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Ute Volquardsen: „Mut haben, alte Zöpfe abzuschneiden"

Als Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein ermutigt Ute Volquardsen junge Frauen auf den Höfen, ihre eigenen Weg zu gehen.

Lesezeit: 6 Minuten

Am 18. Oktober 2023 diskutieren wir unter anderem mit Ute Volquardsen, warum es gut ist, dass die Agrarbranche jünger und weiblicher wird. Sie sind herzlich eingeladen, bei unserer Veranstaltungsreihe „Landwirtschaft im Dialog: Vielfältig und vernetzt“ kostenlos vor Ort in Berlin dabei zu sein. Die Podiumsdiskussion wird zudem live auf YouTube übertragen. Auf der Bühne begrüßen wir unter anderem die Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes Susanne Schulze Bockeloh, Ministerin Daniela Schmitt aus Rheinland-Pfalz, Nikola Steinbock von der Rentenbank und den Landjugendvorsitzenden Jan Hägerling. Weitere Infos und die Anmeldung zum Event finden Siehier.

Wir haben im Voraus bereits mit Ute Volquardsen gesprochen. Es geht um die Frage, was passieren muss, damit (junge) Frauen auf den Höfen und auch im Ehrenamt besser durchstarten können.

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top agrar: Frau Volquardsen, als Frau an der Spitze der Landwirtschaftskammer wollen Sie auch andere Frauen ermutigen. Was empfehlen Sie jungen Frauen, die Höfe übernehmen oder neu gründen wollen?

Ute Volquardsen: Ich möchte die jungen Frauen ermuntern, ihre Visionen und Ziele zu erreichen. Selbst durfte ich erleben, dass man sehr vieles im Leben schaffen kann, wenn man Chancen beim Schopfe packt. Ein wichtiges Fundament ist eine gute Aus- und Fortbildung. Denn insbesondere in Phasen der Entscheidung zur Hofübernahme oder Gründung stärken Fachwissen und Kompetenz die (Verhandlungs-)Position. Suchen Sie sich Vorbilder und vernetzen Sie sich mit gleichgesinnten Frauen. Seien Sie auch mutig und erweitern Sie Ihren Horizont. Schnuppern Sie in andere Betriebe hinein - auch außerhalb der Landwirtschaft! Denn entscheidend ist das unternehmerische Handeln, da können wir auch von anderen Branchen ganz viel lernen.

„Schnuppern Sie in andere Betriebe hinein - auch außerhalb der Landwirtschaft!“

Wichtig ist, dass Frauen mit sich selbst klären, was ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen, Ziele und Herangehensweisen für den Betrieb sind. Fragen Sie sich: „Wo will ich in fünf oder zehn Jahren stehen“.

top agrar: In Schleswig-Holstein gibt es mit 12 % etwas mehr Betriebsleiterinnen als im Bundesdurchschnitt (11 %). Gibt es bei der Landwirtschaftskammer ein Ziel, wie hoch dieser Anteil steigen soll?

Ute Volquardsen: Geht es nach der Landwirtschaftskammer, darf der Anteil an Betriebsleiterinnen gern wachsen. In unserem Beratungsalltag stellen wir aber fest, dass es verschiedene Hürden für eine Hofübernahme gibt. Ich denke, dass der Strukturwandel, der Fachkräftemangel sowie die hohe Auflagendichte und der bürokratische Aufwand, potenzielle Hofnachfolger - ob weiblich oder männlich - abschrecken, diesen Schritt zu gehen. Andere wiederum gehen ihn und sind hier erfolgreich.

top agrar: Welche Hürden kann die Kammer abbauen, die Frauen noch daran hindern, Betriebe zu übernehmen oder selbst zu gründen?

Ute Volquardsen: Die Veränderungen der Beratung in den letzten Jahren schafft gute Voraussetzungen für die Frauen. Die Beratung ist ganzheitlicher geworden und stellt den Mensch in den Focus, sowie das Umfeld und das Unternehmen. Bei großen Veränderungen, wie der Hofübernahme oder einer Neugründung, sind die Prozess-, Strategie- und auch Hofübernahmeberatungen gute Instrumente. Sie eignen sich gleichermaßen für Frauen und Männer.

