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topplus Resistente Ungräser

Weidelgras: Ist Z-Saatgut eine Resistenzquelle?

Ob bereits im Z-Saatgut eine Herbizidresistenz vorliegen kann, wurde in einem Versuch in Bayern und Rheinland-Pfalz getestet. Die Ergebnisse sind eindeutig – und es gibt drei Tipps für die Praxis.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren: Klaus Gehring, Bayerische Landes­anstalt für Landwirtschaft (LfL) und Prof. Dr. Jan Petersen, ­Technische Hochschule Bingen

Als leistungsfähigste Gräser sind Weidelgräser im Grünland und im Feldfutterbau nicht mehr wegzudenken. Allerdings können sie als Durchwuchs oder in Folge von Samenausfall auch als Ungräser im Ackerbau auftreten. In den USA, Australien oder Frankreich sind schon länger Probleme mit schwer bekämpfbaren Weidelgräsern bekannt. Neben der hohen Konkurrenzkraft und entsprechende Kulturschädigung wird dabei auch das hohe Potenzial zur Entwicklung von Herbizidresistenzen gefürchtet.

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Multiresistentes Weidelgras auch in Deutschland

Auch in Deutschland treten seit mehreren Jahren auf einigen Betrieben teils massive Probleme mit resistenten Weidelgräsern auf. Bei Untersuchungen zeigen sich diese Populationen meist als multiresistent gegenüber Gräserherbi­ziden aus der Gruppe der ACCase- (HRAC 1) und der ALS-Hemmer (HRAC 2). Wirksam sind häufig nur noch Präparate mit Glyphosat, Propyzamid (z. B. Kerb Flo) und – mit Einschränkungen – einige Bodenherbizide.

Ursache für den Befall ist in der Regel ein unzureichender Umbruch nach Untersaaten, Feldfutterbau oder Begrünungs- bzw. Bracheperioden. Die überlebenden Altpflanzen konnten in diesen Fällen in der Folgekultur Samen produzieren und ein Samenpotenzial im Boden aufbauen. Aufgrund der schwierigen chemischen Regulierungsfähigkeit vermuten betroffene Betriebe häufig, dass bereits das verwendete Saatgut eine Herbizidresistenz hatte.

20 Grassorten auf ­Resistenz ­gegenüber Blatt- und Bodenherbiziden geprüft

Um diesen Verdacht zu prüfen, haben wir Saatgut systematisch unter kontrollierten Bedingungen im Gewächshaus auf Herbizidresistenzen getestet. Der Versuch wurde im Frühsommer 2023 in Bingen und im Winter 2023/2024 in Freising parallel durchgeführt. Für die Prüfung haben wir die im Jahr 2022 am häufigsten in Deutschland vermehrten Sorten von Welschem Weidelgras ausgewählt. Bei Weidelgras als Ungras im Ackerbau handelt es sich regelmäßig um Welsches Weidelgras, Deutsches Weidelgras wird vorrangig in Dauergrünland eingesetzt.

Das Saatgut der 20 verschiedenen Sorten wurde im Gewächshaus in Töpfen in mehrfacher Wiederholung angezogen. Die Herbizidbehandlung erfolgte je nach Wirkungsweise im Vor- bzw. im Nachauflauf in der jeweils zugelassenen Aufwandmenge. Die verwendeten neun Herbizide und ihre Aufwandmengen waren festgelegt.

Zum Vergleich prüften wir auch die halbe und teilweise die doppelte Dosis. Nach einer Wirkdauer von drei Wochen wurde die Herbizidwirkung durch Bonitur und Wiegen der Frischmasse im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrolle ermittelt.

Versuchsergebnisse: Sehr gute Wirkung auf die geprüften Weidelgrassorten

Um eventuell vorhandene Resistenzen bewerten zu können, wurde eine multiresistente Vergleichsherkunft mitgeprüft. Diese reagierte sehr unterschiedlich und nur noch gering sensitiv gegenüber den in Standardaufwandmengen eingesetzten Präparaten.

