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„Einfach machen!”: Wie Junglandwirtin Elise Köhler allen Barrieren trotzt

Sie sieht sich nicht als Feministin, doch sie ermutigt andere Frauen in der Landwirtschaft selbstbewusst aufzutreten. Auf ihrem Betrieb in Niedersachsen zeigt sie, wie es gehen kann.

Lesezeit: 4 Minuten

NextGen Bauer 

Dass man auch in turbulenten Zeiten den Mut und Erfindergeist nicht verlieren sollte, beweisen fünf Landwirtinnen und Landwirte, die wir auf die Internationale Grüne Woche in Berlin eingeladen haben. Sie alle haben kreative Ideen und den Wunsch, die Zukunft selbst zu gestalten. Auf der Bühne des Forum Moderne Landwirtschaft haben wir uns mit den erfinderischen Köpfen ausgetauscht. Vom regionalen Haferdrink, über Reisanbau in Brandenburg, einen Sauenhalter, der seinen Betriebsschwerpunkt verändert, bis hin zu Social Media in der Landwirtschaft und einer jungen Frau, die über Umwege den elterlichen Betrieb übernimmt, war alles dabei. Wie kann die nächste Generation „Bauer“ aussehen? 

Wie der Vater, so der… Sohn? Auf dem Hof Köhler in Lehrte-Burgdorf (Niedersachsen) zeigt Elise Köhler, dass man nicht immer den traditionellen Weg gehen muss. Die junge Landwirtin ist die dritte von sieben Schwestern und hat nach ihrem ersten Staatsexamen in Jura die Verantwortung für den Vertrieb und das Marketing des Familienbetriebes übernommen.  

„Landwirtschaft ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Lebensart. Deshalb sollte sich keine Frau, die diesen Traum hat, davon abhalten lassen.“

Als großes Vorbild sieht sie ihren Vater. Doch, wer weiß - vielleicht hätte eine weibliche Inspiration sie direkt in die Landwirtschaft gelockt. Inzwischen ist sie selbst zum Vorbild geworden, will andere Frauen ermutigen. „Landwirtschaft ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Lebensart“, sagt sie. „Deshalb sollte sich keine Frau, die diesen Traum hat, davon abhalten lassen.“

Ihr Weg zurück in die Landwirtschaft war alles andere als geradlinig: Denn nach ihrem Abitur absolvierte sie erst eine Ausbildung zur Tanzlehrerin, im Anschluss ein Studium. Ende 2022 entschied sie sich jedoch für die Ausbildung auf dem elterlichen Hof um ihn in 16. Generation weiterzuführen. Im Jahr 1567 gegründet, setzt die Familie heute auf Ackerbau, Biogas sowie Garten- und Landschaftsbau und seit neuestem auch auf den Direktvertrieb. 

11 % weibliche Betriebsleiterinnen

Auf der Bühne des Erlebnisbauernhofes im Rahmen der diesjährigen Internationalen Grünen Woche in Berlin erzählte Elise Köhler im Gespräch mit top agrar, wie sie als weibliche Hofnachfolgerin Fuß fasst und ihren Betrieb neu ausrichtet. Ihre Geschichte zeigt den Wandel in der Landwirtschaft, der mehr weibliche Nachwuchskräfte anzieht. Laut dem DBV-Situationsbericht von 2020 sind rund ein Drittel der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft inzwischen Frauen. Davon sind 11 % der Betriebe offiziell unter weiblicher Leitung.  

Qualifikation vor Quote

Die Junglandwirtin sieht sich selbst jedoch nicht als klassische Feministin und betont die Bedeutung von positiven Ergebnissen statt dem bloßen Thematisieren von Geschlechterungleichheit. Eine Frauenquote sei ihrer Meinung nach ein Rückschritt und wirke in die falsche Richtung. „Ich habe z. B. eine Lkw-Fahrerin eingestellt – nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie am qualifiziertesten war.“ Seit sie auf dem Hof tätig ist, erhalte sie deutlich mehr weibliche Bewerbungen auf Ausbildungsplätze und freie Stellen. 

Instagram-Livestream

Das ganze Gespräch mit Elise Köhler auf der IGW gibt es hier:

Trotz dieser positiven Erlebnisse kennt Elise Köhler auch die Herausforderungen, denen sie als Frau in einer von Männern dominierten Branche begegnet. Sie betont, dass Frauen in der Landwirtschaft betriebswirtschaftliche Risikofaktoren darstellen können, insbesondere im Hinblick auf Familiengründung. „Das muss man einfach offen kommunizieren, dann findet man in einem guten Team sicher eine Lösung. Zum Teil bringen unsere Mitarbeiterinnen ihre Kinder einfach mit.“  

„Klar, kann ich körperlich nicht so arbeiten, wie mein Vater.“

Um auch von allen Berufskollegen als Frau ernst genommen zu werden, brauche es vor allem ein souveränes Auftreten. „Ich bin mit meinen 1,58 m Körpergröße für die meisten ein kleines blondes Mädchen. Klar, kann ich körperlich nicht so arbeiten, wie mein Vater.“ Für sie zähle allerdings vielmehr der Wille zu lernen: „Man muss einfach machen.“ Auch das habe sie selbst sehr früh gelernt. Denn nachdem ihr Vater schwer erkrankte, musste sie schnell eigenständig werden und seinen Platz einnehmen.  

Aus einer Schnapsidee wird Realität

Ihre Reise weg von der Landwirtschaft öffnete ihren Blick für die Verbraucherperspektive. Deshalb baut sie seit dem vergangenen Jahr eine Direktvermarktung auf und will über Soziale Medien vermehrt den Kontakt zum Endkunden suchen.  

Ihr neuestes Projekt ist der Einstieg in den Weinbau – eine anfangs als "Schnapsidee" belächelte Unternehmung, die sie und ihr Team nun auf einem Hektar realisieren. Somit schlägt Elise Köhler neue Wege ein, während sie gleichzeitig die über Jahrhunderte gewachsenen Strukturen des Betriebs respektiert. 

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