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Schleswig-Holstein will erstes klimaneutrales Industrieland werden

Nirgendwo werden Windräder so schnell genehmigt und gebaut wie in dem kleinen Land im Norden. Das ist ein starker Impuls für die Wirtschaft, erklärten Referenten auf der Konferenz Powernet.

Lesezeit: 5 Minuten

Schleswig-Holstein soll zur Energiedrehscheibe im Herzen Europas werden. „Das ist unsere Vision, aber auch unser Anspruch. Wir sind schon jetzt Stromexporteur in andere Bundesländer, weil wir die Erneuerbaren Energien früh ausgebaut haben und beim Netzausbau gut vorangekommen sind“, unterstrich Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt gestern bei der Pressekonferenz anlässlich der Konferenz „Powernet 2024“ in Neumünster.

Erneuerbare Energien seien eine entscheidende Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und steigende industrielle Wertschöpfung. Bestes Beispiel dafür sei die Northvolt-Ansiedlung in Heide (Dithmarschen). Der schwedische Batteriezellen-Hersteller hat sich verpflichtet, für den Bau Investitionen in Höhe von 4,5 Mrd. € zu tätigen. Goldschmidt führt das darauf zurück, dass es an der Westküste viel günstigen Windstrom gibt. „Auch im Bereich Wasserstoffwirtschaft haben wir Anfragen von bis zu 1 GW Leistung. Das zeigt: Schleswig-Holstein ist auf Basis von erneuerbaren Energien ein attraktiver Standort geworden“, sagt der Minister.

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Vorbild für andere Länder

Auch in anderer Hinsicht sieht Goldschmidt das norddeutsche Bundesland als Vorbild für andere Länder:

  • Ein Drittel der bundesweiten Windkraftgenehmigungen sowie ein Drittel der neu zugebauten Windräder 2023 gab es allein in Schleswig-Holstein. Der Bau von neuen Windrädern führt pro Jahr zu Umsätzen von über 800 Mio. €. Aktuell stehen weitere 1,9 Gigawatt vor der Inbetriebnahme.

  • Nirgendwo werden laut Goldschmidt Windparks so schnell genehmigt wie in Schleswig-Holstein.

Wichtig für den künftigen Ausbau der erneuerbaren Energien hält er Preissignale. Sie würden den Menschen mehr Perspektiven geben als Verbote oder Fördermittel. „Dazu müssen wir auch darüber diskutieren, ob es noch sinnvoll ist, in ganz Deutschland nur eine Preiszone zu haben“, sagt er. Außerdem drängt er darauf, die Netzentgelte zu reformieren. Denn hohe Netzentgelte belasten gerade die Regionen, die das Stromnetz stark ausbauen. Weil in Norddeutschland wegen des starken Erneuerbaren-Ausbaus viel in die Netze investiert wird, sind die Netzentgelte dort merklich höher als in anderen Regionen Deutschlands. Die von der Bundesnetzagentur angestoßene Reform könnte die Bürger in Schleswig-Holstein um 4 bis 5 ct/kWh entlasten, stellt er in Aussicht.

Auch die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm, Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, attestiert Schleswig-Holstein gute Chancen: „Für die Energiewende sind Infrastruktur und Fachkräfte entscheidend. Hierfür ist Schleswig-Holstein ein attraktiver Standort.“

Da Wasserstoff ein wichtiger Rohstoff für die Industrie sei, hätte der Norden eine wichtige Rolle, sowohl bei der Erzeugung als beim Import von Wasserstoff. „Jetzt brauchen wir dafür die richtige Verteilinfrastruktur“, betont sie.

Impulse für die Wirtschaft

Laut Markus Hrach, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH), werden viele Zulieferer in Schleswig-Holstein vom Energiewendeboom profitieren: „Die Energiewende ist ein starker Impuls für die Wirtschaft und sorgt für einen Wirtschaftsboom in unserem Land insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen. So werden allein Windenergieanlagen, die jetzt aktuell im Genehmigungsprozess sind, rund 2,8 Milliarden Euro an Investitionen auslösen.“ Das sei zwar Geld, das nur einmal ausgegeben werde. Aber die daraus entstehende, krisenfeste Wertschöpfung würde über Jahrzehnte wirken, ist er überzeugt. „Zudem sind die Erneuerbaren eine krisenfeste Branche. Mittelstandsgeprägt sorgen die Unternehmen der Branche für sichere Arbeitsplätze.“

Er sieht als Erfolgsfaktor auch eine hohe Bürgerbeteiligung, die bei den Windparks in Schleswig-Holstein seit Jahrzehnten übliche Praxis sei. „Zudem streben wir den Ausbau im Einklang mit der Natur an, z.B. über Biodiversitätssolarparks – eine Idee, die auch in unserem Land geboren wurde“, unterstreicht er.

Auf der zentralen Energiewendekonferenz haben sich am 7. Februar über 500 Akteure aus ganz unterschiedlichen Transformationsbereichen getroffen, um sich auszutauschen und zu vernetzen. „Diese Vernetzung ist für die Energiewende enorm wichtig. Die PowerNet ist damit eine wichtige Plattform auf dem Weg Schleswig-Holsteins zum ersten klimaneutralen Industrieland bis 2040. Deswegen unterstützt das Land die PowerNet in diesem und auch in den kommenden Jahren weiterhin finanziell in großem Umfang“, sicherte Goldschmidt zu.

Wärmelösungen für Kommunen

Ein Schwerpunktthema der PowerNet 2024 war die Wärmewende mit gleich drei Foren. Viele Kommunen sind aktuell unter großem Druck, denn sie müssen eine eigene Wärmeplanung aufstellen. Dies stellt sie vor große Herausforderungen unter anderem bei der Finanzierung. Zentrales Thema auf der PowerNet war daher, wie Kommunen unterstützt und wie die Finanzierung der Wärmeprojekte gesichert werden kann.

Ein Beispiel aus der Praxis stellte Uta Bielfeldt, Bürgermeisterin in Meldorf auf der PowerNet Pressekonferenz vor. Die Stadt Meldorf hat sich 2015 entschieden, die Wärmeversorgung der Stadt auf lokale und erneuerbare Energien umzustellen. Dazu wurde ein energetischen Quartierskonzept erstellt, das vorschlug, eine Fernwärmeversorgung aufzubauen. Dabei sollte die Stadt das Projekt vorantreiben und Akteure vor Ort nach Möglichkeit eingebunden werden. Meldorf gründete daraufhin eine eigene Gesellschaft, die WIMeG WärmeInfrastruktur Meldorf, die mit der Umsetzung des Vorhabens beauftragt wurde.

Als Energiequellen dienen dabei die Abwärme der lokalen Druckerei und einer Biogasanlage. Zukünftig werden weitere Energiequellen genutzt werden u.a. Solar und Wärmepumpen. Nach Anschluss vieler öffentlichen Liegenschaften werden in weiteren Ausbauschritten die Wohngebäude der Stadt in den Fokus genommen. Meldorf möchte bis 2035 einen Großteil der Stadt mit Fernwärme versorgen.  „Niemand sagt, dass es leicht wird. Durch fehlende Kostenabsicherung sind wir dazu ‚verdonnert‘ weiterzumachen", erklärt die Bürgermeisterin.

Bei der Projektumsetzung wird die WIMeG über Kommunalkredite finanziert, „was es uns ermöglicht, trotz aller Unsicherheiten unserer Daseinsvorsorgeaufgabe bei der Energieversorgung unsere Bürger Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten“.

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