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Vorsitzender der Landjugend

"Frauen in den Agrarverbänden brauchen keine Quote"

Jan Hägerling ist Bundesvorsitzender der Deutschen Landjugend. Agrarverbände seien oft "geschlossene Männerclubs". Warum es trotzdem keine Frauenquote braucht, erklärt er im Interview.

Lesezeit: 6 Minuten

Veranstaltungshinweis: Am 18. Oktober 2023 diskutieren wir unter anderem mit Jan Hägerling, warum es gut ist, dass die Agrarbranche jünger und weiblicher wird. Sie sind herzlich eingeladen, bei unserer Veranstaltung „Landwirtschaft im Dialog: Vielfältig und vernetzt“ kostenlos vor Ort in Berlin dabei zu sein. Die Podiumsdiskussion wird zudem live auf YouTube übertragen. Auf der Bühne begrüßen wir unter anderem Ministerin Daniela Schmitt aus Rheinland-Pfalz, Nikola Steinbock von der Rentenbank und Susanne Schulze Bockeloh. Weitere Infos und die Anmeldung zum Event finden Sie hier.

Verbandsarbeit und politisches Mitwirken erfordern nicht nur Engagement, sondern auch viel Mut. Herr Hägerling, Sie sind jetzt 27 Jahre alt und seit 2020 Bundesvorsitzender der Landjugend. Hätten Sie den Mumm für dieses Ehrenamt auch schon aufbringen können, als sie mit 16 Jahren in den Verband eingetreten sind?

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Jan Hägerling: Das ist definitiv gewachsen. Ich war neuen Aufgaben gegenüber aber nie scheu und gehe die Dinge gerne unvoreingenommen an. Das hat mir sicherlich geholfen. Eine Stärke von mir ist es allerdings, positiv nervig zu sein. Damit kann man viele Dinge ins Rollen bringen.

Bundesvorsitzender der Landjugend zu sein, das ist ein zeitintensives Ehrenamt. Woher nehmen Sie die Motivation für diese Aufgabe?

Hägerling: Ich finde, man kann nicht immer nur von der Gesellschaft nehmen, man muss auch etwas zurückgeben. Bei Veranstaltungen wie der Grünen Woche oder bei „Blinddates“ zwischen zwei Ortsgruppen, die sich vorher noch nie begegnet sind, entstehen in unserem Verband echte Freundschaften. Dass ich das als Vorsitzender unterstützen kann und dieses Amt auch kommunikativ gut hinbekomme, macht mir viel Freude. Und dass ich so viele Menschen treffen darf, die man vielleicht nur aus dem Fernsehen oder der Zeitung kennt, ist für mich etwas ganz Besonderes. Das hat man ja sonst gar nicht so im Leben.

Sie sind im Handwerk selbstständig und stammen nicht vom Hof. Wie kommt es, dass Sie dennoch Stallgeruch haben?

Hägerling: Ich habe einfach viele Freunde, die Landwirtschaft machen und die auch alle bei der Landjugend waren. Als Bundesvorsitzender bin ich in Berlin zwar nicht für die Agrarthemen, sondern für die Jugendpolitik im Einsatz, aber die Landwirtschaft liegt mir dennoch am Herzen. Ich glaube sogar, dass es mein Vorteil ist, nicht vom Hof zu kommen. Denn wenn man für etwas spricht, von dem man selbst keinen Vorteil hat, dann hat das eine andere Authentizität.

Die Agrarbranche hat erkannt, dass man nicht mehr 20 Jahre Erfahrung für die Verbandsarbeit mitbringen muss.
Jan Hägerling

Ist die Agrarbranche ein guter Förderer für junge Menschen?

