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topplus Ausbildungsbetrieb des Jahres

Ausbildung in der Landwirtschaft: Erfolgreicher Ausbilder gibt Tipps

Seit 30 Jahren bildet Heinrich Lohmann aus. Beim Deutschen Bauerntag wurde sein Hof zum Ausbildungsbetrieb des Jahres gekürt. Sohn Matthias und er geben Ratschläge für die Praxis in der Lehre.

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landlebenerschienen.

Ausbildungsbetrieb des Jahres – seit Ende Juni darf sich so der Hof Lohmann in Ascheberg im Kreis Coesfeld nennen. Jetzt stecken Heinrich und Matthias Lohmann gerade in der Ernte. Zusätzlich fangen diese Woche zwei Azubis auf dem Betrieb mit 300 Sauen und anschließender Mast sowie 110 ha Ackerbau an. Wir haben mit Vater und Sohn über die Lehre in der Landwirtschaft gesprochen.

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Vertrauen schenken

Vertrauen ist für Heinrich Lohmann ganz wichtig. Die neuen Azubis fahren in der Ernte gleich das Korn ab. „Da stehe ich nicht die ganze Zeit hinter, sondern lasse sie erst mal machen. Trecker fahren können sie“, sagt der 61-Jährige. „Wenn ich dann im Stall bin, stelle ich mir einen Timer und komme regelmäßig raus und schaue, ob alles klappt“, erzählt er. Vorher weist der Sauenhalter sie ausführlich in die Maschinen ein. „Lieber mehr Zeit zum Erklären vorher nehmen, als nachher den Schaden beheben zu müssen“, ­lautet sein Motto.

Im Stall sind die Aufgaben genau verteilt: Die ersten drei Monate unterstützt ein Azubi Heinrich Lohmann bei den Sauen, während der andere seinem Sohn bei der Ferkelaufzucht und im Maststall hilft. „Die erste Woche machen der Lehrling und ich alles gemeinsam. Ab der zweiten Woche geht er auch allein ins Abteil. Ich entlasse ihn immer mehr in die Selbstständigkeit“, sagt Matthias Lohmann, der seit fünf Jahren gemeinsam mit ­seinem Vater den Betrieb bewirtschaftet. Die Ausbildereignung hat er während des Studiums in Osnabrück gemacht.

Tierwohl im Blick

Der Betrieb arbeitet im Sauen­stall im 14-Tage-Rhythmus. Die täglichen Aufgaben sind damit recht klar vorgegeben. Für den Abferkelbereich gibt es Checklisten, an denen sich die Azubis entlanghangeln können. „Hat zum Beispiel eine Sau geferkelt, muss der Azubi sofort die Nachgeburt aus der Bucht entfernen und sollte dann nichts anderes machen“, erklärt Heinrich Lohmann. So lernen die Azubis, welche Aufgabe wann wichtig ist.

„Nach etwa fünf Monaten auf dem Hof kennen die Auszubildenden in beiden Bereichen die Abläufe“, erzählt Matthias Lohmann. Für ihn ist wichtig, dass sie ein Auge für das Tierwohl entwickeln. „Die Digitalisierung im Stall wird das aufmerksame Auge des Tierhalters nicht ersetzen“, ist sich der 29-Jährige sicher. Ein Vorgeschmack auf die Bürokratie bekommen sie auch: Der Lehrling muss das Bestandsbuch im Stall mit führen und Abgänge sofort notieren.

Nicht nur der Hof

Ein Fixpunkt am Tag ist das gemeinsame Mittagessen um 12 Uhr. Dann treffen sich die Familie und die Azubis am Tisch. Da tauschen sie sich über den Tag aus und reden auch über Themen abseits der Arbeit.

Nach vier Wochen gibt Heinrich Lohmann das erste ausführliche Feedback. Die Azubis haben dann die Möglichkeit, Kritik zu äußern. „Wenn es Unstimmigkeiten gibt, sollte man am besten am selben Tag ein Gespräch führen“, rät Heinrich Lohmann. Dann kommt gelegentlich seine Frau Mechthild als Vermittlerin ins Spiel.

Für Vater und Sohn ist wichtig, dass sie mit gemeinsamer Stimme zu den Azubis sprechen. Unterschiedliche Arbeitsaufträge oder Meinungsverschiedenheiten zwischen Vater und Sohn sollten nicht auf den Rücken der Azubis aus­getragen werden.

Zu Beginn der Ausbildung gibt es eine klare Ansage zur Nutzung des Smartphones. „Wir brauchen es für die Kommunikation und Navigation zu den Schlägen“, sind sich Vater und Sohn einig. Während der Arbeitszeit wird nicht rumgedaddelt oder im Internet gesurft.

Erfahrungen abseits des Hofes hält Heinrich Lohmann für wichtig. Er nimmt die Azubis zu Veranstaltungen der Landwirtschaftskammer, des Verbandes oder der Genossenschaft mit. Vor allem die Feldbegehungen der örtlichen Pflanzenbauberater sind ein Muss.

Ungeliebt, aber sinnvoll

„Das Berichtsheft ist eine ungeliebte, aber sinnvolle Sache“, sagt Matthias Lohmann. So festigt sich das Erlebte und das Gelernte. Die ersten Wochen lassen sie die Azubis Wochenberichte schreiben, dann Themenberichte. Dazu erhalten sie auch mal einen Einblick ins Büro. Mit einer aktuellen Schlachtabrechnung können sie zum Beispiel das Thema „Erlöse und Kosten“ ganz anders bewerten und entwickeln ein Gefühl für die Herausforderungen des Betriebes.

Gibt es Fragen, nehmen sich beide Ausbilder Zeit. „Es gibt monotone Arbeiten wie das Impfen, bei denen sich auch mal andere Themen intensiver erklären lassen“, sagt der Hofnachfolger. Vor der Prüfung stellen die beiden Ausbilder gezielt Fragen und spielen ein wenig Prüfer. „Bleibt in der Prüfung am Reden, umso weniger können die Prüfer nachfragen“, rät Heinrich Lohmann zum Abschluss.

Besonderes Engagement

In NRW gibt es rund 2100 anerkannte Ausbildungsbetriebe, die in den vergangenen fünf Jahren ausgebildet haben. 2022 haben 318 Personen im Bundesland die Ausbildereignungsprüfung bestanden.

Seit 2007 kürt der Bauernverband jährlich den Ausbildungsbetrieb des Jahres. Der gastgebende Landes­verband ist aufgerufen, den Betrieb zu benennen. In Westfalen-Lippe kam zunächst ein Dutzend Höfe in die engere Auswahl. Von denen wählte das WLV-Präsidium den Betrieb Lohmann aus. Wichtige Kriterien sind, dass der Betrieb lange aktiv ausbildet, Mitglied im Bauernverband ist und abseits vom Fachlichen auch die Persönlichkeit der jungen Menschen fördert.

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