Geht es um die Bekämpfung dieser resistenten Herkunft, konnte beiden Bodenherbiziden Butisan Gold mit 95 % eine noch gute Wirkung erzielen. Die Getreideherbizide Cadou SC und Boxer erreichten dagegen nur noch eine Teilwirkung von 50 bis 64 %. Einen noch stärkeren Einbruch verzeichneten die blattaktiven Herbizide: Neben einer Teilwirkung von MaisTer Power können die Ergebnisse von Axial 50, Atlantis OD und Broadway nur noch als Restwirkung bezeichnet werden.

Bei den 20 geprüften Weidelgrassorten konnten die Herbizide dagegen ihr volles Wirkpotenzial entfalten: Hier ließen sich Wirkungen von 96 bis 100 % erreichen.

Als einziger Wirkstoff konnte Glyphosat sowohl die resistenten als auch sensitiven Weidelgräser ausreichend bekämpfen. Der Wirkstoff ist demnach noch nicht von Wirkungsverlusten betroffen.

So wirkten Standort­unterschiede im Versuch

Bei der Prüfung der Bodenherbizide auf die 20 geprüften Sorten zeigten sich Wirkunterschiede im Vergleich zwischen den Standorten Bingen und Freising. Während in Freising die Präparate Cadou SC, Boxer und Butisan Gold eine nahezu 100 %ige Wirkung gegen alle Weidelgrassorten erzielten, traten in Bingen leichte bis deutliche Wirkungseinbrüche auf. Vor allem bei Boxer zeigten sich auch noch gewisse Sortenunterschiede.

Als plausible Erklärung bleibt nur der unterschiedliche Prüfzeitraum mit abweichenden Umweltbedingungen. In Bingen sind gegenüber Freising höhere Tagestemperaturen mit Hitzestress und eine zeitweise abgetrocknete Bodenoberfläche im Gewächshaus aufgetreten. Eine dadurch vermutlich reduzierte Wirkstoffaufnahme hat bei einzelnen Sorten zu einer begrenzten Wirkung geführt. Am Standort Freising traten diese Effekte aufgrund der Jahreszeit nicht auf. Herbizidresistenz lässt sich daher als originäre Ursache ausschließen.

Die Reaktion der 20 Prüfsorten auf die verschiedenen Blattherbizide war dagegen sowohl zwischen den beiden Prüfstandorten als auch zwischen den einzelnen Sorten absolut einheitlich (Übersicht 5). Alle Herbizide wirkten voll auf dem präparatespezifischen Niveau von 93 bis 97 %. Selbst ein nur geringer Hinweis auf eine sortenspezifische Resistenz war nicht erkennbar.

Drei Tipps gegen resistente Weidelgräser für die Praxis

Im Versuch ließen sich keine Hinweise auf Resistenzeigenschaften der 20 marktgängigen Weidelgrassorten gegenüber verschiedenen Boden- und Blattherbiziden feststellen. Somit ist der Verdacht auf eine bereits in Handelssaatgut vorhandene Herbizidresistenz widerlegt. Schlussfolgern lässt sich allerdings, dass eine chemische Regulierung von Weidelgräsern bereits nach wenigen Behandlungsfolgen resistente Biotypen selektiert. Derartige Herkünfte zeigen sich in der Praxis als widerstandsfähig gegenüber der Mehrzahl an verfügbaren Herbiziden – und können enorme Probleme bereiten.

Für die Praxis bedeuten die Ergebnisse Folgendes:

  1. Vermeiden Sie beim Anbau von Weidelgräsern eine Samenproduktion sowie das Verschleppen von Altpflanzen innerhalb der Fruchtfolge.

  2. Nutzen Sie beim Umbruch von Kleegras eine intensive mechanische oder chemische Behandlung (Glyphosat) in Kombination mit einer sauberen Pflugfurche.

  3. Verwenden Sie in Begrünungsmischungen alternative Grasarten – Weidelgräser bergen ein hohes Risiko zum Aufbau eines Bodensamenpotenzials.

Erzählen Sie von Ihrer Erfahrung

Treten bei Ihnen resistente Weidelgräser auf? Oder möchten Sie von Ihrer Erfahrung bei der Bekämpfung berichten? Senden Sie Ihre Hinweise für die top agrar-Community gern per E-Mail an friederike.mund@topagrar.com. Wir behalten uns vor, Einsendungen verkürzt zu veröffentlichen.

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