Das Schweizer Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat die Entnahme von 12 Wolfsrudeln zugestimmt. Beantragt hatten dies die Kantone Graubünden, Wallis, Waadt, St. Gallen und Tessin. Im Fall Tessin darf ein Rudel im Valle Onsernone jedoch nicht vollständig getötet werden; hier ist nur eine präventive Regulierung erlaubt, d.h. der Kanton darf zwei Drittel der Jungwölfe erlegen. Das berichtet das Schweizer Fernsehen.
Gemäß der geänderten Jagdverordnung dürfen die Wölfe vom 1. Dezember bis zum 31. Januar präventiv geschossen werden, also bevor sie Schaden anrichten. Die Verantwortlichen hoffen nun, dass die Wölfe dadurch scheuer werden.
Kantone reagieren umgehend
Laut SRF können die Kantone nun ihre Verfügungen für die Abschüsse erlassen. Das Wallis hat die Abschüsse von sieben der 13 Rudel mit etwa 34 Tieren bereits angeordnet.
Der Kanton Graubünden will etwa ein Drittel des Bestandes von grob geschätzt 130 Wölfen erlegen. Dabei sollen vier der zwölf im Bündnerland lebenden Wolfsrudel ganz ausgelöscht werden. St. Gallen liess den Abschuss des ganzen Calfeisental-Rudels genehmigen. Dieses Jahr riss das Rudel 14 Schafe in geschützten Herden.
Nur Spezialisten dürfen auf die Jagd
Nur Wildhüter oder speziell ausgebildete Jäger dürfen die Wölfe erlegen, heißt es. Die Jagd in dem unwegsamen Gelände ist allerdings sehr schwierig. Die Behörden gehen daher auch nicht davon aus, dass alle Tiere bis Ende Januar erlegt sind. Allerdings gehen die Fachleute davon aus, dass das Wachstum des Wolfsbestands stark gebremst wird.
In den kommenden Jahren werden die Kantone jeweils von September bis Ende Januar präventiv in den Wolfsbestand eingreifen. Dazu müssen sie den Angaben zufolge jeweils neue Gesuche einreichen.
In der Schweiz gibt es aktuell 32 Wolfsrudel mit insgesamt rund 300 Tieren. Im Jahr 2020 waren es noch elf Rudel mit gut 100 Wölfen. Die Zahl der von Wölfen gerissenen Nutztiere ist von 446 im Jahr 2019 auf 1.480 im vergangenen Jahr gestiegen. Vor allem für die Alpwirtschaft mit Schafen und Ziegen ist das ein Problem. Die Wölfe haben aber auch Rindvieh, Alpakas oder einmal einen Esel gerissen.
Studie: Mehr Wolfabschüsse verringern Weidetierrisse nicht
Eine laxere Gesetzgebung bezüglich der Wolfsjagd reduziert allerdings nicht das Risiko von Nutztierrissen, besagt eine aktuelle Studie der tschechischen Mendel Universität Brno. Für die Untersuchung wurde analysiert, wie sich rechtliche Vereinfachungen für eine saisonale Wolfsbejagung in der Slowakei auf die Anzahl an Weidetierverlusten ausgewirkt haben.
Den Forschern zufolge zeigte eine statistische Auswertung, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl an gerissenen Weidetieren und der Anzahl an geschossenen Wölfen in der Vorjahressaison gibt. Die Autoren der Studie bezweifeln daher, ob eine willkürliche Wolfsentnahme ein effektives Mittel gegen Nutztierrisse ist.