Hägerling: Ich glaube, dass die Verbände ein offenes Ohr für Jugendfragen haben. Die Agrarbranche hat auch erkannt, dass man nicht mehr 20 Jahre Erfahrung für die Verbandsarbeit mitbringen muss. Es ist viel entscheidender, motiviert zu sein und ein gutes Grundwissen mitzubringen. Aber der Weg in die Entscheidungsgremien ist oft noch zu lang. Natürlich hilft das in den Vorständen der Landjugend erworbene Knowhow und die Erfahrung, die sie z. B. in den Bauernverband oder zu den Landfrauen mitbringen. Doch sie bekommen dafür keinen Bonus, sondern müssen sich wieder vom Orts- oder Kreisverband hocharbeiten. Bis sie es dann auf die Landesebene geschafft haben, sind sie meist nicht mehr jung.

Apropos Landfrauen: In letzter Zeit sieht man Sie immer wieder auf den Veranstaltungen des Deutschen Landfrauenverbandes. Wie kommt das?

Hägerling: Ich wollte in Berlin unbedingt zum DLV gehen, um meinen Horizont zu erweitern. Als junger Mann kamen die Landfrauen in meiner Bubble einfach nicht vor. Viele ihrer politischen Schwerpunkte hatte ich gar nicht im Fokus.

Zum Beispiel?

Hägerling: Wie ist das zum Beispiel, wenn man Nachwuchs bekommt? Welche Möglichkeiten der Unterstützung hat ein junges Paar? Wie kriegt man es gemeinsam hin, dass die Partnerin auch mit Kind im Verband aktiv sein kann, wenn sie das möchte? Für mich als Mann ist das genauso wichtig wie für die Frauen, die einen Kinderwunsch haben. Auch bei der Frage, wie das Ehrenamt im ländlichen Raum gefördert werden kann, sehe ich starke Parallelen zur Arbeit der Landjugend. Politisch sind die Landfrauen einfach ein Schwergewicht und das verstaubte Image, das leider immer noch vorherrscht, kann ich komplett entkräften.

Sind Sie schon Mitglied beim DLV?

Hägerling: Ja, ich bin Fördermitglied im Nachbarort. Der Verband ist richtig lebendig: Wir machen vom Cocktailabend über Kreis- und Landespolitik bis zu Veranstaltungen über den Enkeltrick alles. Ganz nebenbei diskutieren wir dann noch, wie man Mamo bis 75 durchsetzt. Und dabei bin ich auch noch mit meiner Schwester, meiner Mutter und meiner Oma unterwegs. Besser gehts doch gar nicht, oder?

Wie ist Ihre Meinung zu einer Frauenquote in Verbänden?

Hägerling: Ich persönlich bin kein Unterstützer der Quote. Ich kenne viele Frauen, die es einfach draufhaben, die keine Quote brauchen. Aber noch sind agrarische Verbände mehr oder weniger geschlossene Männerclubs, was sie für viele Frauen bisher wenig attraktiv macht. Um das zu ändern, müssen Verbände Chancengleichheit für Männer und Frauen schaffen. Es geht dabei explizit nicht um Quote, sondern um zu entwickelnde Strukturen und Verbandskultur. Genauso erwarte ich aber, dass Frauen sich untereinander stärken und in ihren Netzwerken so unterstützen, dass sie in die Positionen gewählt werden, für die sie sich durchsetzen können.

Die Landjugend ist paritätisch besetzt. Welchen Einfluss hatte das?

Hägerling: Genau genommen ist das ja wie eine Quote, wenn wir die Vorstandsämter zur Hälfte mit Frauen und Männern besetzen. Das ist für meine Generation so selbstverständlich, dass wir darüber gar nicht nachdenken. Meine Kolleginnen haben häufig einen anderen Blickwinkel auf unsere Themen, der genauer und tiefgreifender ist. Unsere Junglandwirt:innen-Studie geht noch weiter. Demnach würde ein erhöhter Frauenanteil in agrarischen Verbänden zu mehr Rationalität in Diskussionen und Entscheidungen führen. Denn: Frauen kennen die Inhalte der Verbände besser. Das ist in der Landjugend gelebte Realität.

Vielen Dank für das Gespräch.

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