als bei reinen Klee/Luzernebeständen.

Dass Rotklee und Luzerne im Feldfutterbau auch wirtschaftlich sein können, begründet sich auch durch die Stickstoffanreicherung von etwa 100 kg N/ha. Davon stehen im Feldfutterbau ca. 60 kg N/ha für die erste Nachfrucht zur Verfügung.

Wie wichtig sind Resistenzen?

Da im Kleegras-auch im konventionellen Anbau kaum Pflanzenschutzmittel angewendet werden können, sind Resistenzen der Rotkleesorten gegen die lokal relevanten Erreger besonders wichtig. Hohes Schadpotenzial geht z.B. vom Stängelbrenner oder vom Kleekrebs aus. Die Überdauerungsformen von Kleekrebs verbleiben über sehr lange Zeit im Boden. Das Mycel von Stängelbrenner überwintert an abgestorbenen Pflanzenteilen oder im Wurzelhals von befallenen Pflanzen. Auch eine Saatgutübertragung ist möglich.

Wie stark Kleegrasbestände befallen sein können, hat das Leguminosen-Monitoring Feldfutterbau (LeMoFe) he­rausgefunden, das im Rahmen der Produktions- und Qualitätsinitiative für die Landwirtschaft und den Gartenbau in Bayern vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) gefördert wird. Ziel ist u. a., den Krankheitsstatus von Beständen zu erfassen. In den Jahren 2019 und 2020 wurden Kleegrasbestände vor allem von Echtem Mehltau, der Braunfleckenkrankheit und von Kleekrebs befallen.

Auch das Projekt „TriSick – Leguminosenmüdigkeit in Klee- und Luzernebeständen“ beschäftigt sich in einem Arbeitpaket mit Krankheiten (gefördert durch das Bun­­des­ministerium für Ernährung und Landwirtschaft). Ziel ist, die komplexen Ursachen des Leistungsabfalls von Klee und Luzerne zu identifizieren.

Sortenempfehlung nach ­Anbaugebiet

Denn wie relevant die verschiedenen Erreger generell in der Praxis und wie bedeutend sie regional sind, ist nur unzureichend bekannt. Das liegt auch an der geringen Anzahl von durchgeführten Sortenprüfungen bei Rotklee und Luzerne: Wertprüfungen (WP) und Landessortenversuche (LSV) werden bei Rotklee nur alle zwei Jahre und bei Luzerne nur alle vier Jahre an etwa 20 Standorten in Deutschland angelegt.

An einzelnen dieser Standorte werden jeweils WPs und LSVs zu Rotklee bzw. Luzerne kombiniert. Um bei dieser geringen Anzahl nicht Gefahr zu laufen, Versuche zu verlieren und damit z.B. die Ertragsleistungen nicht differenzieren zu können, werden die Versuche eher in Gunstlagen angelegt als in Gefährdungslagen. Damit gehen aber auch sonst in den LSV’s quasi nebenbei gewonnene Informationen z.B. zum regionalen Schaderregeraufkommen verloren.

Sortenempfehlungen von Klee und Luzerne basieren für die verschiedenen Anbaugebiete in Deutschland auf den Daten dieser Prüfungen. Die Empfehlungen werden in den etablierten übergreifenden Beratungsgebieten erarbeitet – von der Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Landwirtschaftskammern, der nordostdeutschen Landeseinrichtungen, der Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Futterbau der Bundesländer in den Mittelgebirgen sowie den Länderdienststellen in Bayern und Baden-Württemberg.

Wie sich die Anbaugebiete und Standorte der Wertprüfungen verteilen, erfahren Sie hier.

Zugelassen sind in Deutschland mehr als 20 Rotkleesorten und 19 Luzernesorten – teils mit sehr alten Zulassungen. So ist z. B. der Rotklee Nemaro erstmals 1986 zugelassen worden, die Luzerne Verko hatte ihre Erstzulassung 1979. Zum Vergleich: Bei Winterweizen werden in Deutschland jährlich mehr als 100 Landessortenversuche und mehr als 30 Wertprüfungen angelegt. Zugelassen sind aktuell gut 170 Sorten, zum Großteil ab den 2010er-Jahren.

Welcher Standort für ­Rotklee?

Im Feldfutterbau ist Rotklee (Trifolium pratense) die am vielseitigsten einsetzbare und wichtigste Kleeart. Der Anteil von reinem Rotklee am gesamten Klee- und Kleegrasanbau beträgt allerdings nur rund 10 %. Bei Wiesenneuansaaten ist er hingegen in geringen Anteilen ein gern gesehener Mischungspartner.