„Spezielle Coachings können Frauen helfen, ihre Stärken klarer zu sehen und auszubauen.“

Natürlich können auch spezielle Coachings den Frauen helfen, ihre Stärken klarer zu sehen und auszubauen. Die Landwirtschaftskammer berät in diesen Fällen gerne in gemischten Beraterteams. Ich finde zudem, dass Weiterbildung enorm wichtig ist. Man bleibt offen für Neues und wird motiviert, Veränderungen als Chance zu sehen. Die Landwirtschaftskammer hat hier ganz unterschiedliche Angebote, von der Förderung eigener Softskills über klassische Fachseminare bis zum Bereich Einkommensalternativen. Meine Schwiegertochter hat z. B. den Bauernhofpädagogikkurs gemacht und auf unserem Betrieb nun diesen Bereich aufgebaut. Dies ist nur ein Beispiel für eine alternative und eigene Einkommensquellen für Frauen.

Der Landfrauenverband bietet in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer seit Langem den sog. BAFF-Kurs an, um Frauen für Büro und Buchführung fit zu machen. Die Frauen erlangen einen guten Einblick in betriebliche Strukturen und können ein Netzwerk untereinander aufbauen. Außerdem ist gerade dieser Kurs eine gute Grundlage, um ins betriebliche Management einzusteigen.

top agrar: Wie muss sich vielleicht auch die Beratung ändern, um in Familien und im landwirtschaftlichen Umfeld mehr Sensibilität für alternative Wege zu schaffen?

Ute Volquardsen: In der Gesellschaft, insbesondere in der jungen Generation hat sich schon einiges geändert. Viele junge Frauen kennen ihre Rechte und sind selbstbewusst. Nichtsdestotrotz ist in vielen Bereichen noch keine Gleichberechtigung erreicht.

Die Beratung nimmt deshalb gerade bei anstehenden Veränderungen die ganze Familie in den Blick und kann so für neue Wege sensibilisieren und Mut machen, „alten Zöpfe der Familientradition“ abzuschneiden.

„Ich denke, wir sind in unserem Tun nur dann gut, wenn dies auch unseren Neigungen entspricht.“

Meines Erachtens ist dabei wichtig, junge Frauen zu unterstützen, ihre Ziele und ihre eigenen Stärken klar herauszuarbeiten. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass wir in unserem Tun nur dann gut sind, wenn dies auch unseren Neigungen entspricht. Tun wir auf Dauer etwas, was uns nur mittelmäßig liegt, werden wir auch nur mittelmäßig erfolgreich sein.

top agrar: Welche Vernetzungsmöglichkeiten gibt es für Frauen, insbesondere für Frauen, auf den Höfen in Schleswig-Holstein?

Ute Volquardsen: Weiterbildungen in feststehenden Kursen, wie z. B. Meisterkurse, Bauernhofpädagogik, Green Care, BAFF und viele mehr, eröffnen den intensiven Austausch. Aus vielen Seminaren entstehen feste Gruppen, die sich immer wieder treffen. Ich selbst war u.a. b/u/s Teilnehmerin und bin einige Zeit b/u/s-Trainerin gewesen. b/u/s steht für Bauernunternehmerschulung. Gegenseitige Betriebsbesuche und regelmäßiger sehr vertrauensvoller Austausch haben mich weitergebracht und reißfeste Netzwerke entstehen lassen.

Viele Betriebsleiterinnen sind auch über soziale Netzwerke und Messangerdienste wie WhatsApp, sowie über Foren und Blogs miteinander vernetzt.

top agrar: Wie kann es gelingen, mehr junge Frauen ins Ehrenamt und auch Hauptamt bei der Kammer und auch in den Verbänden zu bekommen?

Ute Volquardsen: Hier gibt es keinen Königsweg. Alle Verbände, Vereine und Organisationen wüssten ihn sicher gerne… Was helfen kann, sind familienfreundliche Termine und eine begeisternde Ansprache, die Bindungen schafft, Spaß vermittelt und Frauen zeigt, dass sie sich hier weiterentwickeln können.

„Dennoch sehe ich die Quote kritisch.“

Wir haben bei den Kammern das Ziel verankert, Frauen über Bildung und Beratung zu fördern. Gremien und Beschlussorgane von Ehrenamt und Hauptamt der Kammern sollen möglichst paritätisch besetzt werden. Mittlerweile beträgt der Anteil 30 Prozent bei der Kammer-Hauptversammlung, im Vorstand sowie auf Fachbereichsleiterebene. Hier ist noch Luft nach oben. Dennoch sehe ich eine Quote kritisch, da für mich zunächst die Kompetenz der Person für die entsprechende Position an erster Stelle steht.

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