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Landwirtschaft im Dialog

Jünger und weiblicher: Die Agrarbranche in der Transformation

Die Agrarbranche ist im Wandel. Welche Chancen und Schwierigkeiten das mit sich bringt, diskutierte top agrar mit Landwirtinnen und Experten in Berlin.

Lesezeit: 4 Minuten

Wie wird die Agrarbranche für Frauen und junge Menschen attraktiver? Wie sieht der Vorsatz, jünger und weiblicher zu werden, im Arbeitsalltag aus? Was kann die Agrarszene von anderen Branchen lernen?

Antworten auf diese Fragen haben wir am 18. Oktober 2023 bei der top agrar-Podiumsdiskussion „Landwirtschaft im Dialog“ zusammen mit unserem Gastgaber, der Landwirtschaftlichen Rentenbank, gesucht. Im Publikum und im Livestream diskutierten rund 450 Gäste mit.

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In seinem Grußwort machte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir deutlich, dass nicht die Frauen auf den Höfen fehlten, sondern ihre Sichtbarkeit. Das zeige die Studie „Frauen.Leben.Landwirtschaft“, die im Auftrag des Deutschen Landfrauenverbandes erstmals systematisch die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben erfasste. Er appellierte deshalb: „Vernetzen Sie sich, verbünden Sie sich untereinander und werden Sie noch sichtbarer.“

Vielfalt macht innovativer

Doch die Verbände müssen auch selbst aktiv werden, um Frauen fürs Ehrenamt zu gewinnen. Susanne Schulze Bockeloh Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes (DBV) berichtete, dass der Bauernverband lange der Auffassung war, seine Türen stünden allen offen und dass die Frauen von allein kommen würden.

"Aber wer geht schon ohne Einladung in ein Haus, nur weil die Tür offen steht“, sagt sie. Für sie kommt es darauf an, Frauen im Verband zu ermutigen und zu unterstützen. Dazu gehörten Netzwerke und Mentoring-Programme.

Dass das Finanzielle nicht immer der wirksamste Hebel für Veränderungen ist, brachte Christian von Schirach, Senior Manager bei der Unternehmensberatung zeb Consulting, in die Diskussion ein. Die Unternehmenskultur sei oft der bedeutendere Antrieb.

Anreize für Frauen setzen

Nikola Steinbock, Gastgeberin und Sprecherin des Vorstandes der Landwirtschaftlichen Rentenbank, erlebte in ihrer Karriere in der Finanzbranche, wie eine männlich dominierte Unternehmenswelt diverser wird. Bei diesem Wandel will sie auch die Agrarbranche unterstützen. Neben dem klassischen Netzwerken setzt sie auf aktive Förderung und hat deshalb spezielle Programme für Hofnachfolgerinnen und Existenzgründerinnen angestoßen.

Daniela Schmitt, Landwirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz, sprach sich ebenfalls für mehr Anreize in der Agrarbranche aus. Auf politischer Ebene findet sie eine Hofübernahmeprämie für Landwirtinnen sinnvoll. Diese sähe sie auch gerne auf Ebene der Gemeinsamen Agrarpolitik verankert.

Frauen wollen Ehrenämter

Jan Hägerling, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend, betonte, dass das ehrenamtliche Engagement häufig an der Familienphase scheitere. „Frauen sind engagiert, dass sehen wir in der Landjugend“, sagte er. „Es braucht Möglichkeiten, das Ehrenamt mit Familie und Hof zu vereinbaren.“ Dabei seien auch die Männer gefragt: „Wir müssen das verstehen und Frauen dabei unterstützen“, sagte Hägerling. Ihm zufolge sei die junge Generation gedanklich schon einen Schritt weiter, aber das Ziel sei noch nicht erreicht.

Auf welche Probleme Frauen im Betriebsalltag stoßen, brachten drei Praktikerinnen in die Diskussion mit ein. Dr. Zazie von Davier, Landwirtin und Wissenschaftlerin hatte an der Studie „Frauen.Leben.Landwirtschaft“ mitgewirkt. Sie berichtete von den alltäglichen Problem der Betriebsleiterinnen: „Wer macht meine Arbeit, wenn ich ausfalle? Wie bezahle ich eine Vertretung?“ Eine weitere Schwierigkeit sei das Beantragen von Elterngeld für Selbstständige.

Vereinbarkeit von Ehrenamt, Betrieb und Familie schaffen

Diese Probleme kennt auch Mara Walz, Winzerin aus Baden-Württemberg. Die Mutter einer einjährigen Tochter führt gemeinsam mit ihrem Vater einen Winzerbetrieb und engagiert sich ehrenamtlich u. a. als Vorsitzende der Württemberger Jungwinzer-Genossenschaft. Betrieb, Familie und Ehrenamt unter einen Hut bringen, kann sie nur mithilfe eines gut geführten Kalenders, vielen Absprachen und klaren Prioritäten. „Man arbeitet zielgerichteter und fällt schnellere Entscheidungen“, sagt sie.

Auch Ute Volquardsen, Landwirtin aus Schleswig-Holstein, weiß, wie viel Aufwand ein Ehrenamt bedeutet. Sie wurde 2018 zur ersten Präsidentin einer deutschen Landwirtschaftskammer gewählt. Die Entscheidung, sich zur Wahl zu stellen, habe sie sich nicht leicht gemacht. „Aber ohne Ehrenamt funktioniert unsere Gesellschaft nicht“, sagt sie.

Der Jung-Winzerin Mara Walz macht neben den Problemen bei der Vereinbarkeit noch etwas anderes Sorgen. Sie fordert von der Politik mehr Planungssicherheit, damit die Übernahme eines Betriebs für junge Menschen überhaupt noch attraktiv bleibt. „Wir müssen wissen, wie es weiter geht“, sagte sie.

Die Diskussionsrunde "Vielfältig und vernetzt – Warum es gut ist, dass die Agrarbranche jünger und weiblicher wird" ist am Mittwochabend (18.10.23) ab 19 Uhr live auf unserem YouTube-Kanal übertragen worden.

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