Seine größte Bedeutung hat Rotklee im über-/mehrjährigen Feldfutterbau (Ansaatjahr und ein/zwei Nutzungsjahr/e). Im Durchschnitt mehrerer Jahre beträgt der Ertragsabfall vom ersten zum zweiten Jahr weniger als 15 %. Die heute verfügbaren winterhärteren Sorten erlauben diese längerfristige Nutzung. Nur in erfahrungsgemäß stark kleekrebsgefährdeten Lagen ist dies nicht zweckmäßig.

Schon im Ansaatjahr bildet Rotklee eine recht tief reichende, nährstoffspeichernde Pfahlwurzel mit zahlreichen, verzweigten Nebenwurzeln. Im Spätherbst zieht er durch Wurzelverkürzung den Wurzelkopf mit den Basalknospen in den Boden ein und erreicht dadurch einen gewissen Kälteschutz. Das Austreiben im Frühjahr erfolgt unmittelbar an der Bodenoberfläche. Rotklee ist dadurch gegen Beweidung und Tiefschnitt weniger empfindlich als die Luzerne.

Ideal ist ein kühles, gemäßigtes Klima mit mittlerer Luftfeuchtigkeit. Im kontinentalen Klima machen längere Dürreperioden im Sommer und lange, hohe Schneelage im Winter den Anbau unsicher. Dabei kann Rotklee kurze Trockenzeiten durch sein tief reichendes Wurzelwerk gut überstehen. Hier steht er oft besser als die Gräser, mit denen er angebaut wird.

Vom lehmigen Sand bis zu Lehm und Ton verträgt diese Leguminose alle Böden gut. Auf leichten Böden ist eine sichere Wasserversorgung notwendig. Mit Untergrundmängeln (hoher Grundwasserstand, Bodenverdichtungen) kommt Rotklee wesentlich besser zurecht als Luzerne. Humusarme, sehr leichte Sande sowie saure Böden scheiden für den Anbau aus.

Rotklee: Di- oder Tetraploide Sorten?

Man unterscheidet diploide (= normaler Chromosomensatz) und tetraploide (= verdoppelter Chromosomensatz) Sorten. Im Durchschnitt erreichen die tetraploiden Sorten höhere Erträge als diploide Sorten. Hingegen sind die diploiden Sorten stabiler im Samenertrag bei der Vermehrung und daher oft günstiger oder am Markt verfügbarer. Daher sind die Saatgutkosten von tetraploiden Sorten oft höher als von diploiden, auch wenn die Unterschiede bezüglich des Samenertrages geringer geworden sind.

Artunabhängig haben tetraploide Pflanzen bei gleichem Entwicklungsstadium einen etwas höheren Wassergehalt als diploide. Daher entstehen bei der Konservierung von tetraploiden Pflanzen etwas längere Anwelkzeiten. Gegenüber Krankheitserregern wie Kleekrebs (Sclerotinia trifoliorum) oder Südlichem Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii) weisen die Sorten deutlich weniger Ploidie gebunden unterschiedliche Anfälligkeiten auf. Genaue Sortenkenntnis ist deshalb erforderlich.

Luzerne richtig nutzen

Der Reinanbau von Luzerne hat auch heute seine größte Vorzüglichkeit in ­ihren traditionellen, niederschlagsarmen Kerngebieten. Sie wird in erster Linie zu Ballenheu oder Luzernepellets verarbeitet, daneben sind aber auch alle anderen Konservierungen möglich – wenn auch unterschiedlich schwierig zu erzeugen. Von Vorteil ist auch ihre phytosanitäre Wirkung gegen Rübennematoden und Getreidefußkrankheiten.

Neben dem Reinanbau für die mehrjährige Nutzung (Ansaatjahr und mehrere Hauptnutzungsjahre) ist die Beimischung zu Kleegrasmischungen auch in »nicht typischen« Luzernelagen zweckmäßig. Diese Beimischung stößt in der Praxis auf zunehmende Beliebtheit. In solchen Mischungen erhöht die Luzerne den Ertrag insbesondere in trockenen Sommermonaten oder auf den trockenen Stellen eines Schlages. Ebenso gibt es auch empfohlene Mischungen für diese Lagen/Situationen, die dann Rotklee, Luzerne und zum Teil noch weitere kleinkörnige Leguminosen (z.B. Weißklee) enthalten.

Für Wiederkäuer-haltende Betriebe ist die Verwendung von Luzerne aus mehreren Gründen interessant. Einerseits führt die hohe Trockenheitsverträglichkeit der etablierten Bestände auch hier zu einer Absicherung der Futtergrundlage. Des Weiteren kann man durch die vergleichsweise hohen Rohproteingehalte den Zukauf von Eiweißfuttermitteln reduzieren. Darüber hinaus stabilisiert die gute Strukturwirkung der Luzerne die Vormagenfunktion hochleistender Wiederkäuer. Die Luzerne führt nachgewiesenermaßen zu einer erhöhten Futteraufnahme, wodurch nicht mit Einbußen bei der Milch- oder Schlachtleistung der Tiere gerechnet werden muss.

Welcher Standort für ­Luzerne?

Die in der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes aufgeführten Luzernesorten sind alles Bastardluzernen. Also Nachkommen aus Kreuzungen zwischen Medicago sativa (gelb blühend, grobstängelig, hochwachsend, ertragreich) und Medicago falcata (feinstängelig, weniger standfest, blau blühend, winterhart). Daher blühen alle diese Sorten bunt. Und wie bei allen Artbastarden kann eine Sorte mehr im Typ des einen oder des anderen Elternteils stehen.

Luzerne bildet eine typische Pfahlwurzel. Die Hauptwurzeln dringen rasch und tief in den Boden ein, bei genügender Durchlässigkeit weit über 2 m tief. Die stärkste Verzweigung wird in der Bodenschicht zwischen 30 und 50 cm erreicht. Seiten- und Tiefenausdehnung des Wurzelnetzes hängen von den Boden- und Wasserverhältnissen ab.

Auf trockenen Standorten lässt sich beobachten, dass Luzerne tiefer wurzelt, sich dabei jedoch geringer zur Seite ausdehnt. In feuchten Lagen entsteht ein flacheres, aber weiter verzweigtes Wurzelwerk. Die Wurzelmasse ist bei Luzerne gleichzeitig der Reservestoffbehälter, in dem Assimilate vom Blühbeginn an für einen raschen Nachtrieb gesammelt werden. Am Wurzelkopf entwickelt die Pflanze aus oberirdisch angelegten Erneuerungsknospen die Triebe für den Wuchs nach dem Schnitt. Diese oberirdische Knospenlage und die im Vergleich zum Rotklee höher liegende Triebbildung erklärt die Empfindlichkeit von Luzerne gegen tiefen Biss und tieferem Schnitt. Im beginnenden Winter frieren die Triebe zurück, da die Pflanzen sie nicht wie beim Rotklee einziehen können.

Die alte Regel „Luzerne liebt einen warmen Kopf und verträgt keine nassen Füße“ kennzeichnet die Hauptforderung: Warmes, sonnenscheinreiches, vorwiegend trockenes Klima und keinesfalls andauernd hohe Luftfeuchtigkeit ist ideal. Die Wärmeansprüche sind aber nicht so hoch, dass ihr Anbau sich auf das sogenannte Weinklima beschränken müsste. Viele Gebiete in Deutschland erfüllen die Temperaturanforderungen.

Zwar sind Wasserbedarf und -verbrauch an sich hoch, doch bei wurzeldurchlässigem Boden kann Luzerne ihren Bedarf nach dem Aussaatjahr aus tiefen Schichten decken (2 m Tiefe und mehr). Aus diesem Grund übersteht die Leguminose auch Dürrezeiten in der Regel gut – mit Ausnahme der Jugendentwicklung.

Auch die Frosthärte der in Deutschland zugelassenen Sorten genügt meistens. Dennoch sind diese Sorten im Jugendstadium empfindlich. Spät- und Wechselfröste, verbunden mit auffrierenden Böden, können Schäden verursachen. Schlechter Stand nach dem Winter ist aber auch oft die Folge zu starker Nutzung im Vorjahr.

Basenreiche, lehmige Sande, sandige Lehme und gut durchlüftete, lockere Böden, die eine tiefe Durchwurzelung erlauben, sind besonders geeignet. Auch leichter Sand wird ohne Schwierigkeiten vertragen, wenn im Untergrund lehmreiche Schichten vorhanden sind. In klüftigem Kalkgestein, welches das Eindringen der Wurzel ermöglicht, ist auch geringe Krumentiefe kein Anbauhindernis. Strenge, nasskalte, auch saure Böden schließen den Luzerneanbau aus. Besonders nachteilig für Luzerne sind stauende Nässe oder undurchdringliche Bodenschichten. Ein Mindestmaß an Tiefgründigkeit muss gegeben sein.

Trotz des hohen Calciumbedarfs, der in aller Regel durch Kalk gedeckt wird, genügt für ein günstiges Wachstum der neutrale Bereich. Die Luzerne kann sich mit ihrer tiefen, intensiven Durchwurzelung den das Calcium aus einem großen Bodenvolumen holen. Diese Leguminose ist keine ausgesprochene Kalkpflanze, spricht allerdings positiv auf die erwärmende, lockernde und neutralisierende Wirkung des Kalkes an. Sie entzieht jedoch so viel Calcium, dass dieses nur im Laufe der Fruchtfolge wieder aufzudüngen ist.

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